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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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zurück.
    »Bleiben Sie, Mr. Robinson. Ich habe mit Ihnen zu sprechen.«
    Sie zeterte: »Er brennt durch! Der Wahnsinnige…«
    Dann setzte sie sich auf eine umgestülpte Blechtonne, nahm die blauweißkarierte Schürze zum Gesicht und schneuzte sich hinein. Dicke Tränen rannen ihr aus den Augen. »Ist er wirklich tot?« fragte sie, ohne aufzublicken.
    »Ja, er hat sich erhängt.«
    »Er war Toms Freund, sie sind zusammen zur Schule gegangen.«
    »Wie alt war Sammy?« fragte ich.
    »Dreiunddreißig, wie Tom.«
    »Und erlebte von seinen Bilderrahmen?«
    Sie nickte.
    »Ja, fast nur.«
    »Was heißt fast?«
    Sie wischte sich durch die rotgewordenen Augen. »Nun ja — manchmal setzte er auch.«
    »Was setzte er?«
    Jetzt brüllte die Frau mich unbeherrscht an: »Er wettete, wie es hier alle Leute tun!«
    Ich zündete mir eine Zigarette an. »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Seit wir verheiratet sind. Vorher wohnte ich in der Bronx. Oben in der North Street, bei der Jerome Avenue, da habe ich für eine deutsche Familie gekocht. Der Sohn war Musiker. Und eines Tages mußte ich eine Jazztrompete aus der Reparatur holen…«
    »Bei Tom Robinson.«
    »Ja.« Sie sah mich an und lächelte schwach. »Er war so ein netter, aufmerksamer und fleißiger Mann. Eigentlich wollte er auch Musiker werden. Aber niemand gab ihm Geld für den Unterricht. Dabei bläst er die Trompete so schön…«
    »Und Sammy Mareweather? Seit wann kennen Sie ihn?«
    »Auch seit dieser Zeit. Ihn, Melwyn Rogers, Kid Jackson und Dave Oakland. Sie besuchten sonntags zusammen die Sportplätze, und manchmal trafen sie sich auch in der Woche abends zu einem Bier.«
    »Und Sammy? Er sah Ihren Mann öfter?« fragte ich weiter.
    »Ja, er blieb mit ihm befreundet.«
    »Die anderen nicht?«
    »Ach, wissen Sie, seit wir die Kinder haben, geht es uns ziemlich dreckig. Da bleiben sie aus. Bis auf Sammy.«
    »Er war also kein schlechter Kerl?«
    »Wer?«
    »Sammy.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Fr hat den Kindern immer was geschenkt. Und oft brachte er was zu essen mit, wenn er kam. Er hat sich ziemlich plagen müssend Marva hat ihn ruiniert. Er hatte vor ein paar Jahren ganz schön gespart. Da lernte er sie im Madison Square Garden bei einem Boxkampf kennen.«
    »Wissen Sie, wo sie wohnt?« fragte ich.
    »Nein, mit uns wollte sie nichts zu tun haben. Und seit einem Vierteljahr haben wir auch Sammy nicht mehr mit ihr gesehen.«
    »War er sehr betrübt? Ich meine, hatten Sie den Eindruck, daß er unter ihr litt?«
    »Ja, am meisten, als sie ihn verlassen hatte.«
    »Wie hieß sie weiter?«
    »Marva Gladstone. Ich glaube, sie wohnte auch in Harlem. Ich weiß aber nicht, wo.«
    In diesem Augenblick trat vorn eine kleine Gestalt in die helle Hofeinfahrt. Taumelnd, mit hängendem Kopf. Tom Robinson.
    Mit bleichem Gesicht blieb er vor uns stehen.
    Sarah fing laut an zu heulen.
    Ich klopfte ihn auf die Schultern. »Kopf hoch, Tom, das Leben geht weiter.«
    Etwas Vernünftiges fiel mir tatsächlich nicht ein. Der Schweiß rann mir am ganzen Körper hinunter. Die beiden Leutchen taten mir plötzlich furchtbar leid.
    »Sie hören noch von mir«, sagte ich zu dem Mann, dann stieg ich in den Wagen und fuhr davon.
    Vor dem Distriktsbüro stieß ich auf Phil. Er machte ein ziemlich dummes Gesicht, als er mich aus dem Wagen steigen sah. »Ich denke, der ist in Reparatur?«
    »War er.«
    »Und wo kommst du jetzt her?« wollte er wissen.
    Ich grinste.
    »Aus dem Urlaub.«
    »Aha.« Er tippte ziemlich unmißverständlich an seine Stirn und verschwand im Eingang. Im Aufzug erklärte ich ihm alles.
    Er hatte seine Sache in der Bronx erledigt. Deshalb kam er mit zu mir in die Räume des Erkennungdienstes. Wir ließen die Namen Tom Robinson, Samuel Mareweather, Kid Jackson, Melwyn Rogers und Dave Oakland routinemäßig überprüfen. Gegen keinen der fünf Neger lag etwas vor, noch hatte je einer von ihnen mit dem FBI oder der Polizei überhaupt zu tun gehabt.
    Dann ließ ich Erkundigungen über Marva Gladstone einziehen. Sie wohnte in der St. Nicholas Avenue.
    »Ich hätte gut Lust, mir die Dame einmal zu betrachten«, meinte ich zu Phil.
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und knurrte: »Frag den Chef, ob ich mitgehen kann!«
    Ich läutete bei Mr. High an.
    »Was? Jerry — ich denke, Sie sind längst über alle Berge?«
    »Wollte ich auch. Kam was dazwischen. Ich stolperte regelrecht in eine Mordsache in Harlem.«
    »Was tun Sie denn in Harlem?«
    Ich berichtete ihm.
    »Okay, nehmen
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