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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty
Autoren: Andreas Brandhorst
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grüne Flammenspeere, die den Dämonen trafen, in seinen Körper drangen, ihn schreien ließen. Gleichzeitig verlor die Barriere, mit der er Zamorra umgeben hatte, viel von ihrer Wirksamkeit. Der Professor drehte sich herum. Zwei peitschende Detonationen, das Singen von Querschlägern, die an ihm vorbeijagten.
    Hastig kroch der Meister des Übersinnlichen in die Deckung einer nahen Instrumentenkonsole. Xahat lachte auf satanische Weise.
    »Du kannst mir nicht entkommen, Zamorra. Jetzt nicht mehr. Ich werde dich zerstören, für immer.«
    Schlurfende Schritte, die langsam näher kamen, Zamorra lugte um seine Deckung herum, sah in die ausdruckslosen Gesichter der beiden Polizisten. Monrow wirbelte herum, als er in seinen Augenwinkeln eine Bewegung registrierte, feuerte erneut. Das Projektil schlug dicht neben Zamorra in die Konsole, prallte an dem Metall ab und schwirrte davon.
    Zamorra packte sein Amulett, murmelte Bannsprüche und Formeln. Xahat lachte erneut.
    »Ich bin stärker als du! Viel stärker!«
    Eine Woge aus schwarzer Magie ergoß sich über den Meister des Übersinnlichen, spülte seinen Geist fort, fegte allen Widerstand beiseite. Als er wieder einigermaßen zu sich kam, sah er dicht über sich die Fratze des Dämonen, vor Triumph verzerrt.
    Wieder warf Xahat die Arme empor, holte aus zum vernichtenden Schlag. Zamorra wußte, daß er jetzt endgültig verloren war, daß er keine Chance mehr hatte, diesen Kampf lebend zu tiberstehen. Einmal hatte es so kommen müssen.
    Und dann brüllte Xahat! Dunkler Rauch quoll aus seinen Augen, Rauch der Angst, Schwaden des Todes. Zamorra riß die Augen auf, spürte ein feines Vibrieren.
    Der Kegel! durchfuhr es ihn, und er griff in die Hosentasche. Der magische Kegel, den Merlin ihm gegeben hatte.
    Das Silber glühte, hell und blendend. Und es löste sich aus seinen Händen, schwebte langsam auf den wimmernden Dämon zu. Der Meister des Übersinnlichen war nicht in der Lage, einen geistigen Kontakt zu dem Kegel herzustellen, und das bewies ihm, daß er aus einem anderen Material geformt war, als sein Amulett, das ebenfalls Hitze ausstrahlte.
    »Nimm es fort. Nimm es fort, ich befehle es dir!« heulte der Dämon.
    Zamorra lachte nur, konzentrierte sich wieder. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, daß sich die beiden Polizisten und auch der Nachtwächter nicht rührten. Sie standen wie erstarrt, als sei kein Leben mehr in ihnen.
    Der Kegel verwandelte sich. Er wurde zu einer fluoreszierenden Wolke, die den Dämon in einem Sekundenbruchteil eingehüllt hatte. Die Dämonen-Brut brüllte weiter, aber die Schreie wurden leiser. Welche Macht auch immer in dem Kegel stecken mochte, sie war gewaltig, noch gewaltiger als die des Jahrtausenddämonen.
    Xahat wollte noch einmal die Greifklauen emporwerfen, zu einer letzten Attacke, doch mitten in der Bewegung wurde sein Körper transparent, verwehte. Und mit dem Dämon verschwand auch der Kegel.
    Zamorra sah noch, wie sich die beiden Polizisten verwirrt umsahen, wie sich der Inspektor mit besorgten Blicken zu ihm hinunterbeugte, dann griff die Erschöpfung nach ihm und umhüllte sein Denken mit einem Mantel aus Ruhe.
    ***
    Zamorra blickte aus dem Fenster des Flugzeuges, das sie wieder nach Frankreich zurückbrachte. Zwei Tage waren vergangen, und er fühlte sich wieder leidlich ausgeruht.
    »Wovon träumst du?« fragte Nicole und lächelte ihn warm an.
    »Ich mußte gerade daran denken«, gab Zamorra zurück, »was geschehen wäre, wenn es Xahat tatsächlich gelungen wäre, die magischen Würfel unter die Kunden von UEL zu streuen.« Er schüttelte sich. »Grauenhaft. Jetzt sind die Würfel tatsächlich nur noch attraktive Spielzeuge.«
    Er legte seinen Arm um Nicole, hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn.
    Es war alles vorbei, endgültig vorbei. Die Gefahr, die von der Welt der Dämonen ausgegangen war, war gebannt.
    Zamorra konnte nicht ahnen, daß er sich in diesem Punkt gründlich irrte. Ihm war die wirkliche Bedeutung dessen, was er getan hatte, nicht annähernd klar. Er hatte einen Jahrtausenddämonen getötet, damit ein Ereignis entweiht, das für die Welt der Finsternis eine ungeheure Bedeutung hatte. Er hatte ein Sakrileg begangen, ein Sakrileg, das wie ein Aufschrei des Entsetzens durch die Welt der Dämonen fegte.
    Das Jahrtausendereignis war entweiht worden.
    Es gab nichts Schlimmeres. Und die Strafe, die dem Meister des Übersinnlichen drohte, würde diesem Sakrileg angemessen sein.
    ENDE des zweiten Teils
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