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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Prolog
    Heute war der Tag, an
dem ich Haplo meinen Zorn habe spüren lassen. 1 Eine unangenehme Pflicht. Vermutlich würde kaum
jemand mir Glauben schenken, aber es schmerzte mich zu tun, was getan
werden
mußte. Es wäre vielleicht einfacher gewesen,
hätte ich mich nicht in gewisser
Hinsicht verantwortlich gefühlt.
    Als ich merkte, daß unsere Stunde nahte, die Stunde
der
Patryn, daß wir schon bald stark genug sein
würden, um uns aus diesem
schändlichen Kerker zu befreien, in den die Sartan
uns geworfen hatten, und
den uns rechtmäßig zustehenden Platz als Herrscher
des Universums einzunehmen,
erwählte ich einen aus unserer Mitte, der ausziehen sollte und
erkunden, was
uns in den neuen Welten erwartete.
    Ich wählte Haplo. Ich
wählte ihn wegen seiner raschen Auffassungsgabe,
seines selbständigen Denkens,
seines Muts, seiner Anpassungsfähigkeit. Leider sind es genau
diese
Eigenschaften, die ihn verleitet haben, sich gegen mich zu wenden. Aus
diesem
Grund habe ich also eben behauptet, mich in gewisser Hinsicht
verantwortlich
zu fühlen, für das, was geschehen ist.
    Selbständiges Denken
schien mir unerläßlich für die
Konfrontation mit den unbekannten Welten zu
sein, die erschaffen worden waren von den Sartan, unseren Feinden, und
bevölkert von Nichtigen. 2 Er mußte fähig sein, sich klug und geschickt auf
jede Situation einzustellen, und durfte unter keinen
Umständen irgend jemanden
auf irgendeiner dieser Welten wissen lassen, daß es
uns Patryn gelungen war,
unsere Fesseln abzuschütteln. Auf zwei der drei Welten, die er
besuchte,
erfüllte er meine Erwartungen voll und ganz. Auf der dritten
geschah es, daß er
nicht nur mich verriet, sondern auch sich selbst. 3
    Ich ging zu ihm, bevor er zu seiner vierten Reise
aufbrechen
konnte, nach Chelestra, der Wasserwelt. Er befand sich an Bord seines
Drachenschiffs, das er seinerzeit von Arianus mitgebracht
hatte, und bereitete
sich darauf vor, Segel zu setzen. Er sagte nichts, als er mich sah. Er
schien
nicht einmal überrascht zu sein. Es war, als hätte er
mich erwartet, obwohl die
Unordnung allenthalben auf eine überstürzte Abreise
hindeutete. Zweifellos
herrscht Chaos in seinem Innern.
    Wer mich kennt, wird
mich einen harten Mann nennen, hart und grausam, doch ich bin
aufgewachsen an
einem Ort, der noch viel härter war, viel grausamer. In meinem
langen Leben
habe ich zuviel Schmerz gesehen, zuviel Leid, um noch davon
berührt zu werden.
Aber ich bin kein Ungeheuer. Ich bin kein Sadist. Was ich Haplo antat,
tat ich
aus Notwendigkeit. Es bereitete mir kein Vergnügen.
    Wer sein Kind liebt,
züchtigt es – ein altes Sprichwort der Nichtigen.
    Haplo, glaube mir,
wenn ich sage, daß ich mit dir leide, heute Nacht.
Aber es war zu deinem
eigenen Besten, mein Sohn.
    Zu deinem eigenen
Besten.
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Kapitel 1
Der Nexus
    »Verdammt! Geh mir aus
dem Weg!« Haplo stieß mit dem Fuß nach
dem Hund.
    Das Tier kniff den
Schwanz ein und drückte sich in einen dunklen Winkel
des Laderaums, um dort
abzuwarten, daß die Laune seines Herrn sich
besserte.
    Haplo konnte die
traurigen Augen sehen, die ihn aus den Schatten heraus beobachteten. Er
fühlte
sich im Unrecht, und das machte ihn noch gereizter. Unter
finster gerunzelten
Brauen warf er einen Blick auf den Hund, dann auf das Tohuwabohu um
sich herum.
Truhen, Kisten und Kasten, Taurollen und Fässer
türmten sich in pittoreskem
Durcheinander, so wie man sie durch die Luke geschoben oder geworfen
hatte. Es
sah aus wie ein Rattennest, aber Haplo wagte nicht, die Zeit
aufzuwenden, um
alles zu sortieren, zu stapeln und sicher zu verstauen.
    Er hatte es eilig, den
Nexus zu verlassen, bevor es zu einer Begegnung mit seinem
Fürsten kam.
Unbehaglich schaute er sich um; es juckte ihn in den Fingern,
zuzugreifen und
Ordnung zu schaffen. Schließlich machte er auf dem Absatz
kehrt, verließ den
Laderaum und ging zur Brücke. Der Hund erhob sich lautlos und
trabte hinter ihm
her.
    »Alfred!«
Er schleuderte dem Hund das Wort entgegen. »Das ist
alles Alfreds Schuld.
Dieser verfluchte Sartan! Ich hätte ihn nicht entkommen lassen
dürfen. Ich
hätte ihn dem Fürsten ausliefern müssen und
es ihm überlassen, mit dem
elenden Schwächling abzurechnen. Aber wer konnte
ahnen, daß der Feigling tatsächlich
den Mut haben würde, während der Fahrt durchs
Todestor das Schiff zu verlassen!
Ich vermute, du hast auch keine Ahnung, wie
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