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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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und muß dankbar sein, daß ich bei ihr in der Küche auf dem Sofa schlafen darf. Sie verstehen.«
    Ich bot ihm eine Zigarette an und forderte ihn auf, über unseren Besuch Stillschweigen zu bewahren. Dann verließ ich mit Phil die Wohnung.
    »Komischer Bursche«, meinte mein Freund als wir wieder in meinem Wagen saßen.
    »Ein armer Teufel«, fand ich. »In seiner Jugend hat er wahrscheinlich gut verdient, und plötzlich war es dann aus. Nichts gespart, nichts geklebt, keinen Rentenanspruch — aus. Und schon liegen sie auf der Straße.«
    Phil zündete sich eine Zigarette an. »Ich meinte auch nicht ihn, sondern das Mädchen.«
    »Von der Sorte hat New York wahrscheinlich mehr als Santa Fe Einwohner hat.«
    In der St. Nicholas Avenue hielt ich vor dem Bankhaus von Baker & Co. an. Ein Clerk führte uns zum Direktor.
    Dieser, ein jovialer rundlicher Mann mit Glatze, machte erstaunte Augen.
    »Polizei im Haus? Kein Grund zur Freude. Womit kann ich dienen?«
    Wir fragten nach Morrisson.
    Das Urteil über den jungen Neger war vernichtend: unzuverlässig, faul, anmaßend und streitsüchtig. Der Direktor hatte anscheinend nur auf eine Gelegenheit gewartet, diesen lästigen Angestellten loszuwerden.
    »Hat er sich irgendwie einmal etwas Besonderes zuschulden kommen lassen?« wollte Phil wissen.
    »Entdeckt habe ich nichts. Aber der Bursche ist trotz all seiner Dummheit verschlagen wie ein Fuchs.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Hoffentlich an seinem Platz«, meinte Direktor Smith mit nervösem Kopfwackeln.
    Aber Ted Morrisson war nicht an seinem Platz.
    »Wo ist er?« fauchte Smith den Abteilungsleiter an, einen kleinen, ältlichen Mann mit dicker Hornbrille und gutmütigen Augen.
    »Er ist unterwegs.«
    »Unterwegs?« entrüstete sich der Direktor. »Wohin?«
    »Mrs. Reynolds oben am Nicholas Park bestellte telefonisch tausend Dollar von ihrem Konto. Das kommt häufig bei ihr vor. Und…«
    »Da haben Sie ausgerechnet Morrisson mit dem Geld zu ihr geschickt?« unterbrach Smith seinen Untergebenen erregt.
    »Miller und Henderson waren unterwegs, Clayton hat eine dringende Abrechnung zu erledigen, und Larry Couths ist seit zwei Tagen krank.«
    Smith wurde immer lauter.
    »Und da schicken Sie Morrisson? Ausgerechnet diesen Strolch?«
    Die Angestellten blickten verwundert auf.
    »Bilden Sie sich etwa ein, Croner, daß er zu Mrs. Reynolds gegangen ist? Für die Summe stehen Sie mir gerade, Croner!«
    »Ist es das erstemal, daß Morrisson Botengänge mit Geld macht«, fragte ich den Abteilungsleiter.
    »Eigentlich ja«, antwortete er betreten.
    »Wo wohnt Mrs. Reynolds genau?«
    »St. Nicholas Park 14!« warf eine Frau ein, die vor einer Buchungsmaschine saß.
    Phil und ich machten auf dem Absatz kehrt. In schnellem Tempo fuhren wir nach Norden. Als wir vor dem Haus St. Nicholas Park 14 ankamen, verließ gerade ein schwarzer Bursche, Mitte der Zwanzig, das Haus.
    »Halt ihn auf«, raunte ich Phil z,u. Dann stürme ich ins Haus.
    Auf mein Läuten an der Etagentür meldete sich niemand. Ich klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Holz.
    Nichts.
    In großen Sprüngen setzte ich über mehrere Stufen zugleich und kam gerade zurecht, um Phil, von einem harten Rechtshänder des Negers getroffen, zur Seite kippen zu sehen.
    Der Bursche sah mich, überlegte einen Augenblick ob er fliehen sollte, dann aber nahm er mich an.
    Er verstand etwas vom Boxen, aber nicht genug. Gerade als Phil ihn von der Seite packen wollte, hatte sich der kaffeebraune Mann nach einem vorbeigeschlagenen linken Haken einen Uppercut von mir eingefangen. Er verdrehte die Augen und sackte in die Knie. Ich riß ihn hoch und schleppte ihn zurück in den Hausgang.
    Ein wahres Wunder, daß kein Passant den Zwischenfall, der sich ja auch rasend schnell abspielte, bemerkt hatte.
    Ich warf mir den Burschen über die Schulter und schleppte ihn vor Mrs. Reynolds Etagentür. Dort kam er zu sich. Sofort wollte er sich wieder auf Phil stürzen, aber es ist noch keinem Gauner gelungen, Phil zweimal zu überraschen. Ein kurzer Handkantenschlag, und der Schwarze saß wieder auf der Türmatte.
    »Keine weiteren Späße, Freund«, sagte Phil mit eisiger Ruhe.
    Ich wuchtete inzwischen zum zweitenmal gegen die Tür. Sie gab federnd nach, aber das Schloß hielt.
    Morrisson hob den Kopf und blickte mich blöde an. »Die Frau ist nicht da.«
    »Das will ich eben feststellen.« Mit einem polterndem Krach flog ich wieder gegen die Tür.
    »Verdammtes Pack!« zischte der Schwarze.
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