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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Lippen brannten förmlich auf seinen. Was ist mit dem Mädchen nur los? fragte er sich. Das kann doch alles nicht wahr sein, so was gibt’s doch nur im Film oder im Roman…
    »Wie ist dein Name? Willst du ihn mir wirklich nicht verraten?« fragte er heiser und hielt sie in den Armen, als gäbe es nichts anderes mehr auf der Welt. Die warnende Stimme tief in einem der hintersten Winkel seines Unterbewußtseins unterdrückte er einfach.
    »Schön, du sollst es wissen«, sagte sie. »Ich heiße Lupina.«
    »Und?« fragte er. »Weiter?«
    »Nichts weiter. Nur einfach Lupina. Genügt das nicht?«
    Es genügte ihm, als sie ihn ein zweites Mal küßte, drängender, fordernder als zuvor.
    »Du bist gut«, sagte sie schließlich atemholend. »Ich glaube, du bist richtig.«
    »Was hast du vor?« fragte er heiter. »Mich heiraten?«
    Sie schwieg und sah ihn nur an. Wieder leuchteten ihre Augen in der Dunkelheit, als sie sich von ihm löste und mit geschmeidigen Bewegungen in das Pentagramm trat. Gebannt verfolgte Harry jede Bewegung ihres herrlichen Körpers. Sie bewegte sich völlig natürlich, ihre Nacktheit schien für sie nichts Außergewöhnliches zu sein.
    »Willst du jetzt deinen Pluton beschwören?« fragte er belustigt. Sie nickte eifrig. »Ja, und er wird mir helfen.«
    »Was soll er denn für dich tun?«
    »Du wirst schon sehen«, entgegnete sie rätselhaft. Er trat zu ihr in das Pentagramm und wollte sie wieder in die Arme schließen, doch sie entzog sich ihm mit einer blitzschnellen Drehung.
    »He, noch einen Kuß«, verlangte er.
    Sie lachte. »Na schön, aber nur ganz kurz!«
    Wieder genoß er und beachtete nicht mehr die Gefahrenimpulse.
    »Jetzt verlaß aber den Kreis«, forderte sie schließlich. Immer noch lächelnd gehorchte er. Ein seltsames Mädchen, aber von einer sinnverwirrenden Schönheit. Er wußte nur eines: Er mußte Lupina besitzen, so bald wie möglich. Diese nächtliche Begegnung konnte kein einfacher Zufall sein. Etwas anderes steckte dahinter.
    Er sollte es schon bald erfahren, viel zu bald…
    Lupina kniete vor der schwarzen Kerze nieder, die gleichmäßig brannte. Harry Winter verfolgte ihre anmutigen Bewegungen, das Spiel ihrer Muskeln, das leichte Heben und Senken ihrer festen Brüste, wenn sie atmete. Er genoß das Schauspiel, das sie ihm bot.
    Sie sprach Worte, die er nicht verstand. Eine eigenartige Sprache ähnlich der, in der der Schamane im Kosakendorf zuweilen geredet hatte. Was war das für eine Sprache?
    Plötzlich umwehte ihn ein eisiger Hauch. Die Gefahr war wieder da, er spürte sie. Von allen Seiten stürmte sie auf ihn ein. Der Wolf…?
    Nein, kein Wolf. Es war etwas anderes, das ihn wie mit kalten Geisterfingern berührte. »Pluton!« schrie das Mädchen und reckte jetzt die Arme weit empor, neigte sich zurück. Sie sah zur silbernen Mondscheibe empor.
    Im nächsten Moment sprang ihn das Grauen an wie ein wildes Tier!
    Er sah, wie sich ihre samtene, herrliche Haut mit Fell überzog! Blitzschnell geschah dieser Vorgang, und ehe er begriff, was geschehen war, sah er sie sich erheben - immer noch in Menschengestalt, aber durchgehend von dunklem, grauen Wolfsfell bedeckt!
    Und seine Nase nahm auch nicht mehr den feinen Mädchenduft auf, sondern die abstoßende Ausdünstung eines Wolfs!
    Er schrie auf. Blitzartig kroch es in ihm empor. Die alten Legenden und Märchen von Menschen, die sich verwandeln können, fielen ihm ein. Er hatte sie immer als Aberglauben, als Spinnerei, Blödsinn, abgetan. Doch jetzt mußte er innerhalb von Sekundenbruchteilen umdenken. Die Erzählungen der Alten, die man sich unter vorgehaltener Hand zuraunte aus Furcht, allein die Erwähnung könne die Bestie herbeibeschwören - sie entsprachen der Wahrheit!
    Lupina war der schlagende Beweis!
    Er hatte eine Werwölfin vor sich!
    ***
    Yakkas Kiefer klappten hörbar aufeinander, als endlich, der Befehl kam. Doch es war immer noch nicht die ersehnte Anweisung, über den Zweibeiner herzufallen, sondern nur, sich mit dem Rudel zu zeigen und den Zweibeiner einzukreisen.
    Wie Schatten tauchten die Wölfe förmlich aus dem Nichts auf, wuchsen aus ihren Deckungen hervor und trotteten langsam auf den Zweibeiner und die Herrin zu, die jetzt endgültig so vernünftig geworden war, sich ein Fell zuzulegen. Jetzt roch sie auch endgültig nach Wolf.
    Dicht vor dem Zweibeiner blieben die grauen Jäger stehen.
    »Yakka«, rief die Herrin. »Komm zu mir!«
    Ein Glücksgefühl durchpulste den Rudelführer. Ja, es war
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