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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eingetreten, was er sich erhofft hatte: Die Herrin wollte ihn zu ihrem Gefährten machen. Er spürte es.
    Sein Schweif wedelte vor Vergnügen. Neben ihr blieb er stehen, und ihre Hand strich über seinen Rücken.
    Er fühlte, daß etwas in ihm vorging, aber er begriff nicht, was es war. Es war schön.
    Und dann war für ihn alles anders.
    ***
    Eine Werwölfin! Und sie war nicht allein!
    Ein ganzes Rudel war aufgetaucht. Harry Winter zählte über ein Dutzend der grauen Mörder.
    »Ich war ein Narr«, keuchte er. »Bin blind in deine verdammte Falle gelaufen! Was hast du jetzt mit mir vor? Wirst du mich selbst fressen oder von diesen Bestien zerreißen lassen?«
    Während er sprach, suchte er fieberhaft nach einer Möglichkeit zu entkommen. Doch die Wölfe waren zu zahlreich und zu schnell. Er hatte keine Chance mehr. Es war aus.
    »Das kommt später«, sagte sie, und ihre Stimme war so weich und melodisch wie zuvor, als sie noch nackt und zauberhaft schön gewesen war. Jetzt war sie nicht mehr als eine Wöflin, die rein zufällig menschliche Gestalt besaß. Der Zauber war verflogen.
    »Jetzt erst geschieht etwas anderes, und Pluton wird dabei helfen!«
    Noch ehe er seine letzte Frage stellen konnte, geschah es bereits. Eine Lichtbrücke spannte sich zwischen dem Wolf zu ihren Füßen und Harry Winter auf. Ein silberner Strahl wie Mondlicht. Und er fühlte, wie etwas aus ihm herausgesaugt wurde…
    Etwas Eigenartiges geschah.
    Sein Körper sank auf alle viere nieder und begann zu jaulen. Es war ein jämmerlicher Klagelaut, eines Wolfes unwürdig.
    Gleichzeitig veränderte sich auch Yakkas Verhalten. Der Wolf wurde unruhig und tänzelte. Verwirrt sah er zu Lupina auf.
    »Glaubst du im Ernst«, hörte er sie sagen, »ich hätte einen dämlichen Wolf zum Partner genommen? Ein wenig menschliche Intelligenz besitzt er ja nun, und auch menschliche Verhaltensweisen. Tut mir leid, Yakka«, und dabei sah sie zu Winters Körper hinüber, »aber ich bin nun mal beides - Wolf und Mensch! Das war dein Pech.«
    Sie sah wieder den Wolf vor sich an und kniete vor ihm nieder. Ihre Hände umschlosssen seinen Kopf.
    »Ja, Harry Winter«, sagte sie leise. »Das hättest du dir niemals träumen lassen, nicht wahr? Aber es wird dir gefallen, an meiner Seite ein Wolf zu sein. Schon in ein paar Minuten kannst du dir nichts anderes mehr vorstellen.«
    Und langsam änderte sich auch ihre Gestalt. Nach dem Fell nahm sie nun auch den Körper eines Wolfs an und rieb ihre Schnauze zärtlich an seiner Flanke. Er erwiderte die Liebkosung.
    Er war ihr wieder verfallen. Ihre Attraktivität war ungebrochen, und er wußte, daß er sie besitzen würde. Als Mensch oder als Wolf - war das nicht egal? Die Tatsache als solche zählte, sonst nichts.
    Wenig später konnte er sich bereits nicht mehr an sein Dasein als Mensch erinnern. An Lupinas Seite fühlte er sich als Wolf glücklich. Sie hatten sich vom Rudel gelöst und hetzten über die weite Ebene, um ihre Hochzeit zu feiern - irgendwo. Die Wolfshochzeit.
    Währenddessen zerfetzte das Rudel den Körper des Mannes, der einmal Harry Winter gewesen war und seinen Urlaub in der Bretagne verbracht hatte…
    ***
    Als Harry Winter, passioniertem Frühaufsteher, gegen elf Uhr mittags immer noch nicht aus den Federn gekrochen zu sein schien, wurde Madame Assaire, die ihm ein Zimmer vermietet hatte für die Dauer seines Urlaubs, nachdenklich. Seit fast zwei Wochen wohnte Harry Winter bei ihr und zahlte für Übernachtung und Frühstück, aber in diesen zwei Wochen war es nicht ein einziges Mal vorgekommen, daß er später als acht Uhr am Frühstückstisch erschienen war.
    Gegen halb zwölf beschloß Madame Assaire, vorsichtig an seine Zimmertür zu klopfen. Doch noch immer rührte sich nichts. Das war mehr als ungewöhnlich.
    Madame Assaire zögerte. Sollte dem Herrn aus Rußland, der Amerikaner war - eine verwirrende Sache, die sie bis jetzt noch nicht völlig begriffen hatte -, etwas zugestoßen sein?
    Vorsichtig drückte sie die Klinke nieder. Die Zimmertür war nicht abgeschlossen. Das bedeutete, daß sie nicht erleichtert umkehren konnte mit dem beruhigenden Gedanken, das beste getan zu haben. Es blieb ihr nun nichts weiter übrig, als die Tür eine Handbreit zu öffnen.
    Vorsichtig spähte sie ins Zimmer wie eine Einbrecherin, die ihren ersten Versuch in diesem Gewerbe startet.
    Doch ihre Sorge, von einem wütend erwachenden Mann entdeckt zu werden und einen fliegenden Filzpantoffel mil der Stirn stoppen zu
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