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0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
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kann er mich abschießen, während ich über die Themse rudere.«
    »Zum Henker! Sie haben doch schon mal versucht, ihn zu erledigen.«
    Er nickte. »Aber ich habe ihn nicht getroffen. Er ist stärker als ich. Solange Jane zu ihm hält, ist er stärker als ich. Jane muss erst wieder mir gehören, dann kann ich Nollan besiegen.«
    Dieser Roger Calwood schien im Kittchen ganz schön übergeschnappt zu sein. Aber das ging mich nichts an. Ich wollte Nollan, und es sollte mir gleichgültig sein, auf welche Weise ich ihn bekam.
    »Zeigen Sie mir die Insel!«, verlangte ich.
    Er stand von der Couch auf und zog seine Jacke an. Ich nahm seine Pistole an mich.
    Mit unsicheren Schritten ging er voraus, aber vor der Haustür blieb er noch einmal stehen. Er drehte mir das Gesicht zu, und ich fand, dass er ziemlich erbärmlich aussah.
    »Wenn Jane nun nicht auf der Insel ist?«, fragte er.
    »Okay, das werden wir feststellen. Vorwärts, Mann!«
    ***
    In dem kühlen und unfreundlichen Morgen gingen wir die Fleet Street hinauf. Nach einer halben Meile hörte die gepflasterte Straße auf und ging in einen Schotterweg über. Wir stiefelten ihn entlang.
    Der Mann neben mir fröstelte.
    »Gleich sind wir auf der Höhe der Insel«, sagte er, »aber wenn wir sie sehen wollen, müssen wir zum Ufer gehen. Die Büsche verdecken sie.«
    Wir gingen noch hundert Schritte. Dann blieb er stehen.
    »Hier können wir zum Ufer gehen.«
    »Augenblick mal«, antwortete ich, denn ich hatte zwei- oder dreihundert Yards weiter voraus etwas durch die Büsche schimmern sehen.
    Calwood und ich gingen hin. Es war ein Wagen mit einer Londoner Nummer, der tief in die Büsche hineingefahren worden war, In dem weichen Ufergrund waren seine Räder fast bis zur Nabe eingesunken. Ich öffnete den Schlag. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Auf dem Rücksitz lag ein Hut, und wenn ich auch kein sehr gutes Gedächtnis für Kleidungsstücke besitze, so wusste ich doch, dass ich diesen Hut schon auf Slim Glads Schädel besehen hatte. Jetzt war ich sicher, dass ich Nollan auf der Insel finden würde.
    »Jetzt können wir zum Ufer gehen!«
    Wir quälten uns durch das nasse Gras und die Sträucher zum Ufer, und als wir es erreicht hatten, waren wir nass bis zu den Knien.
    »Das ist die Insel«, sagte Calwood und zeigte auf ein flaches, mit ein paar dürftigen Bäumen bestandenes Gebilde, das sich ungefähr in der Flussmitte undeutlich im Morgendunst abhob.
    Ich fühlte mächtig wenig Lust zu einem Bad zu dieser Stunde und in diesem unfreundlichen Fluss. Missmutig starrte ich auf die Insel, die mir so weit entfernt vorkam, als läge sie auf dem Mond.
    »Früher hatten die Fischer eine Anlegestelle für ihre Boote in der Nähe«, sagte Calwood.
    »Wo?«
    »Eine halbe Meile flussaufwärts, direkt hinter der nächsten Biegung.«
    Ich stieß einen Seufzer aus.
    »Na schön«, knurrte ich. »Sehen wir nach, ob wir dort einen Kahn finden.«
    Wir gingen nicht zur Straße zurück, sondern stampfen am Ufer entlang. Bei jedem Schritt quoll das Wasser aus dem Boden. Irgendwann stand uns ein Busch im Weg. Ich bog die Sträucher zur Seite und erstarrte.
    Unmittelbar vor meinen Füßen lag ein Mann. Die Arme, der halbe Oberkörper und das Gesicht hingen im Wasser.
    Ich erkannte den Anzug, sowie ich den Hut erkannt hatte. Es war Slim Glads. Drei hässliche feuchte, fast kreisrunde Flecken zeichneten sich auf dem Rücken seiner Jacke ab. James Nollan hatte den Mann getötet, der für ihn Verbrechen begangen hatte, und der am meisten über seine Verbrechen wusste.
    »Wer ist das?«, fragte Calwood hinter mir.
    »Einer von Nollans Leuten«, knurrte ich. »James liquidiert das Unternehmen.«
    Wir gingen um den Toten herum und erreichten die Anlegestelle. Zwei einfache, brüchig aussehende Ruderboote schaukelten an einer rostigen Kette, die mit einem Schloss gesichert war.
    Ich glaubte nicht mehr daran, dass Nollan noch auf der Insel war, aber ich wollte mich vergewissern.
    Das Schloss war primitiv. Mit einigen Anstrengungen gelang es mir, es zu sprengen.
    Die Ruder lagen unter der Sitzbank. Ich zog sie hervor und legte sie ein.
    Calwood stand unschlüssig am Ufer.
    »Los«, sagte ich. »Schieben Sie den Kahn an.«
    Er bückte sich und gehorchte. Plötzlich richtete er sich auf und rief: »Ich komme mit!«
    Ich zuckte die Achsel. Er kroch in das Boot und setzte sich auf die Eckbank.
    Die Strömung erfasste den Kahn. Ich legte mich in die Riemen, um ihn in die richtige Lage zu
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