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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty
Autoren: Andreas Brandhorst
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kreiselte herum, starrte in das entsetzte Gesicht einer jungen Krankenschwester. Automatisch setzten sich ihre Beine in Bewegung.
    Sie will deine Ruhe stören, hallte es in ihr. Sie ist ein Gegner, den man vernichten muß. Ein Wesen, das nur Böses im Sinn hat, deine Geborgenheit zerstören will.
    Die Krankenschwester wich ihr geschickt aus, griff nach einer Injektionspistole auf dem nahen Abstelltisch, wollte sie ansetzen, und…
    Eine huschende Bewegung, der sie kaum mit den Augen folgen konnte, ein jäher Schmerz in ihrem Handgelenk, das Splittern von Glas.
    »Nicole!«
    Die Französin hatte ihr mit einem einzigen Schlag die Injektionspistole aus der Hand geschleudert. Die Schwester schluckte und wich langsam vor der jungen Frau zurück. Auf dem Antlitz Nicoles zeigte sich keine Regung. Aber in ihren Augen schillerte das Böse. Ihre Arme ruckten vor, griffen nach ihr, aber wieder gelang es der Krankenschwester, noch rechtzeitig auszuweichen.
    Angst war plötzlich in ihr, nackte Angst. Die Tür, die auf den Korridor führte, lag jetzt gegenüber. Um aus dem Zimmer zu entkommen, mußte sie an Nicole vorbei, und die machte den Eindruck, als würde sie das nicht mehr zulassen. Ein Blick in ihre Augen genügte, um zu wissen, welche Absichten die Französin hatte.
    »Hilfe!« schrie die Schwester und sprang erneut zur Seite. »Um Himmelswillen, so helft mir doch!«
    Ein Hieb traf sie, der sie einige Meter zurückwarf. Mit dem Kopf stieß sie unglücklich gegen eine Schrankkante, und der Schmerz trieb ihr feurige Schleier vor die Augen. Sie wollte sich wieder aufrichten, aber plötzlich konnte sie keinen Muskel mehr rühren. Es war, als gehörten ihre Glieder nicht mehr zu ihr, als wären sie ein Teil eines anderen Körpers. Entsetzen machte sich in ihr breit, als sie sah, daß Nicole immer näher kam. Einige Schritte vor ihr blieb sie abrupt stehen.
    Die Krankenschwester machte in dieser Sekunde das einzig Richtige: Sie rührte sich nicht. Aus halbgeschlossenen Augenlidern stellte sie fest, daß Nicole ihr noch einen prüfenden Blick zuwarf, dann kalt lächelte und sich wieder umwandte.
    Um Gotteswillen! pochte es in der Schwester. Warum kommt denn niemand? Warum läßt sich der Arzt nur soviel Zeit, warum nur?
    Die Tür. Ich muß hier raus, sofort, jetzt!
    Die Schwester sprang mit einem Satz wieder auf die Beine, duckte sich und lief auf die offenstehende Tür zu. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Nicole wieder herumwirbelte. Die Tür war schon so nahe, als ein erneuter Hieb sie traf, dicht unterhalb des Nackens, der sie wieder auf den Boden warf. Der Aufprall war schmerzhaft, und auf ihrer Zunge war ein metallischer Geschmack.
    Blut! zuckte es durch ihr Hirn. Sie erwartete jeden Augenblick einen weiteren Hieb, sehnte die Bewußtlosigkeit herbei. Doch nichts geschah. Mühsam gelang es ihr, sich umzudrehen.
    Das, was ihre Augen wahrnahmen, ließ sie jäh erstarren und den Schmerz vergessen, der in ihr war.
    Nicole trat auf den zerstörten Schirm des Oszillographen zu. Langsam, wie in Zeitlupe, streckte sie die rechte Hand aus, berührte die Schaltungen.
    Nein! wollte die Krankenschwester rufen, aber kein Laut drang aus ihrer Kehle, die wie zugeschnürt war. Das Gerät war zerstört, aber es stand nach wie vor unter Spannung. Und die Stromstärke war mehr als ausreichend, um einen Menschen auf der Stelle zu töten…
    ***
    Zamorra rematerialiserte in fast vollkommener Finsternis. Sein Atem ging noch immer schwer, als er sich sofort duckte. Entfernte Musik drang an seine Ohren, Stimmengewirr, drohnendes Lachen. Aus den Fensterfronten des Landhauses drang ein abgedämpfter Schein. Es war genau die Szene, die er schon einmal gesehen hatte, in einer Vison, noch in seinem Hotelzimmer. Dies war die Party, der Park, die Stimmen.
    Ein Schrei ganz in seiner Nähe ließ beinahe das Blut in seinen Adern gefrieren. Und plötzlich erstrahlte das Amulett in einem grünen Glanz. Zamorra spürte die Hitze auf seiner Brust, die ihn nicht verletzten konnte, die Hitze, die Merlins Stern immer dann ausstrahlte, wenn ein schwarzmagischer Einfluß in unmittelbarer Nähe war.
    Das Mädchen, das in der Gewalt des Dämonen war.
    »Hier bin ich!« brüllte Zamorra und richtete sich jäh auf. »Mahat, komm heraus, Mahat. Stell dich zum Kampf!«
    Der Schrei wurde schriller und brach dann abrupt ab. Der Meister des Übersinnlichen wartete jetzt nicht mehr. Ein Menschenleben stand auf dem Spiel, und nur er konnte helfen. Er orientierte sich rasch und
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