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0194 - Wenn Hexenhände töten

0194 - Wenn Hexenhände töten

Titel: 0194 - Wenn Hexenhände töten
Autoren: Jason Dark
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wollte ich sogar schreien. Es gelang mir nicht. Die würgenden Hände schnürten mir die Luft ab. Irgendwann, mir kam die Zeit verdammt lang vor, hatte ich die Treppe hinter mich gebracht. Mehr tot als lebendig lag ich vor der Tür zum Glockenturm und hörte einen gewaltigen Schrei.
    Plötzlich ließen die Hände los.
    Luft!
    Ich bekam wieder Luft.
    Wie ein angeschlagener Boxer sich durch den Ring wälzt, so kam ich mir vor, als ich mich ein paarmal überrollte.
    Ich keuchte und würgte, durch die Bewegungen geriet auch wieder das Kreuz in mein Gesichtsfeld, und höchstwahrscheinlich hatte mich das Kruzifix gerettet oder dessen Kette.
    Durch meinen Sturz über die Treppe, mußte sich die geweihte Silberkette so verschoben haben, daß sie mit den würgenden Händen in Berührung kam.
    Deshalb das plötzliche Loslassen!
    Waren die Hände jetzt vernichtet?
    Obwohl ich noch längst nicht fit war, mußte ich daran denken. Von der eigentlichen Kapelle fiel ein trüber Lichtschimmer in den kleinen Vorraum, so daß ich nicht im Stockdunklen lag.
    Die Hände waren nicht verschwunden!
    Nach wie vor schwebten sie in der Luft. Und zwar vor und über mir.
    Aber es waren nicht nur die Hände, die ich da zu sehen bekam, sondern auch eine Gestalt.
    Eine Frau!
    Meine Augen wurden groß. Dieser Frau also gehörten die verdammten Würgehände. Sie war allerdings nicht normal stofflich, sondern nur ein Schemen. Ein Teil ihres Körpers hatte sich materialisiert, der andere blieb in irgendeiner Dimension.
    Die Frau hatte langes blondes Haar, das irgendwie fahl wirkte. Sie trug ein himbeerrotes Kleid mit tiefem Ausschnitt, so daß die Ansätze ihrer wohlgeformten Brüste zu sehen waren. Die Haut des Gesichts zeigte ein unnatürliches Gelbweiß. Wie bei Leichen, die lange in der Erde gelegen haben. Dafür wiesen Lippen und Augen das gleiche Rot auf wie die Farbe des Kleides. Von den Beinen sah ich nichts. Hüftabwärts war der Körper verschwunden.
    Am schlimmsten jedoch waren ihre Hände. Knöcherne Klauen, die sie mir entgegenhielt wie ein Bettler, der um ein Stück Brot bettelt. Das waren die Mörderhände, und sie hatten nicht allein in der Luft geschwebt, sondern gehörten zu einem Körper, der allerdings feinstofflich und deshalb unsichtbar war.
    So gab ich mir selbst die Erklärung.
    »Wer bist du?« fragte ich. Mit normaler Stimme konnte ich nicht sprechen. Es wurde nur mehr ein Krächzen.
    »Madeleine…«
    Ein Name, ein Hauch…mehr nicht. Im nächsten Augenblick löste sich auch das auf, was zuvor noch von ihr zu sehen gewesen war. Madeleine existierte nicht mehr. Sie hatte sich völlig in eine andere Welt zurückgezogen.
    Eine Mörderin war ihrer Bestrafung entgangen, denn ich hätte versucht, sie zu vernichten.
    Ziemlich wacklig auf den Beinen stand ich da und wischte mir über die Stirn. Dort lag der Schweiß. Nachher glänzte er auf meinem Handrücken. Der Kampf hatte mich geschlaucht. Es war verdammt knapp gewesen. Ich konnte mich als den zweiten Sieger betrachten.
    Gehört hatte niemand etwas. Der Küster und ich waren allein gewesen. Auch von den Windsors und dessen zahlreichen Freunden oder Verwandten, die auf dem Schloß lebten, hatte ich nichts gesehen.
    Sie wollten aus dem Fall herausgehalten werden.
    Was sollte ich tun?
    Weiterhin nachforschen oder erst meine Kollegen informieren.
    Schließlich hatte die Frau eine Leiche zurückgelassen.
    Als ich mich umdrehte, stieß ich mit der Fußspitze gegen etwas Hartes.
    Um besser sehen zu können, bückte ich mich. Mit dem Fuß war ich gegen eine alte Truhe gestoßen. Sie stand halb in einer Nische, die sich unten in der Wand befand.
    Mit der Bleistiftlampe leuchtete ich die Truhe ab. Einmal neugierig geworden, wollte ich sehen, was sich wohl in dem alten Holzbehälter verbarg.
    Die Truhe war nur mit einem Riegel verschlossen. Er hatte Rost angesetzt und würde wohl schwer zu bewegen sein. Die Bestätigung meiner Annahme bekam ich eine Sekunde später, als ich versuchte den Riegel aufzuziehen.
    Er saß fest.
    Meine Beretta fiel mir ein. Ich legte die Lampe auf den Boden und zog die Waffe. Mit dem Griff hämmerte ich gegen den eingerosteten Riegel.
    Überlaut klangen die Schläge in der Stille, und ich hatte Glück. Der Riegel bewegte sich. Noch härter klopfte ich gegen den verrosteten Riegel. Mir flogen einige Splitter um die Ohren. Dann hatte ich ihn so weit zurückgeschlagen, daß ich die Truhe öffnen konnte. Dazu mußte ich den Deckel anheben.
    Er klebte ein wenig fest.
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