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0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
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diesem Raum?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Schön! Wahrscheinlich schnarchst du! Ich nehme den anderen Raum.«
    Der Henker mag wissen, was ihm plötzlich einfiel. Vielleicht kam ihm jetzt die Erleuchtung, dass ich ein steckbrieflich gesuchter Mörder war und dass man ihm anerkennend auf die Schulter klopfen würde, wenn er mich zum nächsten Revier schleppte. Vielleicht wurde er auch nur einfach wütend. Jedenfalls ging er ohne jede Warnung auf mich los.
    Es gelang mir gerade noch, die Whiskyflasche hinzustellen. Ich musste meine Vorsorge für den kostbaren Stoff mit einem Haken am Ohr bezahlen.
    In Anbetracht dessen, dass er ziemlich aus der Übung sein musste, war Charly gar nicht so schlecht. Ich spürte den Schlag. Er versuchte, noch eine Gerade loszuwerden, aber ich schlug einen Cross dazwischen. Das stoppte ihn. Ich setzte einen Haken hinterher, der sein Kinn treffen sollte, aber zu seinem Unglück nahm er den Kopf zurück, und so landete meine Faust auf seiner Nase.
    Er schrie vor Schmerzen und gleich darauf schrie er vor Wut.
    Er presste beide Hände gegen die Nase.
    »Tut mir leid, mein Junge«, sagte ich.
    Der Ex-Gangster ließ die Hände fallen.
    »Du elender…!«, begann er zu brüllen. Er packte den ersten besten Gegenstand, der ihm in die Hände geriet.
    Es war ein Stuhl, und er ging blindwütig damit auf mich los.
    Ich griff mit beiden Händen nach dem albernen Seil. Es war straff gespannt. Ich zog mich hoch, gab dem Körper Schwung, nahm die Knie hoch und fuhr mit den Stiefeln in Charlys Angriff hinein. Der Stoß traf Charlys Brust, als er zu einem neuen Stuhlhieb ausholte, und er war hart genug, um ihn von den Beinen zu befördern. Im nächsten Augenblick war ich bei ihm, riss ihm den Stuhl aus der Hand, feuerte das Möbel in eine Ecke und zog Charly an der Jacke hoch.
    »Wenn du jetzt nicht vernünftig wirst, mein Junge«, drohte ich, »dann wirst du ein blaues Wunder erleben. Ich will schlafen, aber ich will mich nicht prügeln.«
    In seinem Schädel schien wirklich eine Schraube losgegangen zu sein, denn er gab keine Ruhe. Das Ende einer weiteren Auseinandersetzung von knappen fünf Minuten war, dass Kosmetik Charly in einen absolut unfreiwilligen Schlaf fiel; in jenen Schlaf, dessen erste zehn Sekunden in einem normalen Boxring von einem Ringrichter mitgezählt werden.
    Als Charly aus diesem Schlaf erwachte, fand er sich sorgfältig gefesselt auf seinem Bett liegen. Die Füße und die Hände hatte ich an dem Gestell festgebunden.
    Ich zog mir die Stiefel aus und bettete mich auf die Couch.
    »Schnarche nicht, Charly!«, sagte ich.
    ***
    Am anderen Morgen war Kosmetik Charly anscheinend zur Vernunft gekommen.
    »Binde mich los«, bat er. »Ich… ich werde alles tun, was du verlangst.«
    Ich band ihn zwar los, aber ich verzichtete darauf, noch länger in seiner Bude zu bleiben. Ich hätte den Burschen dauernd im Auge behalten müssen. Das hätte bedingt, dass ich mich auch in der Kneipe auf hielt, wenn Gäste anwesend waren, und genau das war mir zu gefährlich. Andererseits schien es mir ziemlich wahrscheinlich, dass Charly meinen Besuch auf sich beruhen ließ, wenn ich mich jetzt trollte. Kein alter Gangster geht gern zur Polizei, und auch Kosmetik Charly würde mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf verzichten, sobald ich ihn verlassen hatte.
    Ich band ihn los. Ich bezahlte die Whiskyflasche, und wir schieden gewissermaßen in aller Freundschaft.
    Ich verzichtete darauf, Charlys Kleiderbestände einer Inspektion zu unterziehen. Mir schien meine Tarnung als Mann vom Lande gar nicht schlecht.
    Also trollte ich mich, obwohl es heller Morgen war. Ich kaufte mir eine Zeitung, aber ich fand nur eine Notiz auf der letzten Seite.
    In der Nähe von Birrington brachte die Flusspolizei ein Motorboot mit einem gesuchten Gangster auf. Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
    Dank des intensiven Unterrichts in New York wusste ich ziemlich genau, wo in London ich Aussicht hatte, ein Hotel zu finden, das sich nicht für meine Papiere interessierte. Der Laden lag in der Nähe des Hafens.
    Ich blieb zwei Tage dort. In einem vertraulichen Gespräch erfuhr ich von dem schmierigen Hotelbesitzer die Adresse eines Hotels in Southampton, dessen Inhaber ebenfalls kein Interesse an den Papieren seiner Gäste hatte.
    Ich entschloss mich nun doch, mir ein paar normale Kleider zu kaufen, packte die Stiefel in einen frisch erstandenen Pappkoffer und fuhr mit einem Bummelzug nach Southampton.
    Ich nahm das letzte und
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