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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Druck auf die Kerze zu. Als sie kurz davor standen, erkannte er das Pentagramm, aber er begriff immer noch nicht, was das sollte. Ein magisches Symbol… aber Magie und Zauberei war doch alles nur Illusion, Blödsinn. Und selbst dem Schamanen im Kosakendorf hatte er etliche Taschenspielertricks nachgewiesen - allerdings nicht in der Öffentlichkeit, um seine Autorität nicht zu untergraben, sondern still und hiemlich nachts in der Hütte des Schamanen bei einem Glas Wodka.
    Sie preßte sich eng an ihn.
    »Was soll das alles? Warum antwortest du nicht? Kannst du nicht sprechen?« Immer rätselhafter wurde ihm das Verhalten des Mädchens, dem die nächtlichen Temperaturen nicht das Geringste auszumachen schienen.
    »Doch«, flüsterte sie jetzt, legte dann den Zeigefinger erst an ihre und dann an seine Lippen. Ihm wurde bei der Berührung warm.
    Fast hätte er bei alldem den Wolf vergessen. Der mußte irgendwo in der Dunkelheit auf seine Chance lauern.
    Doch dann begriff er die Sicherheit des Mädchens. Es hätte ihm viel eher aufgehen müssen. Der Wolf fürchtete das Feuer! Es war zwar nur eine Kerze, aber immerhin… auch ein Tier mochte ahnen, daß aus einer kleinen Flamme sehr rasch eine gefährliche Feursbrunst werden kann. Und so lange die Flamme brannte, fühlte der Wolf sich zwar in ihre Nähe gezogen, kam aber nicht endgültig heran. Außerdem waren da die beiden Menschen. Das Tier mußte schon sehr hungrig sein, wenn es zwei Menschen angriff.
    Solange sie beieinander und bei der Kerze blieben, waren sie also in relativer Sicherheit.
    Falls es sich nicht um ein ganzes Rudel handelte… Einzelgängerwölfe gab es nicht viele…
    »Was geht hier vor?« fragte er jetzt leise und deutete auf das Pentagramm.
    »Eine Beschwörung«, hauchte sie, und ihre Stimme klang weich und warm. Eine bezaubernde Stimme. Ein Mädchen zum Verlieben. Sein Herz schlug rasend und heftig. Welches Schicksal hatte ihn hierhergeführt?
    Er lächelte. »Was willst du denn beschwören?«
    »Pluton«, erwiderte sie. »Er muß mir helfen.«
    Er wiederholte den Namen eigenartig berührt. »Pluton, das klingt wie ein Name für einen Schäferhund oder so was. Ist das etwa ein Dämon?«
    Sie berührte mit dem Zeigefinger seine Nasenspitze und kicherte wie ein kleines Schulmädchen. »Oh, du redest sehr respektlos von ihm. Er hört so etwas gar nicht gern. Er ist einer der Lords der Finsternis, ein mächtiger Dämon, fast so mächtig wie Asmodis.«
    Der Name Asmodis war Harry Winter geläufig. Der alte Schamane hatte ihn des öftern erwähnt und dabei gezittert, als käme Beelzebub persönlich mit seiner Mistgabel aus der Erde, um ihn aufzuspießen.
    »Du redest fast, als ob du wüßtest, was du sagst«, erwiderte er.
    Eine groteske Situation. Irgendwie wich sie seinen Fragen immçr aus, umging sie. Warum gab sie nichts über sich preis? Oder träumte er tatsächlich?
    »Nein, du träumst nicht, Harry Winter«, flüsterte sie.
    »Woher kennst du meinen Namen?« fragte er verblüfft und ließ sie los. Im nächsten Moment berührte er sie aber schon wieder. Es war fast wie ein Zwang. Er mußte ihre weiche Haut unter seinen Fingern spüren.
    »Oh, ich weiß vieles über dich«, sagte sie und schlang beide Arme um seinen Hals. Dann stand sie plötzlich auf den Zehenspitzen un küßte ihn.
    An den Wolf dachte er bereits nicht mehr…
    ***
    Aber der Wolf dachte an ihn. Schließlich hatte er ihn ja ständig vor Augen. Er und die anderen des Rudels. Immer noch verbargen sich die Wölfe und warteten auf den Befehl. Yakka spürte, wie das Rudel unruhig wurde. Es wurde Zeit, daß der Ruf kam.
    Yakka sah immer wieder zur Herrin und dem anderen Zweibeiner. Was taten sie so lange miteinander? Wollte sie sich etwa mit ihm paaren? Sie sollte ihn lieber fressen, das wäre vernünftiger, überlegte Yakka. Sein Rachen war leicht geöffnet, und etwas Speichel troff ins Gras. Yakka stellte sich vor, wie er mit den anderen über diesen Zweibeiner herfallen und ihn zerfetzen würde. Unwillkürlich zog er die Lefzen hoch.
    Aber die Herrin hatte den Befehl noch nicht gegeben. Immer wieder sah er zu ihr hin. Sie war schön, unglaublich schön, selbst für einen Wolf, und Yakka sah auch nur das Wölfische in ihr. Vielleicht machte sie ihn, den bisherigen Leitwolf des Rudels, zu ihrem Partner…
    Auch Wölfe haben Wunschträume!
    Yakka wartete weiter ab. Fahles Mondlicht fiel vom Himmel und ließ die Haut der Herrin hell schimmern. Warum trug sie nur kein Fell?
    ***
    Ihre
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