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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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besetzt.
    Ted betrachtete sich darin. Dann entschloß er sich doch, eine Jacke anzuziehen und den Revolver in die rechte Tasche zu stecken.
    Er zündete sich eine neue Zigarette an und wanderte ruhelos durchs Zimmer. Plötzlich blieb er stehen, zertrat die Zigarette auf den Dielen, fuhr sich mit der Linken durchs Haar, löschte das Licht und kam ans Fenster.
    Ich hatte alle Mühe, schnell nach oben zu verschwinden.
    Gleich darauf hörte ich das Geräusch, das in New York wohl jeder kennt, der einmal in diesen Mietshäusern gewohnt hat. Der dumpfe Ton, den das Metall der Feuerleiter von sich gibt, wenn ein Mensch aus dem Fenster auf eine der kleinen Metallplattformen springt.
    Ich blieb auf der darüberliegenden Plattform stehen und lauschte. Unter mir rührte sich nichts. Ob er mich entdeckt hatte? Vielleicht, als ich schnell nach oben gerannt war?
    Aber gleich darauf vernahm ich seine eiligen Schritte auf den Stufen. Ihr Teck-teck-teck übertrug sich durch die Stahlträger bis zu mir hinauf.
    Endlich war es still. Das leise Zittern schwand aus der Feuerleiter.
    Ich stieg langsam bis an Morrissons Fenster, stieß wie zufällig an den Rahmen und stellte fest, daß er es nur angelehnt hatte. Ich stieg ein und durchsuchte in fliegender Hast den Koffer des Negers.
    Ich mußte dazu die Taschenlampe zu Hilfe nehmen, weil es draußen schon zu dunkeln begann.
    Zwei Minuten später verließ ich den Raum durch die Tür. Ich nahm den Zimmerschlüssel an mich. Weshalb ich das tat, wußte ich in diesem Augenblick selbst nicht zu sagen. Vielleicht ahnte ich instinktiv, daß Morrisson ihn nicht mehr brauchte.
    Als ich das Haus verlassen wollte, sah ich ihn drüben auf der anderen Straßenseite. Keine Sekunde zu früh war ich gekommen. Er stoppte ein Taxi und stieg ein.
    Ich riß den Wagenschlag meines Jaguar auf, warf den Motor an und folgte dem Taxi in unauffälligem Abstand.
    Die Fahrt ging ziemlich flott über die 8. Straße nach Norden. Direkt bei den Polo Grounds hielt das Taxi an.
    Ich blieb auch stehen und löschte die Lichter.
    Hundertfünfzig Yards vor mir stieg Morrisson aus. Er sprach noch einen Augenblick mit dem Taxifahrer und ging dann auf den Park zu.
    Ich stieg aus und folgte ihm.
    Der Mann führte mich dicht an den Anlagen vorbei hinüber in die St.Nicholas Avenue. Ich bemerkte, daß er sich mehrmals umblickte. Aha, er nahm also an, daß er bewacht wurde.
    Tatsächlich, in der St. Nicholas Avenue, in der Höhe der 158. Straße, stieg er wieder in ein Taxi. Ich wartete, bis es vorbeifuhr, merkte mir die Nummer und rannte zu meinem Wagen zurück. In halsbrecherischem Tempo raste ich die 8. Straße wieder hinunter und bog bei der 145. genau in dem Moment in die St. Nicholas Avenue ein, als von rechts das Taxi kam. Ich ließ es vorbei und folgte ihm dann wieder im alten Abstand.
    Beim St. Nicholas Park ließ der braune Bursche halten, stieg aus und verschwand schnellen Schrittes in den Anlagen.
    Ich war ihm sofort wieder auf den Fersen.
    Es war gar keine Kleinigkeit, dem Neger durch den Park zu folgen. Die Hitze hatte die Menschen nach Sonnenuntergang hinaus in die Parks gelockt, wo sie sich Erfrischung und Kühle erhofften. Dabei herrschte auch hier in den Anlagen eine dumpfe, feuchte Bruthitze.
    Ich mußte mich näher an Morrisson heranmachen, wenn ich ihn nicht in dem Gewühl aus den Augen verlieren wollte.
    Er hielt ‘auf die Amsterdam Avenue zu, überquerte sie, und ich nahm schon an, daß er zum Broadway wolle, als er plötzlich in einer schlecht beleuchteten kleinen Seitenstraße verschwand.
    Ich ging auf der anderen Seite weiter, obgleich ich merkte, daß er stehenblieb und auf die Amsterdam Avenue schaute. Ich mußte also weitergehen. Jedenfalls noch ein Stück. Schließlich trat ich in ein Haus und beobachtete aus dem Dunkel des Eingangs die andere Straßenseite.
    Plötzlich glaubte ich meinen Augen nicht trauen zu können. Drüben, aus einem Dachfenster, blinkte eine Taschenlampe auf. Ihr dünner Strahl brach sich in einem Spiegel, in einem, sogenannten Spion, der an einem Fenster auf meiner Straßenseite angebracht war.
    Von drüben blinkte es schwach zurück. Ich schrieb die einzelnen Buchstaben mit, und als ich, nachdem die Blinkerei erstarb, einen Blick darauf warf, wunderte ich mich, daß es Klartext war.
    »Hab jetzt keine Zeit- Erwarte dich um elf im Keller.«
    Angestrengt lauschte ich nach drüben.
    Auf meiner Straßenseite gingen mehrere Leute vorbei. Da sie sich angeregt unterhielten, konnte ich
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