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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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Die Mauer des Schweigens
Sechster Roman der HÖHLENWELT-Saga
HARALD EVERS
1
Entdeckung
    Schon seit geraumer Zeit kreiste Meados, der majestätische
Sonnendrache, am abendlichen Himmel über dem östlichen Rand
der Hochebene Veldoors. Auf seinem Rücken saßen Azrani, Marina und Ullrik und starrten ungläubig in die Tiefe.
    So etwas hatten sie noch nie gesehen!
Eine gigantische dreiseitige Pyramide erhob sich aus dem
ockerbraunen Wüstenboden; sie ragte beinahe so hoch auf wie
einer der nahen kleineren Berge. Die Ebene erstreckte sich über
zwanzig Meilen und war von schroffen Felsgipfeln und einem runden Dutzend knorriger Stützpfeiler umstanden.
Unmittelbar über der Pyramide durchbrach ein großes, fast
kreisrundes Sonnenfenster den Felsenhimmel, durch das mildes
und warmes Abendlicht in die Höhlenwelt fiel. Es war ein fremdartiges Bild und doch voller Frieden, Ruhe und von großer landschaftlicher Schönheit in einer weit abgelegenen Gegend, die gewiss seit Urzeiten keines Menschen Fuß mehr betreten hatte.
Die beiden jungen Frauen und Ullrik starrten mit einer Mischung
aus Furcht, Betroffenheit und Faszination in die Tiefe. Ein Bauwerk von solchen Ausmaßen hatte noch keiner von ihnen erblickt,
auch nicht, nachdem die Drakken mit ihren gewaltigen Anlagen
und Städten aus Metall der Höhlenwelt einen Besuch abgestattet
hatten – einen Besuch, der zum Glück nur von kurzer Dauer gewesen war.
»Was ist das?«, flüsterte Marina. Sie spürte, wie ihre Freundin
Azrani, die sich von hinten furchtsam an sie klammerte, leise zitterte. Meados machte noch immer keine Anstalten, weiter über
die Hochebene zu fliegen oder irgendwo niederzugehen. »Unglaublich«, murmelte Ullrik. Seine Stimme war so leise und ehrfurchtsvoll, dass sie gar nicht zu seiner wuchtigen Gestalt passen
wollte. »Das kann unmöglich von Menschen erbaut worden sein.«
Er saß ein Stück vor den beiden Mädchen, nahe der mächtigen
Schulterpartie des Drachen. Die Hände hatte er in einen der großen Hornzacken auf Meados’ Rückenkamm verkrallt. Azrani und
Marina starrten nur stumm in die Tiefe. Von weit her waren sie
gekommen, um diesen Ort zu finden. Vier Tage hatten sie auf
Meados’ mächtigem Rücken verbracht, waren über Ost-Akrania
geflogen, dann nach Süden über die Meerenge und anschließend
an den Küsten des lang gestreckten Inselreichs von Chjant entlang. Die geheimnisvolle Karte des Phenros hatte sie schließlich
wieder nach Westen übers Meer und bis auf den Kontinent Veldoor geführt. An diesem Nachmittag hatten sie endlich eine Bergkette gesichtet – und nun befanden sie sich hier über der geheimnisvollen Hochebene, die sich hinter zahllosen Gipfelgraten
und Stafetten von Stützpfeilern versteckte.
Trotz aller Vorahnungen und Vermutungen hatten sie im Grunde
genommen nichts wirklich Spektakuläres erwartet. Doch nun hatten sie einen Ort ausfindig gemacht, wie er eindrucksvoller kaum
sein konnte. Die Entdeckung dieses Bauwerks war sicher ein
Ereignis, das in die Geschichtsbücher gehörte.
Veldoor war ein seit Urzeiten verlassener, stygisch verseuchter
Kontinent; wahrscheinlich waren sie seit Phenros, der vor zweitausend Jahren gelebt hatte, die ersten Besucher hier.
Die schlichte Dreiecksform der Pyramide, ihr helles Ockerbraun
wie auch die vollkommene Abgeschiedenheit dieses Ortes verliehen der Umgebung eine seltsame Ruhe. Das Bauwerk strahlte
etwas Zeitloses aus, so als stünde es seit der Erschaffung der
Welt hier und würde es auch bis zu ihrem Ende tun.
Keine Kreatur vermochte daran etwas zu ändern, und nichts
würde diesem Ort seine erhabene Würde und sein uraltes Geheimnis entreißen können.
Ja, dachte Marina bedrückt, genau das ist es.
Vielleicht sollten wir besser wieder umkehren.
Meados zog eine weite Schleife zwischen großen zwei Stützpfeilern am östlichen Rand der Hochebene, bevor er sich endlich entschloss, ein Stück an das titanische Bauwerk heranzufliegen.
Während er sich näherte, wurden immer mehr Einzelheiten der
Pyramide offenbar. Sie musste gut eine Meile hoch sein und besaß die Grundfläche eines gleichseitigen Dreiecks; von weitem
wirkte sie flach, denn sie war viel breiter als hoch. Die Wände
waren aus hell ockerfarbenem Sandstein erbaut – oder wenigstens aus etwas, das so aussah wie Sandstein. Jede der drei Kanten des Fundaments musste über zwei Meilen lang sein. Eine der
drei Ecken wies genau in ihre Richtung, nach Osten.
Als sie die Spitze der Pyramide überflogen hatten
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