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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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bei…« Er stockte.
    »Seit Sie bei wem… ?« drängte ich.
    »Damned. Es kann dich nicht interessieren!«
    »Es interessiert mich aber. Wovon leben Sie?«
    Jetzt ging ein breites Grinsen über sein Gesicht.
    »Ich meine außer von Marva?« fragte ich leiser.
    Er lachte schmutzig. »Na ja, ist es meine Schuld, wenn sie so dumm ist.«
    Ich packte ihn am Kragen und riß ihn zu mir heran. »Hör zu, Jonny, das Geld, das du Marva abgenommen hast, hat sich der arme Rahmenmacher in jahrelanger Arbeit vom Munde abgespart.«
    Douglas zog die Schultern hoch, »meine Schuld?«
    »Jetzt sieht die Sache etwas anders aus«, sagte ich gedehnt. »Sammy ist in der letzten Nacht ermordet worden.« Bei diesen Worten hielt ich ihn scharf im Auge. Aber nichts als echtes Staunen lag in seinem Blick.
    »Ermordet? Sammy? Sind Sie verrückt?«
    Der Aufzug war wieder da.
    »Steig ein«, gebot ich ihm, und wir fuhren nach unten.
    Phil wartete mit Marva vor dem Eingang.
    »Und jetzt?« fragte sie kalt.
    »Halts Maul!« zischte Jonny sie an. »Wir sind in eine ganz dreckige Sache verwickelt.«
    Marva blieb ruhig. »Ich nicht! Ich habe nichts damit zu tun!«
    »Womit?« fragte ich schnell.
    »Mit Sammy.«
    »Woher wissen Sie, daß es sich um Sammy handelt?«
    Sofort antwortete sie: »Ich kann es mir denken. Schließlich haben Sie mir doch Grüße von ihm bestellt.« Auf ihrem glatten Gesicht lag ein kalter, ja, fast höhnischer Zug.
    Plötzlich schnarrte Douglas dazwischen: »Hat vielleicht dieser schwarze Kanake Morrisson etwas damit zu tun? Schließlich hatte er doch die größte Wut auf Sammy.«
    »Weshalb?« fragte ich schnell.
    »Weil er nur von ihm wußte…«
    »Und nicht von dem Nebenbuhler Jonny!« sagte ich.
    Jonny Douglas biß sich auf die Lippen. »Ach, laßt mich in Ruhe! Ich habe nichts damit zu schaffen.«
    Ich nahm ihn am Arm und sagte leise zu ihm: »Sei vorsichtig, Freund, wir haben von nun an ein wachsames Auge auf dich. Und wenn du übermütig wirst, gibt’s in Sing-Sing ein paar hübsche Zimmerchen, wo du dich ein paar Jährchen erholen kannst. Übernimm dich also nicht!«
    Er warf mir einen wütenden Blick zu und wandte sich zum Gehen.
    Marva wollte mit ihm.
    Phil stellte sich ihr in den Weg. »Sehen Sie nicht, daß er keinen Wert auf Ihre Begleitung legt?«
    Marvas Augen wurden plötzlich schmal. »Dieser elende Feigling. Aber meine Dollar, die hat er geschluckt…«
    »Es tut mir leid, Miß Gladstone«, sagte ich achselzuckend. »Wir müssen Sie mitnehmen.«
    Sie riß die Augen auf und blitzte mich an. »Sind Sie wahnsinnig! Was habe ich denn getan?«
    »Wir müssen untersuchen, ob sie etwas mit dem Mord an Sammy Mareweather zu tun haben.«
    Ihr Gesicht glättete sich augenblicklich und zeigte wieder die kühle, abweisende Überlegenheit.
    Während Phil sie zum Hauptquartier brachte, machte ich mich auf den Weg zu Morrisson. Ich hatte ihn absichtlich so schnell wieder freigelassen. Er sollte sich in Sicherheit wiegen.
    Der Bursche wohnte in den Resten der alten Slums. In einem winzigen Ziminer, das — wie ich vorsichtshalber feststellte — auch über eine Feuerleiter verlassen werden konnte.
    Ich zog es vor, gleich die Feuerleiter zu benutzen. Auf der dritten Etage, in Morrissons Zimmer brannte Licht. Wenn ich die Leiter noch eine halbe Etage höher stieg, konnte ich vielleicht in sein Zimmer sehen.
    Richtig. Er saß auf seinem Bett und rauchte. Den Kopf hatte er in die Hände gestützt. Offensichtlich sann er über etwas nach. Ich wollte , schon hinuntersteigen, als ich ihn plötzlich aufstehen sah. Er ging zu dem schmalen braunen Schrank, nahm einen zerschlissenen Schottenkoffer herunter, stellte ihn auf den Boden und wühlte darin herum. Das, was er suchte, schien er gefunden zu haben. Er ging damit unter die trübe Lampe.
    Da sah ich, daß er einen schweren Revolver in der Hand hielt. Er wog ihn in der Linken, ließ ihn mit der Geschicklichkeit eines Artisten um den Mittelfinger rotieren, riß ihn plötzlich hoch und zielte auf ein imaginäres Ziel. Diesen Vorgang wiederholte er mehrere Male, wobei er immer mit dem linken Fuß einen halben Schritt federnd nach vorn oder zur Seite sprang. Wie der schwarze Mann mit dem dunklen Hemd, der Schußwaffe in der vorgestreckten Faust, in dem schwachbeleuchteten kahlen Raum hin und hersprang, das hatte etwas Gespenstisches an sich.
    Ganz plötzlich ließ er die Waffe in die Hosentasche gleiten. Er öffnete den Schrank; die Tür war mit einem langen reichlich blinden Spiegel
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