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0201 - Sternstation im Nichts

Titel: 0201 - Sternstation im Nichts
Autoren: Unbekannt
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den Boden. Durch den Riß in seinem Schutzanzug drangen heiße Luft und feinkörniger Sand, der ihm zwischen den Zähnen knirschte.
    Er zog sich seitwärts an dem Felsen vorbei. Er brachte es fertig, die Füße gegen das Horn zu stemmen und sich weiter in die Höhe zu arbeiten. Sobald er aber den Halt unter den Sohlen verlor, war es vorbei. Der Sand unter ihm fing sofort an zu rutschen und nahm ihn wieder mit sich in die Tiefe. Nach drei vergeblichen Versuchen gab er auf. Er stemmte sich wieder gegen den Felsen, wie er es zuvor getan hatte und rief nach Bryan.
    Aber Bryan antwortete nicht, und als Conrad das stetige Prasseln und Rauschen in seinem Empfänger hörte, da war ihm klar, daß die Störungen hier im Innern des Trichters viel zu kräftig waren, als daß er mit seinem armseligen Helmsender zu dem Shift hätte durchdringen können.
    Er ruhte sich aus, während rings um ihn herum der Sturm brauste und ihn zu zerdrücken drohte. Dann machte er einen neuen Versuch.
    Er hatte aus seinen Fehlschlägen gelernt. Anstatt sich langsam, Ruck für Ruck vorwärtszubewegen hob und senkte er jetzt die Knie, so schnell er konnte. Jede Bewegung brachte den Sand unter ihm nur mit einer gewissen Geschwindigkeit ins Rutschen. Gelang es ihm, sich selbst schneller zu bewegen, so kam er vorwärts.
    Er wußte nicht mehr, wie lange er so gekämpft hatte, als gälte es auf allen vieren einen Hundert-Meter-Lauf zu gewinnen. Auf jeden Fall lichtete sich die Dunkelheit vor ihm und wenigstens eine Sekunde lang konnte er die glatte Wand des Trichters sehen, wie sie sich scheinbar bis in alle Unendlichkeit in die Höhe reckte. Er hatte die Grenze der Sturmzone erreicht.
    Seine Energien waren erschöpft. Er hatte sich aus dem Innern des Trichters befreit, aber wenn er jetzt aufhörte, sich zu bewegen, würde ihn der rieselnde Sand mit sich hinuntertragen - dorthin, wo er hergekommen war. Mit aufeinandergebissenen Lippen, Tränen des Zorns in den Augen, strampelte Conrad weiter. Er stieß durch die Staubwand und erreichte den freien Teil des Trichters. Aber immer noch lagen wenigstens hundert Meter Trichterwand vor ihm, und Energie hatte er höchstens für drei.
    Conrad Nosinsky war ein Mann der wußte, wann er verloren hatte. Die Lungen leergepumpt, Mund und Nase voll schmerzenden Staubs, ließ er sich flach auf den Sand fallen. Die feinkörnige Unterlage setzte sich sofort in Bewegung. Zunächst langsam, dann rasch schneller werdend, rutschte Conrad wieder auf die drohende Staubwand zu, der er vor zwei oder drei Minuten erst entronnen war.
    Im letzten Augenblick, kurz bevor ihm das Bewußtsein schwand, sah er den Schatten über sich. Ein letztes Mal regten sich seine Lebensgeister. Er drehte sich auf die Seite und schaute in die Höhe.
    Ein unförmiger Schatten senkte sich aus dem Dunst des Sturms und schoß auf ihn herab.
    Einer nach dem andern kehrten drei von den vier ausgesandten Shifts an Bord der CREST II zurück, S-3, S-8 und S-12. S-4 fehlte, und niemand wußte etwas über den Verbleib der beiden Insassen.
    Das Rechenzentrum begann, die gesammelten Daten auszuwerten. Die Shift-Fahrer waren angewiesen worden, sich nur so weit an die Entstofflichungszone heranzuwagen, wie es für die Sicherheit des Fahrzeugs und seiner Besatzung tunlich war. Da die Auswirkungen des Entstofflichungsprozesses sich weit in die Runde erstreckten, wie zum Beispiel der Sturm, den die Stabilisatoren nur mit letzter Kraft noch bewältigen konnten erwies sich eine Direktbeobachtung des Vorgangs als unmöglich.
    Die wichtigsten Daten, die der Bordpositronik zur Auswertung vorgelegt wurden, waren daher Angaben über Richtung und Geschwindigkeit des Sturms und über die Veränderung des bodennahen Schwerefeldes von Power. Gravitation ist ein Ausfluß von Masse. Ein Schwerefeld bildet sich um jeden Körper, dessen Masse von Null verschieden ist. Das Schwerefeld von Power wurde von der Gesamtmasse des Planeten bestimmt, und jetzt, da planetarische Materie mit einer Geschwindigkeit von Millionen Tonnen pro Sekunde ins All hinausbefördert wurde, mußte sich dieses Schwerefeld ändern.
    Es stellte sich heraus, daß Windbeobachtung und Schweremessungen nahezu identische Resultate für die Auflösungsgeschwindigkeit des Planeten ergaben. Sie war weitaus größer als erwartet, nämlich rund 103 kg/sec oder zehn Milliarden Tonnen pro Sekunde. Powers Gesamtmasse betrug etwa 10 hoch 24 kg. Nahm man an, daß der Prozeß der Auflösung mit unveränderter Geschwindigkeit
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