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038 - Das zweite Leben des Mortimer K.

038 - Das zweite Leben des Mortimer K.

Titel: 038 - Das zweite Leben des Mortimer K.
Autoren: A.F.Morland
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Er war groß, schlaksig, färbte sich das buschige Haar spleenig grau, hatte ein Pferdegebiß und war ungemein sympathisch. Seine Bewegungen waren von einer lässigen Eleganz.
    Er liebte kalte Getränke und heiße Frauen und war das Enfant terrible des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Als Agent war er ein Spitzenmann, aber seine Disziplin war unter jeder Kritik.
    Die Respektlosigkeit, die er seinen Vorgesetzten gegenüber an den Tag legte, durfte nur er sich erlauben. Jeder andere wäre in hohem Bogen aus der Agency hinausgeflogen.
    Er nicht, denn ihn brauchte man. In den Augen seiner überkorrekten Vorgesetzten war Noel Bannister ein notwendiges Übel.
    Man konnte ihn mit der Feuerwehr vergleichen. Wenn es irgendwo brannte, und seine Kollegen kamen nicht zu Rande, schickte man Bannister los. Natürlich maulte er und nahm sich kein Blatt vor den Mund. »Immer ich!« brummte er neulich im Büro seines unmittelbaren Vorgesetzten, General Mayne. »Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die CIA ein Ein-Mann-Unternehmen ist – und dieser eine Mann bin ich.«
    »Und für wen, bitte, halten Sie zum Beispiel mich?« wollte der General, der sich auf den Schlips getreten fühlte, wissen.
    Daraufhin grinste Noel Bannister und sagte: »Das behalte ich lieber für mich, sonst entziehen Sie mir das DuWort.«
    »Seien Sie unbesorgt, ich kann Ihnen nicht entziehen, was Sie nicht haben und nie bekommen werden!« giftete General Mayne und schickte seinen besten Mann nach Venezuela, wo zwei CIA-Leute in der Klemme saßen.
    Bannister brauchte 48 Stunden und einen Koffer voll Sprengstoff.
    Dann war die Angelegenheit in seinem Sinn bereinigt, und er befand sich mit seinen Kollegen auf dem Weg nach Langley.
    Lob und Dank kamen dem General nur schwer über die Lippen.
    Der Top-Agent winkte jovial ab und meinte: »Ach, lassen Sie nur, General, ich weiß, wie schwer Sie sich damit tun, außergewöhnliche Leistungen anzuerkennen. Ich hab’s nicht für Sie getan und nicht für die Agency, sondern für diese armen Schweine. Es wäre schade um sie gewesen.«
    Kein Eisen war für Noel Bannister zu heiß. Er faßte jedes an. Unerschrocken, mutig, ging er auf sein Ziel los. Er war ein Draufgänger, achtete aber darauf, daß das Risiko bis zu einem vertretbaren Maß kalkulierbar blieb.
    Noel Bannister – der Schrecken feindlicher Geheimdienste. Seine Vorgangsweise war unorthodox, deshalb war er ein unberechenbarer Gegner. Er war immer für eine Überraschung gut und aus diesem Grund gefürchtet. Er war hart gegen sich selbst und andere, wenn es die Situation erforderte, und er schreckte auch nicht davor zurück, zur Waffe zu greifen, wenn sich ein Problem partout nicht anders lösen ließ.
    Und dieser Noel Bannister, dem man nicht ansah, was für einen gefährlichen Job er hatte, saß nun in einer Boeing 747 und rechnete damit, daß über die Bordlautsprecher bald die Bitte kommen würde, die Passagiere möchten das Rauchen einstellen und sich anschnallen.
    Er flog nicht zu seinem Vergnügen nach London. Der heißeste Job seiner Laufbahn wartete dort auf ihn.
    Er sollte Professor Kull das Handwerk legen.
    Seit Monaten versuchte er Mortimer Kull zu fassen. In Tokio hätte es beinahe geklappt. Doch als er zuschlagen wollte, verschwand Professor Kull, und Noel Bannister hatte das Nachsehen.
    Das machte den erfolgverwöhnten Agenten mehr als wütend.
    Bannister war im Grunde genommen ein toleranter Mann. Er zeigte viel Verständnis für seine Umwelt. Doch seit er von Professor Kulls Existenz wußte, war ihm klar, daß er auch hassen konnte.
    Hassen mit jeder Faser seines Herzens. Denn was sich dieser Teufelsbraten schon alles geleistet hatte, ging auf keine Kuhhaut mehr.
    Bannister hatte seinen Gegner studiert, sich jede Information verschafft, die er kriegen konnte, denn nur wer seinen Feind fast so gut kennt wie sich selbst, kann ihn auch wirkungsvoll bekämpfen.
    Mortimer Kull war das Kind reicher Eltern gewesen. Verwöhnt und wohlbehütet war der einzige Sohn auf den Bahamas aufgewachsen. Ein Teufel in Menschengestalt in einer paradiesischen Gegend.
    Die Stewardeß beugte sich über Noel Bannister. »Ist alles in Ordnung?« erkundigte sie sich.
    Nichts ist in Ordnung, dachte der CIA-Agent. Gar nichts, solange dieser Höllenbastard auf der Welt sein Unwesen treibt.
    Er lächelte das schöne Mädchen an. »Was meine Person betrifft, so ist alles okay. Was tun Sie, wenn wir in London ankommen?«
    »Ich besitze in Paddington ein
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