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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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folgte mir. Als er in dem engen, stark nach Benzin riechenden Raum neben mir stand, fragte er wenig freundlich: »Weshalb schaltet sich denn das FBI ein? Das ist doch eine ganz simple Sache…«
    Ich lachte. »Natürlich. Ich kam nur zufällig vorbei, wollte tanken.«
    Er nickte. »Was halten Sie davon?«
    Das Fenster war stark vergittert. Und ein Einbrecher hatte hier so wenig wie in Tom Robinsons Werkstatt eine Chance einzudringen. Deshalb prüfte ich das Gitter auf seine Festigkeit. Und dann untersuchte ich das Türschloß.
    »Nachschlüssel muß er haben«, meinte der Tankwart. »Anders ist es nicht möglich.«
    Der Inspektor warf einen Blick durch das Fenster auf den Vorplatz. Drei junge Männer liefen diensteifrig um tankende Wagen herum.
    Ich zog die Schultern hoch und ging zur Tür.
    Der Inspektor folgte mir. Draußen sagte er: »Ich bin Inspektor O’Neill vom hiesigen Distrikt. Der Pächter hat mich Vor einer halben Stunde angerufen.«
    »Haben Sie deshalb Ihren ganzen Verein mitgebracht?« fragte ich.
    Er grinste.
    »Natürlich nicht. Ich leite nämlich die Mordkommission und hatte einen Selbstmord. Drüben an der 8. Straße. Ein Neger hat sich umgebracht. Ein halbes Leben lang hat er Bilderrahmen fabriziert, und nun…«
    Ich saß schon wieder im Wagen und beobachtete das Volltanken. Plötzlich riß ich den Kopf herum. Was hatte O’Neill da gesagt? Bilderrahmen.
    »Hieß der Mahn Mareweather?« fragte ich.
    Jetzt war das Staunen auf Seiten des Inspektors.
    »Yeah«, sagte er verblüfft. »So heißt er. Samuel Mareweather. Kennen Sie ihn etwa?«
    Ich schüttelte den Kopf. Dann erzählte ich ihm mein Erlebnis mit den beiden Robinsons.
    »Komisch«, meinte er. »Daß bei Mareweather eingebrochen worden ist, erzählte mir eine alte Negerin im Hausflur. Ich hab’ nur mit halbem Ohr hingehört, weil der Tote so merkwürdig aussah.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hatte sich erhängt. Am Fensterkreuz seiner Werkstatt. Seine untere Gesichtshälfte war so eigenartig blau…«
    »Kann ich ihn sehen?«
    »Natürlich.«
    Ein paar Minuten später war ich wieder am Ende der 133. Straße. Es ging durch einen Hinterhof und dann in einen dunklen Flur. Alles war hier fast so, wie ich es schon bei Robinson gesehen hatte. Auch die Werkstatt lag ähnlich. Der Tote war auf eine Bahre gebettet worden. Als ich einen Blick in sein Gesicht geworfen hatte, wußte ich, daß es mit meinem Urlaub zunächst vorüber war. Dieser Mann war ermordet worden.
    Inspektor O’Neill sah mich aufmerksam an. Er war ein noch junger Mann mit blondem Haar und frischem Gesicht. »Was meinen Sie?« fragte er.
    »Haben Sie ihn am Fensterkreuz gefunden?« stellte ich die Gegenfrage.
    »Ja, er hing noch da oben an dem Strick.«
    »Er ist ermordet worden«, sagte ich bestimmt.
    Zu meiner Verwunderung widersprach O’Neill nicht.
    »War der Arzt schon hier?« wollte ich wissen.
    »Nein. Dr.Harbour muß .jeden Augenblick kommen. Ich hatte zwei Beamte hiergelassen und wollte inzwischen schnell zur Tankstelle fahren. Der Anruf hatte mich noch kurz vor meiner Abfahrt hierher erreicht.«
    Ich warf einen Blick auf die Fenstervergitterung. Auch hier hatte ich keinem Einbrecher eine Chance gegeben, den Raum zu betreten.
    Merkwürdig war, daß bei Robinson, hier und an der Tankstelle schwere Gitter vor den Fenstern waren, und daß alle drei Räume zu ebener Erde lagen. Und auch Mareweather hatte nach Robinsons Bericht behauptet, der Raum sei verschlossen gewesen.
    Ich beschloß, dem Inspektor zunächst noch nichts von meinen Gedanken mitzuteilen. Er sollte seine ganze Aufmerksamkeit auf diesen Fall hier richten.
    Ich sagte ihm, daß ich noch einmal wiederkäme, ging hinaus und fuhr in den Hof, wo Tom Robinsons Werkstatt lag.
    Das Ehepaar musterte mich erstaunt.
    »Was gibt’s denn noch?« wollte die Frau wissen.
    Ich stieg aus und ging auf die beiden zu. »Mareweather ist tot.«
    Tom erbleichte unter seiner dunklen Haut. »Nein«, sagte er. »Nein, das kann nicht sein… das…«
    Seine Frau blickte mich mit schräggelegtem Kopf an.
    »Sammy ist tot, sagen Sie? Hm, eigenartig. Und wir wissen noch nichts davon?«
    »Man hat ihn erst vor einer halben Stunde gefunden.«
    Robinson stand ein wenig abseits und starrte auf das schmutzige Pflaster des Hofs. Die Sonnenglut ließ einen widerlichen Dunst aufsteigen.
    Plötzlich machte der kleine Neger ein paar Schritte nach vorn und begann zu laufen.
    Seine Frau wollte mit Geschrei hinter ihm her. Ich hielt sie
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