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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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ihnen zufällig Sandheim kennen möge. Aber ich hatte Glück.
    »Setzt euch, Boys«, sagte ich.
    Sie verteilten sich auf die Stühle und Sessel, die noch frei waren. Einer von ihnen, ein breitschultriger Riese von fast zwei Metern blieb neben mir stehen.
    »Ich sehe immer gern klar«, brummte er. »Also das hier ist die MAFIA?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das hier? Aber nein. Ich sagte doch schon, ich bin Sektionsleiter. Wir haben noch ein paar mehr Leute.«
    Sie lachten. Anscheinend fielen sie auf das Märchen herein, daß wir Bosse der berüchtigten Verbrecherorganisation MAFIA seien.
    »Kommen wir zum Geschäft!« sagte der Riese.
    »Sollen wir, Boß?« fragte ich Sandheim.
    »No«, erwiderte er lapidar.
    »Wir sehen auch ganz gern klar, nicht, Chef?« fragte ich ihn.
    »Ja, genau.« Sandheim spielte seine Rolle vorzüglich.
    »Also was wollt ihr wissen?« brummte der Riese.
    »Wieviel Leute habt ihr bisher herübergebracht?«
    »An die sechshundert.«
    »Alle von Havanna?«
    »Ja.«
    »Gab es Ausfälle?«
    »Sicher. Die gibt’s überall. Aber die Ausfälle gab es nur bei den Leuten, die rüber wollten, nicht bei unserer Mannschaft. Zweimal kam uns ein Küstenwachboot zu nahe, einmal haben sie uns sogar durchsucht. Wir mußten vorher die Ladung über Bord gehen lassen.« Er sagte es, als spräche er von Whiskykisten. Ich brauchte meine ganze Beherrschung, um meine Maske nicht zu verlieren.
    »Wieviel waren es?« fragte ich. »Einmal sechzehn, einmal dreiundzwanzig.«
    »Kinder dabei?«
    »Ein paar.«
    Ich nickte. Einen Augenblick überlegte ich. Vielleicht war es ratsam, die Sache noch deutlicher, unmißverständlicher auszusprechen. Wenn alle Männer, die ich zu diesem Treffen eingeladen hatte, später vor Gericht zeugen sollten, mußten sie alles ganz unmißverständlich gehört haben.
    »Okay«, sagte ich. »Die MAFIA ist daran interessiert, dieses Geschäft zu übernehmen. Seid ihr bereit, weiterhin von Havanna aus illegale Einwanderer übers Meer zu bringen?«
    Der Riese zuckte die Achseln:
    »Was haben wir davon, wenn wir, statt für unseren Boß weiterzuarbeiten, zur MAFIA überlaufen?«
    Ich lächelte kalt:
    »Den Schutz der MAFIA.«
    Der Riese schien davon nicht angetan. »Wir können uns selber schützen.« Ich dachte nur eine Sekunde nach. Alles hing davon ab, daß sie uns das Märchen von der MAFIA glaubten. Wenn sie es glauben sollten, mußte ich mich wie ein MAFIA-Mann benehmen.
    Meine Fäuste zischten hoch. Die Linke traf etwas ungenau, aber die sofort nachfolgende Rechte saß genau. Der Bursche kippte um, wie vom Blitz gefällt.
    »Keine Dummheiten, Boys!« warnte ich die anderen.
    Zwei von den Gangstern zogen erschrocken ihre Finger zurück, die schon auf dem Wege zu ihren Waffen gewesen waren.
    Es dauerte eine halbe Minute, bis der Riese wieder stehen konnte. Ich hielt ihm einen Whisky hin.
    »Trink das«, sagte ich. »Und begreift endlich, daß die MAFIA kein Kindergarten ist. Soll ich ihm noch ein bißchen einheizen, Boß?«
    Sandheim schüttelte den Kopf:
    »Nein. Ich denke, das genügt fürs erste.«
    »Gut«, sagte ich. »Jetzt hör zu! Bevor wir euer Geschäft übernehmen, wollen wir Klarheit über einige Dinge, die sich bei euch zugetragen haben. Erste Sache: Steewy!«
    Einer der Männer schoß erschrocken von seinem Stuhl in die Höhe. Das war mein Glück, denn da er aufstand, konnte es ihm nicht auffallen, daß ihn die anderen alle anstarrten.
    »Wie lange arbeitest du schon für euren Boß, Steewy?« fragte ich.
    »Seit elf Monaten, Sir — eh — Mister Jerry.«
    »Wieviel Brüder arbeiten noch mit?«
    »Keiner. Ich bin der einzige Steewy, der mitmacht. Meine Kneipe wirft ja nur einen Hungerlohn ab, da dachte ich —«
    »Schon gut. Wann kam dein ältester Bruder dahinter, was du treibst?«
    »Ziemlich schnell. So nach drei Monaten, glaube ich.«
    »Kam er auch dahinter, wer der Boß von euch ist?«
    »Ja. Ich dachte, er würde alles anzeigen oder mich wenigstens zwingen, nicht mehr mitzumachen, aber er tat was anderes. Er verlangte vom Boß fünfundzwanzig Prozent dafür, daß er nichts verriet.«
    »Das war der Grund, weshalb der Boß ihn mit dem Messer umlegte?«
    »Ja. Nicht nur wegen des Geldes. Nick trank ja auch zuviel. Und da mußten wir doch alle fürchten, daß er eines Tages alles ausplaudern würde. Da hat der Boß zu mir gesagt, ich sollte ihn…! Na, es war doch immerhin mein Bruder, und da habe ich eben gesagt, das könnte ich nicht. Da hat’s der Boß selber
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