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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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höchstens zwei Handbreit offenstand. Dann lauschte ich, während ich das Fenster im Auge behielt, mit angehaltenem Atem in das Dunkel.
    Da, ich spürte ein leichtes Senken der Dielen, und gleich darauf hörte ich im Korridor die sich rasch entfernenden Schritte eines Menschen, der auf Turnschuhen laufen mußte.
    Ich sprang hoch und tastete zum Schalter. Als das trübe Licht einer schirmlosen Birne in den schrägwandigen Raum flutete, blickte ich mich verblüfft um.
    Mitten im Raum lag der Neger. Steif und reglos. Der übrige Raum war vollkommen leer, das kleine Fenster fest geschlossen.
    Der Mann konnte doch unmöglich durch die Wände entkommen sein; trotzdem tastete ich sie rasch ab und rannte dann zur Tür.
    Sollte er . tatsächlich durch den winzigen Spalt geschlüpft sein? Unvorstellbar! In großen Sätzen hastete ich ins Treppenhaus zurück. Von unten hörte ich das schnelle Tapp-tapp von Gummischuhen.
    Er war entkommen.
    Ich lief in die Mansarde zurück und beugte mich über Morrison. Er rührte sich nicht mehr. Ich lauschte nach seinem Atem, wandte ihn auf den Rücken und blickte ihm ins Gesicht.
    Er war tot. Seine untere Gesichtshälfte war dunkel gefärbt. Ich nahm dem Unglücklichen den schweren Revolver weg; eisenfest hatte er noch im Tode seine Finger darum gekrampft. Die Waffe war nicht einmal gespannt. Ich steckte sie ein, stand auf und verließ den Raum.
    Ich hatte keine Hoffnung, den unheimlichen Mörder noch zu finden. Deshalb beeilte ich mich auch nicht, nach unten zu kommen. Ich läutete eine Etage tiefer an einer Wohnungstür.
    Eine rundliche Frau mit vorgebundener Schürze öffnete. Sie brachte einen Küchenschwaden- und Zwiebelgeruch mit sich.
    »Verzeihung, Madam, wissen Sie zufällig, wer oben in dem letzten Mansardenzimmer wohnt?«
    »Oben?« Sie überlegte einen Augenblick, dann meinte sie: »Also, wohnen tut da niemand. Jeder Mieter hat eine Mansarde. Aber die letzte gehört niemandem, seit Mister White gestorben ist. Seine Wohnung steht auch noch leer. Merkwürdig, nicht wahr, bei dieser Wohnungsknappheit.«
    »Seit wann ist er eigentlich tot?«
    »Seit zwei Monaten. Die schöne Wohnung! Sie hat zwar ein Zimmer weniger als meine, aber sie hat einen sonnigeren Balkon.«
    »Vielen Dank«, sagte ich und ging.
    Von der nächsten Telefonzelle aus rief ich das Hauptquartier an und ließ mich mit Mr. High verbinden. Er war tatsächlich noch im Dienst.
    Ich erzählte ihm die Geschichte.
    »Gesehen haben Sie den Mann überhaupt nicht?« fragte er nach einem Augenblick des Nachdenkens.
    »Nein, das war unmöglich.«
    »Aber wie konnte er Ihnen bloß so leicht entkommen? Ich begreife das nicht, Jerry.«
    »Ich auch nicht. Das ist es ja. Wie eine Ratte ist der Bursche mir unter den Füßen durch den winzigen Türspalt geschlüpft. Wenn ich Ihnen zeige, wie weit die Tür offenstand, halten Sie seine Flucht für ausgeschlossen.«
    »Jerry«, kam Mr. Highs Stimme aus der Leitung. »Das bringt mich auf einen Gedanken.«
    »Hat es mich schon längst gebracht. Der Mann hat bei der Tankstelle eingebrochen, er hat bei Robinson eingebrochen, und er hat Mareweather bestohlen und schließlich umgebracht.«
    Es blieb eine Weile still. Dann sagtel der Chef: »Eben. Aber nirgends hat erl einen großen Coup landen können. Er! hat doch verhältnismäßig arme Leute; bestohlen.«
    »Aber da wußte er immer, daß sie j bestimmt etwas hatten. Morrisson muß ihm von den Krediten erzählt haben, die sich Mareweather und auch Robin- son von der Bank haben geben lassen.«
    »Das wäre ja auch nichts Neues. Aber wie ist der Mann in die Werkstätten eingedrungen?«
    »Er kann nur durch die Fenster eingestiegen sein«, sagte ich.
    »Aber die Vergitterung?«
    »Tja, das ist es eben«, gab ich zu. »Anzunehmen, daß der Kerl sich durch die Stäbe gezwängt hat, ist doch nahezu wahnwitzig.«
    Ich sah den Chef direkt vor mir, wie er jetzt den Füllfederhalter in der Rechten hielt und den Kopf schüttelte. Plötzlich drang seine Stimme wieder an mein Ohr. »Phil hockt im Office. Die schwarze Lady brummt. Kommen Sie mal her.«
    »Okay.«
    Ich legte auf. Als ich aus der Telefonzelle trat, wehte mich ein Schatten an. Ein Mensch sprang mich von der Seite an wie ein Tier, und ehe ich mich ihm zuwenden konnte, um den Angriff zu parieren, erhielt ich einen fürchterlichen Schlag über den Schädel.
    Instinktiv riß ich die Pistole heraus, und während ich benommen gegen die Glaswand der Zelle torkelte, drückte ich ab.
    Peitschend
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