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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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Sie Phil mit! Und vergessen Sie nicht, daß Sie Urlaub haben! Denken Sie aber daran, daß dies an sich nicht unsere Sache ist.«
    »Ich weiß, Chef«, brummte ich und legte auf.
    ***
    Das Haus, in dem die schwarze Schönheit wohnte, war siebenstöckig und sah ziemlich vernachlässigt aus. Die Hausmeisterin kam uns in der Tür entgegen.
    »Miß Gladstone? Ja, die wohnt hier. In der fünften Etage. Ob sie zu Hause ist, weiß ich nicht.«
    Wir stiegen in der brutigen Luft die fünf Stiegen hoch. Phil maulte:
    »Also, wenn ich Urlaub hätte, würde ich hier nicht hinaufkriechen, das steht fest.«
    »Du hast aber keinen Urlaub.«
    »Eben.«
    Dann standen wir vor der Tür. Ein großes blankgeputztes Messingschild trug den Namen Gladstone.
    Ich drückte auf den Klingelknopf.
    Nach einer Weile hörte ich schlurfende Schritte. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet, und das graue Gesicht eines alten Mannes kam zum Vorschein. Er hatte strähniges, farbloses Haar und grünliche Augen. Ein Weißer. Er zog die Brauen zusammen und meinte mit dünner Fistelstimme: »Was wollen Sie?«
    »Können wir einen Augenblick mit Miß Gladstone sprechen?«
    »Sie ist nicht da.«
    »Wann wird sie zu sprechen sein?«
    »Ich weiß es nicht.« Der Alte wollte die Tür zuschieben.
    »Augenblick.« Ich hatte den rechten Schuh dazwischen. »Nicht so hastig, Mr. Wir haben mit Miß Gladstone dienstlich zu sprechen.«
    Sein graues Gesicht schien völlig zusammenzuschrumpfen. »Polizei?«
    Ich nickte.
    Er machte die Tür etwas weiter auf und sagte: »Sie ist wirklich nicht da.«
    »Können wir reinkommen?«
    »Wenn es sein muß…«
    Er führte uns in ein modern eingerichtetes Zimmer. Stahlmöbel, Glastische, rankender Cyssus, und an den Wänden große Farbfotos von Louis Armstrong, Harry Belafonte und Nat King Cole.
    »Ich bin Larry Keaton, der Onkel von Miß Gladstone«, erklärte der Alte.
    Er deutete auf eine Fotografie, die auf dem Radiogerät stand. Darauf blickte uns das Gesicht einer außergewöhnlich hübschen jungen Frau entgegen. Ihr Haar war nicht kraus, die Lippen kaum aufgeworfen und die Nase schmal und zierlich.
    »Mein Schwester Judy heiratete damals den Halbneger Gladstone. Marva ist ihr einziges Kind«, erklärte der Mann.
    »Wohnen Sie bei ihr?«
    Der Alte nickte.
    »Dann kennen Sie wohl auch Sammy Mareweather?«
    »Den Rahmenfritzen? Hat er was ausgefressen? Ich habe den steifen Kerl nie gemocht. Und ich wußte, daß Marva mit ihm noch Ärger kriegt, genau wie mit Morrisson.«
    »Wer ist Morrisson?«
    »Der braune Bursche aus der Bank.«
    Aus der Bank! Schoß es mir durch den Kopf. »Sie meinen Barker & Co?« fragte ich schnell.
    »Ja, da war er wohl.«
    Phil hatte sich währenddessen im Zimmer umgesehen. Er deutete auf eine kleine Fotografie, die seitlich an einem Bord hing.
    »Ist er das?«
    Der Alte schlurfte näher und tat, als müsse er das Bild erst betrachten. »Ich kann es ohne Brille nicht erkennen«, stotterte er.
    »Ist er das?« fragte ich scharf.
    »Ja, ich glaube wohl«, lispelte er.
    »Wovon lebt ihre Nichte?«
    Plötzlich herrschte eine beklemmende Stille im Raum. Zwei Fliegen zogen laut surrend ihre Kreise um die niedrig hängende Lampe.
    Der Alte ließ sich auf einen Stuhl neben der Tür fallen und blickte mit glanzlosen Augen an mir vorbei. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie hat Freunde…«
    »Und Morrisson«, fragte Phil.
    Der Mann warf den Kopf zu Phil herum. »Er hatte bis in den Morgen hinein einen furchtbaren Streit mit ihr. Er hat sie so angebrüllt, daß ich mich vor den Leuten im Haus geschämt habe.«
    »Konnten Sie verstehen, um was es ging?« fragte ich.
    Der kränkliche Alte sah mich mißtrauisch an. »Nein«, versetzte er.
    Ich ließ nicht locker.
    »Um Geld vielleicht?«
    »Ich glaube. Aber ich kann es nicht beschwören.«
    »Ist Morrisson mit ihr zusammen hergekommen?«
    »Ja. Sie kamen gegen Morgen.«
    »Sind sie auch zusammen wieder weggegangen?«
    »Nein. Morrisson ging nach einer lauten Schimpferei etwa gegen sechs Uhr. Und Marva hat bis gegen elf geschlafen. Dann gab sie mir zwei Dollar und ging.«
    »Leben Sie von ihr?«
    Der Mann blickte auf die Dielen. »Ich war früher Artist…« Er unterbrach sich.
    »Schon gut«, lenkte ich ein. »Haben Sie eine Ahnung, wo wir Marva jetzt antreffen könnten?«
    Er schüttelte resigniert den Kopf.
    »Sie spricht kaum mit mir, und ich habe keinen Grund, mich um ihre Angelegenheiten zu kümmern. Ich hauste bislang in einem regelrechten Kellerloch
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