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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ein Mensch mit einer Kerze Harry Winter ging schneller, direkt auf das Kerzenlicht zu. Näher und näher kam er. Eine Wolkenbank hatte sich vor den Mond geschoben und verdunkelte die Szene. An den Wolf dachte Harry nicht mehr. Den gab es doch nicht, aber das Kerzenlicht zog ihn wie ein Magnet an.
    Als er noch zwanzig Meter entfernt war, riß die Wolkenbank wieder auf und der Mond strahlte sein fahles Licht auf die Gestalt herunter, ließ aus dem dunklen Schatten einen Menschen werden.
    Harry verharrte jäh und atmete tief durch. Du lieber Himmel, dachte er. Das kann doch nicht wahr sein!
    Ein Mädchen stand da, vom silbernen Mondlicht überflutet. Wie alt -besser: wie jung - mochte, sie sein? Neunzehn, zwanzig Jahre? Traumhaft schön, schlank, aufregend in ihrem Aussehen und völlig unbekleidet!
    Harry Winter schluckte. Ein bezaubernd schönes, nacktes Mädchen hier draußen - was bedeutete das?
    »Hallo«, sagte er zögernd.
    Da kam Bewegung in sie. Sie löste sich aus der Nähe der Kerze und kam auf ihn zu. Er erkannte, daß ihre Augen in der Dunkelheit leuchteten.
    Harrys Herz begann spürbar zu klopfen. Die fremde Schöne schlug ihn in ihren Bann. Sie hatte die Unterarme leicht abgewinkelt. Dicht vor ihm blieb sie jetzt stehen, und er glaubte, die Wärme ihres Körpers zu spüren.
    »Wer - wer bist du?« fragte er heiser.
    In diesem Moment erklang wieder das schaurige Heulen des Wolfs!
    ***
    Yakka hatte den Impuls wahrgenommen und ihn befolgt. Er hielt das Rudel zurück. Die Herrin wollte es so. Sie sollten noch nicht in Erscheinung treten.
    Die neue Anführerin des Rudels, die Zweibeinerin…
    Yakkas scharfe Wolfsaugen durchdrangen die Dunkelheit. Er sah die schwarze Kerze, die leicht im Wind flackerte, und er sah- die seltsame Zeichnung, in deren Mittelpunkt sie stand. Ein seltsamer, in einem Stück gezeichneter fünfzackiger Stern in einem Kreis… Yakka verstand die Bedeutung nicht.
    Er verfolgte die Bewegungen der Herrin. Da war ein anderer Zweibeiner, kam langsam näher. Yakka nahm die Witterung auf. Aber als einer der Jungwölfe seinem Ungestüm nachgeben und die Deckung verlassen wollte, stieß Yakka ein fast unhörbares Knurren aus. Der Jungwolf verharrte.
    Das Verhalten des Rudels war untypisch. Doch weder Yakka selbst noch eines der anderen Tiere machten sich Gedanken darüber. Sie gehorchten. Das war alles. Und wenn die Herrin den Befehl gab, würden sie angreifen. Bis dahin hatten sie sich ruhig zu verhalten und zu warten.
    Doch da stieß eine Wölfin ihren Heulton aus. Ganz kurz nur, aber es reichte aus. Der fremde Zweibeiner fuhr erschrocken zusammen und wurde mißtrauisch.
    Yakka knurrte leise. Beherrsche dich gefälligst, hieß das. Auch von der Herrin kam ein verärgerter Gedankenstrahl.
    Aber es war nun mal geschehen.
    Yakkas Rudel - das Rudel der Herrin - lauerte weiter und wartete auf das Zeichen zum Angriff.
    ***
    Harry Winter fuhr zusammen. Wolfsheulen! Er kreiselte herum, versuchte die Dunkelheit zu durchdringen! Es war also doch ein Wolf unterwegs! Denn außer ihm und dem Mädchen war niemand hier draußen unterwegs, und das Mädchen hatte nicht geheult!
    Etwas kroch eiskalt über seinen Rücken und ließ die feinen Nackenhaare sich aufrichten. Da war sie wieder, die Angst vor den Wölfen und gleichzeitig der Haß.
    Harry wünschte sich eine Pistole herbei. Doch er war unbewaffnet.
    Wo steckte der Wolf?
    Da erst fiel ihm ein, daß er ja nicht allein hier draußen in der Ebene war. Da war doch das Mädchen! Der Wolf war für sie vielleicht eine noch größere Gefahr. Ihr fehlte mit Sicherheit die jahrelange Wildniserfahrung und auch die Körperkraft, um mit einem Wolf im »Nahkampf« fertigzuwerden.
    Er sah sie an, sah in die seltsam leuchtenden Augen. Sie war unglaublich schön, verführerisch. Volle, rote Lippen lächelten ihn an. Hatte sie keine Furcht vor dem Raubtier, wie auch immer es in diese Gegend gekommen war?
    »Hast du das Heulen gehört?« fragte er leise. »Ein Wolf…«
    Sie nickte schweigend. Unwillkürlich streckte er einen Arm nach ihr aus - und war dennoch maßlos überrascht, als sie mit einem schnellen Schritt bei ihm war und sich an ihn schmiegte. Er spürte die Wärme ihrer Haut, nahm ihren angenehmen Duft auf…
    Ich träume, dachte er.
    »Wer bist du, und was machst du hier draußen?« fragte er wieder. »Und warum - bist du nackt? Es ist kühl.«
    Immer noch schweigend schüttelte sie den Kopf, hatte jetzt ihren Arm um seine Hüfte gelegt und zog ihn mit leichtem
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