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0179 - Wir blufften um sein Leben

0179 - Wir blufften um sein Leben

Titel: 0179 - Wir blufften um sein Leben
Autoren: Wir blufften um sein Leben
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in das Leben, in die Freiheit, die ihm zusteht.«
    ***
    Die anderen hockten im ›Office‹, als ich zurückkam. Es war zehn Minuten vor sechs.
    »Bluewise, was ist los?« rief ich ihm zu, während ich meinen Hut wegwarf und mir einen Becher griff und am Eiswasserbehälter füllte.
    »Tut mir leid, Cotton«, erwiderte der Kollege aus Chicago. »Die Banken haben heute nachmittag zu. Ich habe alles mögliche versucht. Aber es war überall nur ein Hausmeister aufzutreiben, und der konnte natürlich nichts machen.«
    Ich hatte einen Becher kaltes Wasser in einem Zuge hinabgestürzt, warf den Papierbecher in den dafür vorgesehenen Eimer, wischte mir über die Lippen und sagte:
    »pkay. Dann müssen wir das auf morgen früh verschieben. Sobald die Banken öffnen, Bluewise, gehen Sie wieder los!«
    »Klar, Cotton.«
    »Und wie steht’s mit Ihnen, Clareson?«
    »Eine ganze Menge. Ich brauche mindestens fünf Minuten, um Ihnen das zu erzählen.«
    »Heben Sie sich’s auf, bis wir im Café bei dem Pater sind. Pitts, was haben Sie erreicht?«
    »Die Akten des Mordfalles Connelli liegen da«, sagte er bescheiden, als ob es eine Kleinigkeit wäre, aus der Bürokratie unserer Gerichte die Akten eines abgeschlossenen Falles auch nur für einen Tag loszueisen.
    »Großartig, Pitts. Danke. Phil, was gibt es bei dir?«
    Er grinste breit.
    »Es gibt ein Dienstmädchen im Hause der Steewys. Um neun bin ich mit ihi verabredet.«
    »Hat dich einer der Steewys zu Gesicht bekommen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin gleich so schlau gewesen, den Lieferanteneingang zu benutzen.«
    »Okay, Herrschaften. Die Dinge kommen in Fluß. Entweder ist unser ganzer Fall, einschließlich der Mordsache Connelli, heute großartig ins Rollen gekommen — oder ich habe die fürchterlichste Fehlkombination meines Lebens auf die Beine gestellt. Los, wir müssen zum Marktplatz! Der Pater wartet auf uns. Außerdem habe ich eine Kleinigkeit, die er für uns erledigen könnte.«
    Mit unserem Mercury fuhren wir los.
    ***
    Das Café am Marktplatz war gut besucht, und wir mußten buchstäblich von Tisch zu Tisch gehen, ehe wir Pater Angelo ganz hinten in einer Ecke fanden. Er war zwischen drei kichernde junge Mädchen eingeklemmt, aber das schien ihm gar nichts auszumachen. Er half ihnen, Mathematikaufgaben zu lösen.
    »Aber, aber!« sagte ich. »Hausaufgaben sollen doch selbständig gelöst werden, Hochwürden!«
    Pater Angelo bekam einen roten Kopf.
    »Nun«, druckste er unglücklich heraus, »das weiß ich wohl, aber wenn Schwierigkeiten auftreten, sollte man doch eine nachsichtige Hilfe — hm — ich meine, irgendwo müssen die Damen doch —«
    Er brach schuldbewußt ab. In diesem Augenblick hatte der Greis eine Ähnlichkeit mit einem vierzehnjährigen Schuljungen, der beim Abschreiben erwischt wurde. Wir lachten, und ich sagte:
    »Okay, Pater, wenn Sie fertig sind, kommen Sie bitte raus! Wir warten draußen im Auto auf Sie. Hier ist ja doch kein freier Platz zu erwischen.«
    Er nickte eifrig:
    »Aber ja, meine Herren. Ich bin gleich fertig. Es ist nämlich — wissen Sie, es ist so lange her, daß ich mich mit der Trigonometrie beschäftigt habe, da geht es jetzt nicht mehr so schnell. Aber mit einigem Nachdenken kommt man natürlich dahinter.«
    Wir winkten ihm noch einmal zu, während er schon seinen Kopf wieder über die aufgeschlagenen Bücher beugte und an einem Bleistift nagte. Es dauerte allerdings fast eine Viertelstunde, bis Pater Angelo draußen erschien. Als er zu uns in den Wagen kletterte, fragte er aufgeregt:
    »Haben Sie sich entschlossen, Mister Connelli zu helfen? Bitte, sagen Sie ja! Er ist unschuldig, das weiß ich ganz genau. Lehnen Sie es doch bitte nicht ab! Sie sind meine letzte Hoffnung, denn der Gouverneur hat doch das Gnadengesuch abgelehnt!«
    »Beruhigen Sie sich, Hochwürden«, versicherte ich ihm. »Mister Connelli ist aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich unschuldig. Wir werden uns sehr um diesen verwickelten Fall kümmern. Aber ob wir schnell genug ausreichend Beweise für seine Unschuld oder für die Schuld des wirklichen Mörders zusammenbringen werden, das hängt nicht nur von uns ab. Wir brauchen auch ein bißchen Glück dabei.«
    »O nein«, sagte Pater Angelo in seiner schlichten Art. »Glück ist wohl nicht das richtige Wort. Ich weiß schon, was Sie brauchen…«
    Er hatte die Hände um sein Kruzifix gefaltet und die Augen geschlossen Keiner von uns sagte ein Wort.
    ***
    Wir hatten eine lange Besprechung mit
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