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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty
Autoren: Andreas Brandhorst
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medizinischen Überwachungsgeräte kam plötzlich Bewegung. Aus grünem Leuchten wurde jäh grelles Rot, und die geschwungenen Kurven auf den Monitoren wiesen plötzlich scharfe Zacken auf. Ein helles, auf- und abschwellendes, warnendes Piepen ertönte.
    Doktor Melbert zuckte zusammen und starrte konsterniert auf die Anzeigen. Die beiden Krankenschwestern an seiner Seite wurden blaß, veränderten Justierungen, sahen ihn nervös an.
    Melbert blickte auf den Körper von Nicole Duval, der mit Sonden und Anschlüssen bedeckt war.
    In dem blassen, fast farblosen Gesicht waren rote Flecken entstanden, die sich rasch ausweiteten, Flecken, die davon zeugten, daß das Leben in ihren Körper zurückkehrte.
    War es Professor Zamorra gelungen, den Dämonen unschädlich zu machen, unter dessen Bann die junge Französin immer noch stand? Hatte das Wesen der Finsternis endlich sein höllisches Leben ausgehaucht?
    »Doktor, sehen Sie nur!«
    Melbert erstarrte fast, als Nicole plötzlich die Augen aufriß und an die Decke starrte. Es war kein langsames Erwachen, es war ein Prozeß, der von einer Sekunde zur anderen eingesetzt hatte. Die Geräte, an die die Französin angeschlossen war und die in den vergangenen Tagen ihre Lebensfunktionen überwacht und kontrolliert hatten, summten heller.
    »Nicole, können Sie mich hören?« fragte Melbert und beugte sich ein wenig vor.
    Nicole Duval wandte den Blick nicht von der Decke ab. Es war, als nähme sie dort etwas wahr, was den anderen Menschen in diesem Raum verborgen bleiben mußte. Melbert dachte kurz daran, was in der jungen Frau in den letzten Stunden vorgegangen sein mochte, und er erschauerte unwillkürlich. Es mußte so schrecklich gewesen sein, daß sich die Bilder seiner Vorstellungskraft entzogen.
    »Doktor!« Eine der beiden Schwestern deutete auf die Anzeige eines der Geräte. Melbert nickte ernst. Der Blutdruck war rapide angestiegen. Nicole befand sich in einer Streßsituation. Das, was sie in diesem Augenblick sah, alarmierte ihren Organismus. Mit dem einzigen Unterschied, daß diese Belastung sie umbringen konnte, wenn sie noch lange anhielt. Ihr ganzer Körper war geschwächt, zur Zeit einfach nicht mehr solchen Belastungen gewachsen.
    Doktor Melbert hatte noch etwas sagen wollen, aber in diesem Augenblick ging ein Zittern durch ihren Körper, ein Zittern, das er mit einem Schaudern verglich. Und niemand konnte ihr helfen, niemand. Ausgenommen vielleicht Zamorra.
    Was war geschehen? Was hatte Nicoles Geist dazu veranlaßt, die selbstgewählte Isolation zumindest zu einem Teil aufzugeben? War der Dämon wirklich vernichtet?
    Ein erschrockener Schrei ertönte an seiner Seite, als Nicole sich abrupt aufrichtete. Ihr Gesicht schien inzwischen von innen heraus zu glühen. Ein Stöhnen kam von ihren Lippen, ein Stöhnen wie von einer anderen Welt.
    »Wo… wo ist er?«
    Melbert kniff die Augen zusammen. Nicole starrte ihn voll an, aber er stellte fest, daß der Blick durch ihn hindurchzugehen schien. Nicole sah ihn - und sie sah ihn auch wieder nicht.
    »Wen meinen Sie, Nicole? Von wem sprechen Sie?«
    Ihre Lippen bewegten sich, aber es war kein Laut zu hören. Melbert trat noch näher an sie heran, berührte sie vorsichtig an den Schultern. Nicole schrie auf, und der Arzt trat automatisch wieder einen Schritt zurück.
    »Zamorra«, ertönte es wie ein Hauch. »Zamorra. Du… du bist in Gefahr, in schrecklicher Gefahr. Hörst du nicht? Wehr dich! Mahat ist nicht allein. Da ist noch jemand anders, noch viel schrecklicher, ein Dämon voller konzentrierter Macht. Hörst du nicht, Zamorra? Rette dich, bringe dich in Sicherheit. Sonst bist du verloren, sonst kann nichts dich retten.«
    Nicole erstarrte wieder, riß die Augen noch weiter auf.
    »Schwester, Kreislaufunterstützung, rasch.«
    Melbert drehte sich um, als niemand darauf reagierte. Er packte die Krankenschwester an den Schultern.
    »Haben Sie nicht gehört? Schnell. Kreislaufunterstützung. Oder Nicole erleidet einen irreparablen Zusammenbruch.«
    Die Schwester schluckte und wandte sich ab. Nach einigen Sekunden kehrte sie mit einer Injektionspistole zurück, setzte sie an. Ein leises Zischen, mit dem das Medikament in die Blutbahn Nicoles drang.
    »Hoffentlich ist es nicht schon zu spät«, sagte Melbert dumpf und beobachtete seine Patientin genau.
    »Blutdruck steigt weiter, immer schneller.«
    Melbert kniff die Augen zusammen. Noch niemals hatte er sich so hilflos gefühlt, wie in diesem Augenblick.
    Was, in Gottes
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