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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty
Autoren: Andreas Brandhorst
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Weißer Magie, die der Dämonenjäger um die Ruinen errichtet hatte, in der die letzte große Auseinandersetzung stattgefunden hatte, hatte Mahat beinah verbrannt, als er geflohen war. Und seitdem hatte er die Spur Zamorras verloren. Ebenso, wie Zamorra die seine.
    Die Gier in Mahat wurde beinahe übermächtig. Seine Augen sahen auch dort, wo absolute Finsternis herrschte, und seine Ohren hörten, wo keine Geräusche waren. Deutlich sah er den zitternden Körper einer nur spärlich bekleideten, jungen Frau, die gehetzt um sich starrte, aber nicht wagte, sich zu rühren. Ihre panische Angst würde die Energie ihres Todes noch weiter steigern, und der Dämon gierte nach dieser Lebenskraft. Die Dämonen-Brut wuchs schnell, und die Geburt konnte nicht mehr fern sein. Mahat hatte noch immer eine Aufgabe zu erfüllen.
    »Ah, dort bist du, mein Kätzchen«, brachte Francis Wilson böse hervor, als Mahat ihren Standort an ihn verriet. Plötzlich glaubte der Vierzigjährige, sie so klar zu sehen, als sei hellichter Tag.
    Auf leisen Sohlen bewegte sich Wilson auf sie zu. Sein Hals war trocken, als er ihr immer näher kam, und seine Lippen bebten. Gleich, gleich ist es soweit, sagte eine Stimme in ihm.
    Und dann stürzte er sich auf sie. Es kam für Arm-Su so überraschend, daß sie nicht zur Seite springen konnte. Sie gab einen gellenden Schrei von sich, in dem all die Angst lag, die sie empfand, aber niemand konnte sie hören. Die Musik im Landhaus war so laut, daß sie alles übertönte.
    Francis Wilson entwickelte plötzlich eine Kraft, die ihn einen Augenblick lang selbst verwirrte. Mit einem einzigen Ruck warf er sie auf den Rücken, wischte ihre Abwehrbewegungen einfach beiseite. Er sah in ein Gesicht, das von großen, braunen Augen beherrscht wurde und in denen jetzt die Angst glomm. Ihre Haut war blaß, und ihre Lippen zuckten.
    »Bitte, Sir, ich habe Ihnen doch nichts getan. Bitte!«
    »Aber Mädchen, was hast du gegen eine amüsante halbe Stunde?«
    »Bitte«, brachte sie schluchzend hervor. »Bitte!«
    Mahat konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sein Einfluß in dem Vierzigjährigen wuchs rapide an. Die Gedanken des Dämonen wurden die des Managers.
    Francis Wilson verharrte einen Augenblick. Irgend etwas in ihm sagte ihm, daß er bereits viel zu weit gegangen war, daß es angebracht war, sich nun mit einem angemessenen Betrag zu entschuldigen, aber seine Arme bewegten sich von ganz allein. Seine Hände legten sich um den Hals der Fünfundzwanzigjährigen, zögerten einen Augenblick - und drückten dann zu.
    ***
    Das Hotelzimmer war abgedunkelt. Dunkelheit umhüllte den im Lotussitz am Boden kauernden Mann. Von Zeit zu Zeit drang durch die Fenster der Schein naher Werbeleuchten, mal grün, mal rot.
    Zamorra hatte die Augen geschlossen. Sein Körper drückte Entspannung aus, eine Ruhe, die dennoch keine Ruhe war.
    Auf der Stirn des Professors, der eher wie ein durchtrainierter Sportler wirkte, perlte feiner Schweiß. Beide Hände lagen auf dem Silber des Amuletts, jener magischen Waffe, die ihm schon so oft in einem aussichtslos scheinenden Kampf mit Geschöpfen der Finsternis das Leben gerettet hatte. Der Drudenfuß in der Mitte der flachen, silbernen Scheibe, der von den Tierkreiszeichen und einem Silberband mit rätselhaften, noch nicht entzifferten Hieroglyphen umgeben war, schien von innen heraus in einem verwirrenden Licht zu glänzen. Der legendäre Zauberer Merlin hatte dieses Amulett geschaffen, aus der Kraft einer entarteten Sonne, und Zamorra hatte es von einem seiner Vorfahren erhalten, in dessen Händen es dunklen Zwecken gedient hatte. Unter seinem Einfluß allerdings arbeitete es ausschließlich für das Helle, das Gute. Weitaus die meisten Funktionen des Amuletts waren auch Zamorra noch ein Buch mit sieben Siegeln.
    Der Meister des Übersinnlichen hockte auf dem Boden - und doch war er nicht dort. Sein Geist hatte seinen Körper verlassen, suchte nach der Ausstrahlung des Finsteren namens Mahat. War das der wirkliche Name des Höllenwesens: Mahat? Wenn ja, dann war der Ausgang der nächsten Auseinandersetzung gewiß. Die Kenntnis des wirklichen Namens verlieh dem Professor ungeheure Macht über den Dämonen, vorausgesetzt, es gelang, ihn erneut zu stellen.
    Aber existierte Mahat wirklich noch? Oder war er bei dem Versuch, die weißmagische Barriere zu überwinden, um sein höllisches Leben gekommen? Zamorra erinnerte sich deutlich daran, einen entfernten, sphärenhaften Schrei von höchster Qual
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