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0194 - Wenn Hexenhände töten

0194 - Wenn Hexenhände töten

Titel: 0194 - Wenn Hexenhände töten
Autoren: Jason Dark
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benutzt, wie mir der Küster sagte, und nur er sorgte eigentlich dafür, daß diese kleine Kirche gepflegt wurde.
    Jetzt war er tot, und ich sah es als meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit an, den Tod des Mannes aufzuklären.
    Ich war nicht durch den Haupteingang in die Kapelle gekommen, sondern durch eine Nebenpforte. Die benutzte ich auch jetzt, als ich die Kirche verließ.
    Die Tür quietschte in den Angeln, als ich mich durch den Spalt schob.
    In der Nähe wuchs etwas Dunkles, Hohes in den nachtschwarzen Himmel. Das war die Mauer. Jeder Stein atmete hier Geschichte, und auf der breiten Mauer existierten Wehrgänge, von denen aus in der Vergangenheit die Soldaten das Schloß verteidigt hatten.
    Links von mir lagen kleine, graue Häuser. Bei Tageslicht schimmerten die Dächer ziegelrot, jetzt sahen sie nur dunkel aus. Hier wohnte das Personal.
    Zwischen den Häusern und den prunkvollen Schloßgebäuden an der Südostseite wuchsen hohe Bäume, die einen regelrechten kleinen Wald bildeten, durch den ich gehen mußte, denn meinen Bentley hatte ich auf dem Parkplatz des Personals abgestellt.
    Der Boden war weich. Gepflegter Rasen auch hier. Abgefallene Blätter entdeckte ich nicht. Die wurden aufgefegt, kaum daß sie auf dem Rasen lagen.
    Stille umgab mich. Hier war die Ruhe noch vornehm, und sogar das Krächzen eines Nachtvogels hätte gestört.
    Ein Vogel störte mich nicht.
    Aber die Gestalt, die wie ein Denkmal zwischen zwei Bäumen stand.
    Sofort verhielt auch ich meinen Schritt und tastete automatisch zur Waffe.
    Sekundenlang starrten der Fremde und ich uns an. Bis ich es leid war und den ersten Schritt tat.
    Der andere kam ebenfalls. Jetzt sah ich auch sein Gesicht. Es wirkte bleich und schien über dem Kragen des dunklen Mantels zu schweben.
    »Wer sind Sie?« sprach mich der andere an. Er hatte eine seltsame Stimme. Etwas stockend und auch rauh klingend. So als müßte er das Sprechen erst noch üben.
    Nach den Ereignissen der allerjüngsten Vergangenheit war ich vorsichtig geworden und antwortete mit einer Gegenfrage. »Das gleiche könnte ich Sie fragen.«
    »Aber ich war der erste.«
    Ich gab nach. »Also gut. Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard. Gehören Sie zum Schloßpersonal?«
    »Vielleicht.«
    »Das wissen Sie nicht genau?«
    »Nein.«
    »Und wieso nicht?«
    »Es ist nicht der richtige Platz, dies zu erklären, Sir.«
    Erst jetzt fiel mir auf, daß der Mantel überhaupt keinen modernen Schnitt besaß.
    Er war altertümlich, ein Umhänger, so wie man ihn vor langer Zeit getragen hatte, im späten Mittelalter etwa. Die Windsors hielten zwar auf Tradition, doch konnte ich mir schwer vorstellen, daß ihr Personal auch außerhalb der Dienststunden in dieser alten Kluft herumlief.
    Das mußte einen anderen Grund haben.
    Ich machte einen schnellen Schritt nach vorn und hörte sofort den scharfen Befehl.
    »Stehenbleiben!«
    Diese Aufforderung hatte mich so überrascht, daß ich tatsächlich stehenblieb.
    »Es war Ihr Glück«, sagte der Mann. »Meine Freunde hätten Sie sonst getötet!«
    Freunde?
    Auf einmal lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern und drehte mich langsam um.
    Ja, er hatte noch Freunde. Sie waren sogar bewaffnet. Allerdings trugen sie ihre Degen nicht an der Seite, sondern zwischen die Zähne geklemmt.
    Das war wirklich eine böse Überraschung. Fast wäre ich voll in die heimtückische Falle gelaufen. Das Glück war wirklich an meiner Seite gewesen.
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte ein Lächeln. »Okay, Freunde, ich bin friedlich, aber darf ich eine Erklärung haben, um was es hier eigentlich geht?«
    »Ja«, sagte der erste Sprecher. »Das dürfen Sie. Waren Sie es nicht gewesen, der aus der Kapelle gekommen ist?«
    »Das stimmt.«
    »Und was haben Sie dort gesehen?«
    »Einen Toten und Glocken, die läuten, ohne daß sie jemand in Bewegung setzt.«
    Da lachte der andere. »Sie werden schon in Bewegung gesetzt. Nur seid ihr Menschen zu dumm, dies zu begreifen. Ihr glaubt nicht mehr an die Geisterreiche, und dies wird eines Tages euer Verderben sein, das sage ich dir.«
    Jetzt wurde es interessant. Er sprach von mir als einem Menschen. So weit so gut. Nur wie er das gesagt hatte, ließ darauf schließen, daß er kein Mensch war.
    Und danach erkundigte ich mich.
    »Du hast es genau erfaßt, Fremder, wir sind keine Menschen mehr. Wir waren mal welche, aber wir sind zurückgekehrt, um uns an
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