Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0201 - Sternstation im Nichts

Titel: 0201 - Sternstation im Nichts
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
vorn.
    Plötzlich riß der Vorhang auf. Von einer Sekunde zur anderen hörte das Steuer auf, in Conrads Händen zu zucken und zu rütteln.
    Im Augenblick zuvor hatte er noch nichts als Sand und Staub vor sich gesehen, jetzt lag vor ihm ein flaches Stück Land, aus dessen Mitte sich mit blendender Leuchtkraft der orangefarbene Lichtstrahl erhob und in den Himmel hinaufstieg.
    Conrad ließ das Fahrzeug anhalten und setzte es auf das Kraftfeldkissen ab. Er lehnte sich zurück und nahm sich Zeit, die Szene zu überblicken. Neben ihm saß Herb Bryan, der Sergeant, und rührte sich nicht.
    Ein aerodynamisches Phänomen, das Conrad nicht verstand, sorgte dafür, daß die Sturmebene sich hier, wo Luftströmungen aus allen Richtungen sich in einem Punkte vereinigten, ein Stück weit über den Boden erhob. Der Sturm war nicht verschwunden. Zwei Meter über dem Erdboden raste er mit seinen wirbelnden Sandmassen dahin, beschrieb eine elegante Kurve und senkte sich in unmittelbarer Nähe der Leuchterscheinung wieder in die Tiefe.
    „Sehen Sie den dunklen Strich vor uns, Sir?" fragte Bryan, und in der Stille dröhnte seine Stimme, als spräche er durch einen zu großen Lautsprecher.
    Conrad kniff die Augen zusammen. Nicht allzu weit voraus, etwa hundert Meter, zog sich ein schwarzer Strich durch das glatte Gelände. Auf den ersten Blick erschien er schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen. Erst als Conrad ihn nach Osten und Westen hin soweit verfolgte, wie er sehen konnte, bemerkte er, daß er sich nordwärts krümmte.
    „Er bewegt sich, Sir", erklärte Bryan, und seine Stimme zitterte ein wenig.
    Conrad nickte.
    „Der Rand des Auflösungstrichters", sagte er ruhig. „Wir sind da, Herb!"
    Er schnallte sich los und stand auf. Bevor der Sergeant noch etwas fragen konnte, erklärte er: „Ich sehe mir das aus der Nähe an, Herb. Sie bleiben hier und halten den Shift fahrbereit. Ich verlasse Ihr Sichtfeld nicht. Sie werden mich dauernd vor Augen haben. Ist das klar?"
    Durch die ovale Sichtscheibe des Schutzhelms sah er Herb Bryans klobiges, hilfloses Gesicht.
    „Jja, Sir", stotterte der Sergeant. Wie Sie auch immer sagen."
    Conrad stieg durch die Mannschleuse aus. Er hatte den Fuß kaum auf den felsigen Boden gesetzt, da begriff er, daß die Anzeige der Instrumente, die die Umgebung als windstill ausgewiesen hatten, nur relativ zu verstehen war. Das Tosen des Sturms, der in geringer Höhe dahinbrauste, setzte auch die bodennahen Luftmassen in Bewegung und veranlaßte sie zum Kreiseln. War der Orkan, der in zwei Metern Höhe einherschoß, von unirdischer Gewalt, so tobte in Bodennähe immer noch ein Sturm, der nach terranischen Maßstäben als ungewöhnlich stark bezeichnet werden mußte. Conrad stemme die Fuße ein und beugte sich weit vornüber, um dem zerrenden Drang Widerstand zu leisten.
    Schritt für Schritt, mit dem wankenden Gang eines Betrunkenen, näherte er sich der schwarzen Linie. Nur zweimal blieb er stehen.
    Einmal drehte er sich um, um sich zu überzeugen, daß der Shift hinter ihm noch deutlich sichtbar war. Das zweite Mal setzte er die Kamera in Gang, die in den Brustteil seines Schutzanzugs eingebaut war und von jetzt an die Vorgänge registrieren würde, die sich am Rand der Entstofflichungszone abspielten.
    Bryan hatte richtig beobachtet. Der schwarze Strich war in ständiger Bewegung. Er kam Conrad entgegen. Der Leutnant versuchte zu erkennen, was sich dahinter abspielte. Er sah die sanft abfallende Wand eines weiten Trichters, der sich nach rechts und links hin rasch aus dem Blickfeld verlor. Vom Innern der Trichterwand stiegen wirbelnde Sandfäden auf, als tanzten kleine Windhosen darüber hin. Weiter vorn aber, aus dem Zentrum des Trichters, erhob sich die strahlende Lichtsäule, die in jeder Sekunde Millionen von Tonnen der Planetenmaterie in sich auffraß und in den Weltraum hinaufriß.
    Jenseits der Trichterkante senkte sich die Sturmebene rasch. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit raste der vom Orkan mitgerissene Sand auf die Leuchterscheinung zu. Weiter unten im Trichter kam er mit der Trichterwand in Berührung und wirbelte neue Staubmassen auf.
    Conrad blieb stehen, als er noch zwanzig Meter von der Trichterkante entfernt war. Aufmerksam beobachtete er den Boden vor sich. Er sah wie der harte Felsboden zu bröckeln begann und die Brocken die Trichterwand hinunterrollten, als der Rand der Vernichtung sich weiter vorschob. Er kniete nieder, hob einen losen Stein auf und rollte ihn bis an den Rand des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher