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023 - Im Zeichen des Boesen

023 - Im Zeichen des Boesen

Titel: 023 - Im Zeichen des Boesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Asmoda nicht sicher sei?«
    »Ich … Lassen Sie mich los, Herr! Ich bekomme keine Luft.« Als sich Dorians Griff lockerte, schluckte der Mann und bekreuzigte sich. »Hoffentlich erfährt sie es nicht, daß ich Sie gewarnt habe! Verraten Sie mich nicht, Herr!«
    »Von wem sprechen Sie eigentlich?«
    »Von der Hexe, die hier ihr Unwesen treibt«, antwortete der Mann widerwillig. »Lachen Sie mich nicht aus, Herr! Denken Sie an meine Worte und achten Sie auf Ihre junge, schöne Frau! Es sind schon viele junge Mädchen aus dieser Gegend verschwunden und nie mehr aufgetaucht.«
    Dorian blies hörbar die Luft durch die Zähne und gab dem Fahrer einen Stoß, daß er mit dem Gesäß gegen das Lenkrad und auf die Hupe fiel. Ihr mißklingender Ton hallte eindringlich über den stillen Platz. Der Klang der Autohupe, der so ganz und gar nicht in diese mittelalterliche Umgebung passen wollte, brachte Dorian zur Besinnung.
    »Entschuldigen Sie!« sagte er zu dem Fahrer. »Und danke für Ihre Warnung.«
    »Was wollte der Mann von dir?« erkundigte sich Lilian, während er ihr beim Aussteigen behilflich war.
    »Er muß verrückt sein«, sagte Dorian ausweichend. »Er hat ganz konfuses Zeug geredet.«
    Lilian blieb auf der untersten Stufe stehen. »Wollen wir nicht umkehren, solange es noch nicht zu spät ist? Der Fahrer nimmt uns bestimmt mit zurück, wenn wir ihn darum bitten. Mir zuliebe, Rian!«
    »Du kleine, ängstliche Närrin«, meinte er lachend und hob sie mit spielerischer Leichtigkeit von der Treppe herunter.
    »Solange ich bei dir bin, hast du weder Teufel noch Dämonen zu fürchten.«
    »Teufel und Dämonen?« wiederholte Lilian und schlang die Arme um den Körper. »Das nimmst du doch nicht wörtlich?«
    Dorian holte ihre beiden Koffer aus dem Gepäckraum, verschloß die Klappe mit dem Draht und gab dem Fahrer mit einem Handzeichen zu verstehen, daß er abfahren konnte. Der Motor heulte auf. Der Autobus setzte sich in Bewegung und war eine Minute später in einer der engen Dorfgassen verschwunden.
    Zurück blieben die zehn Personen mit ihrem Reisegepäck. Erst jetzt merkten sie, daß sie Fremdkörper an diesem Ort waren – Menschen des 20. Jahrhunderts in einem Dorf, an dem die Zeit spurlos vorbeigegangen zu sein schien.
    »Wie soll es nun weitergehen?« fragte Jörg Eklund.
    »Ich schlage vor, daß wir uns zuerst einmal ein Quartier für die Nacht suchen«, meinte Dr. de Buer. »Wollen Sie das übernehmen, Mr. Hunter? Vielleicht versuchen Sie es einmal in dem Gasthaus dort drüben! Ein anderes Lokal scheint es hier ohnehin nicht zu geben.«
    Dorian stellte seine beiden Koffer wieder hin, lächelte Lilian beruhigend an und schritt auf das Gasthaus zu. Über dem Eingang hing ein Schild mit einer abgeblätterten Schrift.
    Zum Güldenen Drudenfuß, stand darauf.
    Das Schild schien tatsächlich noch aus jener Zeit zu stammen, in der man geglaubt hatte, daß Pentagramme vor Nachtkobolden und Hexen schützen könnten. Aber, sagte sich Dorian, es war absurd, auch heute noch an die Wirkung von Zauberkreisen zu glauben.
    Als er zum Eingang des Wirtshauses kam, trat plötzlich der Wirt heraus und schickte sich an, die Holzläden der Tür zu schließen.
    Dorian schob blitzschnell einen Fuß in die Türspalte und fragte: »Haben Sie Zimmer frei?«
    Ein Blick ins Innere zeigte ihm, daß der Schankraum nur durch Kerzenlicht erhellt war. Aus dem Halbdunkel blickten ihm einige düstere Gesichter entgegen.
    »Geschlossen«, sagte der Wirt in gebrochenem Deutsch und fügte etwas in einer fremden Sprache hinzu.
    »Wir wollen gar nicht bei Ihnen einkehren«, versuchte Dorian ihm geduldig zu erklären. »Wir brauchen nur Quartiere für die Nacht. Wenn Sie Zimmer vermieten, würden wir sie gern ansehen.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf.
    »Sie vermieten keine Zimmer?«
    Wieder schüttelte der Wirt den Kopf.
    »Können Sie uns dann vielleicht sagen, wo wir übernachten können?«
    Die Antwort war neuerliches Kopfschütteln.
    Dorian resignierte. Er zog den Fuß zurück, und die Holzläden knallten zu. Die anderen hatten neben dem Drachenbrunnen gewartet. Dorian hob bedauernd die Schultern.
    Links hörte er plötzlich ein schrilles Kichern. Als er sich umwandte, sah er einen jungen Mann unter einem Torbogen kauern. Er hockte auf einem Mauervorsprung und kicherte, während er mit abgehackten, heftigen Bewegungen an einem Stück Rinde schnitzte.
    Dorian ging zu ihm.
    »Wir sind fremd hier und suchen für die Nacht ein Quartier«, sagte er.
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