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0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
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schien mir geraten, eine Pause einzulegen, und als ich am Uferrand eine niedrige, halb in der Erde eingebaute Hütte entdeckte, beschloss ich, bis zum Einbruch der Dunkelheit hier zu warten.
    Es war eine Art gedeckter Unterstand. Anlagen dieser Art dienen zum Anstand auf Wildenten und Gase während der Jagdsaison. Der einzige Komfort, den der Bau besaß, war eine primitive Holzbank.
    Auf dieser Bank breitete ich meine Klamotten aus, um sie ein wenig zu trocknen. Obwohl ich glaubte, ziemlich sicher zu sein, da die Polizisten wahrscheinlich nur stromabwärts suchen würden, so riskierte ich doch nicht, ein Feuer anzumachen, ganz abgesehen davon, dass das Feuerzeug in meiner Hosentasche unbrauchbar geworden war.
    Brieftasche und Portemonnaie hatte ich eingesteckt, als ich die Jacke wechselte. Selbstverständlich war der gesamte Inhalt völlig durchweicht, aber auch durchweichte Pfundnoten behalten ihre Gültigkeit. Ich breitete die Scheine aus und wendete sie von Zeit zu Zeit um, in der Hoffnung, dass sie so schneller trocknen würden. Die Pfundnoten waren mein einziges Hilfsmittel, um aus dem Land zu kommen. Ich dankte dem Himmel, dass ich wenigstens noch genug besaß.
    Diese zehn oder fünfzehn Stunden, die ich in dem Entenanstand zubrachte, zähle ich zu den elendsten Stunden meines Daseins.
    Aber ich glaube nicht, dass ich mich je elender fühlte als heute, nackt und nass in einer klammen Erdhütte, mit der besten Aussicht, durch eine lausige Lungenentzündung zu sterben und bis an die Ohren voll von der Gewissheit, dass meine Mission in London gescheitert war, dass mir nichts anderes mehr blieb, als mich wie ein lumpiger Ganove, der ein paar Kleidungsstücke geklaut hat, außer Landes zu schleichen.
    Ich verbrachte die meisten der fünfzehn Stunden damit, meinen bitteren Gedanken nachzuhängen. Den Rest brauchte ich, um auf meinem eigenen Körper herumzuschlagen, damit ich nicht völlig erstarrte. Ich rieb meine Arme, meine Beine und trommelte wie ein Gorilla auf meiner Brust. Viel nutzte das nicht. Es dauerte gar nicht lange, bis ich mächtig anfing zu niesen.
    Hin und wieder hörte ich Motorengeräusche. Die Schießscharten erlaubten einen Blick auf ein gutes Stück Themse. Bei jedem Motorengeräusch sprang ich an die Scharten. Eine Anzahl von Booten jeder Sorte schwamm den Fluss herauf und herunter. Zweimal war auch ein Polizeiboot darunter, aber ich konnte nicht einmal mit Sicherheit entscheiden, ob es der Kahn war, der im entscheidenden Augenblick vor der Insel erschienen war.
    ***
    Endlich war es dunkel genug, sich auf die Straße zu wagen. Glauben Sie nur nicht, meine Kleider wären trocken gewesen. Alles, was ich erreicht hatte, war, dass das Wasser nicht gerade mehr in Strömen herauslief. Ich sah an mir herunter und stellte fest, dass ich von einem Landstreicher nur dadurch zu unterscheiden war, dass Landstreicher gewöhnlich nicht so feucht umherliefen.
    Ich machte mich also auf die Socken. Als ich das Ufergelände durchquert hatte, gelangte ich an eine Landstraße, irgendeine Straße dritter oder vierter Ordnung. Ich trabte sie entlang. Sie führte von der Themse weg in das Land hinein. Nach ein oder zwei Meilen erreichte ich einen lichten Wald. Im allerletzten Tageslicht sah ich am Rande dieses Waldes, ein- oder zweihundert Yards seitwärts von der Straße, die Umrisse eines kleinen Hauses.
    Ich legte mir eine kleine Geschichte von einer missglückten Kahnpartie zurecht in der Hoffnung, dass diese Geschichte und ein paar Pfundnoten den Besitzer des Hauses bewegen konnten, mir einige trockene Kleidungsstücke zu leihen und vielleicht sogar mir drei oder vier Whisky einzuschütten.
    Aber als ich das Haus erreicht hatte, sah ich, dass ich für meine Geschichte keine Verwendung finden würde. Es war eine Jagdhütte, und sie war unbewohnt.
    Ich machte mich daran, eine weitere Ungesetzlichkeit zu begehen, und ich hoffte sehr, dass es meine letzte Tat dieser Art sein möge. Ich brach in die Hütte ein.
    Sie bestand nur aus einem einzigen Raum. Ich tappte lange darin herum, bis ich mich einigermaßen zurechtgefunden hatte. Schließlich ertastete ich eine Art Küchenbord. Ich fegte zwar ein paar Blechteller herunter, aber dann fand ich eine Schachtel mit Streichhölzern, und im Licht des ersten Streichholzes entdeckte ich sogar eine Kerze.
    Die Bude war eine richtige, karg eingerichtete Jagdhütte. Sie besaß einen eingemauerten Herd, vier Pritschen, Tisch und Stühle und zwei Schränke.
    Die Schränke waren
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