Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
Vom Netzwerk:
verschlossen. Das Aufbrechen der Tür war also doch nicht meine letzte Ungesetzlichkeit gewesen. Jetzt kamen die Schränke an die Reihe.
    Der eine von ihnen enthielt Jagdzeug aller Art, aber keine Waffen, der andere ein paar Kleidungsstücke, die den ungeheuren Vorzug hatten, trocken zu sein.
    Ich bediente mich. Es kam mir vor, als zöge ich lauter Watte an, obwohl es nicht mehr war als eine Art Breecheshose, ein Hemd und dicke Strümpfe. Zu der Breecheshose konnte ich nicht gut meine Halbschuhe weiter tragen. Ich probierte die Stiefel des Jägers an. Sie drückten ein wenig, aber ich dachte, dass ich es aushalten könne.
    Hätte ich jetzt noch einen Schluck Whisky gefunden, wäre es auch nicht mehr gewesen als ein Fingerhut voll, so hätte ich mich als König gefühlt. Leider blieb mir der Whisky versagt.
    Ich legte ein paar Pfundnoten in den Schrank, zog noch einen grünen Lodenmantel an, der leider voller Lehmflecke war, packte meine nassen Klamotten zu einem Bündel zusammen und verschwand.
    Vielleicht erinnern Sie sich, dass diese Geschichte praktisch mit einem Mann anfängt, der in seinen amerikanischen Zeiten Kosmetik Charly genannt wurde, und dass dieser Mann jetzt in London eine kleine Kneipe betrieb, nicht weit vom Starlight Klub entfernt. Am Anfang hatte ich angenommen, dass Kosmetik Charly, dessen richtiger Name Chess Calligan lautete, mit Nollan in Verbindung stand, aber inzwischen hatte ich die Überzeugung gewonnen, dass Charly sich wirklich mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt hatte. Natürlich war es nicht ungefährlich, ausgerechnet einen Mann zur ersten Anlauf Station zu nehmen, der Nollan kannte, aber ich rechnete, dass Calligans Kneipe entweder schon von der Polizei geschlossen und er festgenommen.worden war, oder dass er in keinem Falle behelligt werden würde.
    Ich lief also so lange, bis ich einen kleinen Ort erreichte, der Tosterley hieß. Ich fragte mich zum Bahnhof durch und erfuhr, dass eine Vorortverbindung nach London bestand. Eine halbe Stunde später saß ich in einem Zug. Der Schaffner, der mir die Fahrkarte verkauft hatte, hatte gelacht, als ich ihm erzählte, mir sei beim Angeln die Brieftasche ins Wasser gefallen.
    Ich glaube, ich wirkte in meiner Kluft wie ein Mann, der einen Tag am Busen der Natur verbracht hatte und nun an den häuslichen Herd zurückkehrte. So betrachtet, waren die Stiefel, die Breeches und der Lodenmantel keine schlechte Tarnung.
    ***
    Unangefochten erreichte ich London, unangefochten verließ ich den Bahnhof, fuhr mit der Untergrundbahn nach Soho hinaus und betrat Charlys Kneipe kurz vor Mitternacht, als er gerade im Begriff war, die Bude zu schließen.
    Er erkannte mich nicht auf den ersten Blick.
    »Sperrstunde, Sir«, quetschte er hervor.
    »Doch nicht für einen alten Freund, Charly.«
    Er sah mich genauer an. Seine Knie und seine unförmige Nase begannen zu wackeln.
    Ich drängte ihn in den Laden, schloss ab und ließ eigenhändig den Rollladen herunter. Dann ging ich, nein, ich eilte hinter die Theke und bediente mich aus der ersten besten Flasche Whisky, die mir unter die Finger geriet.
    »Keine Angst, Charly«, beruhigte ich meinen unfreiwilligen Gastgeber zwischen zwei Schlucken. »Ich zahle alles!«
    »Was willst du?«, brachte er endlich heraus. »Die Polizei sucht dich! Du hast Clean umgebracht!«
    Ich grinste nur. »Ich hoffe, du hast Scotland Yard schon erzählt, dass du mich kennst?«
    »Nein, aber ich werde es tun, wenn du nicht augenblicklich verschwindest.«
    »Ich denke nicht daran, Charly«, antwortete ich. Ich zog mir den Mantel aus.
    »Du wirst einen alten Freund doch nicht vor die Tür setzen«, sagte ich vorwurfsvoll. »Ich brauche mindestens vierundzwanzig Stunden Schlaf, ein paar Informationen und ein oder zwei Flaschen von dem hier!« Ich hob die Whiskyflasche und schüttelte sie. »Komm, Charly, zeige mir die oberen Gemächer. Ich hoffe, du hast eine leidlich bequeme Couch und ein paar Decken.«
    An der Stirnwand der Kneipe befand sich eine Treppe, die ziemlich steil nach oben führte. Chess’ Wohnräume lagen auf der ersten Etage.
    Ich ging hinaus, und er stapfte hinterher. Ich konnte es seinem Schritt anhören, wie wenig ihm meine Anwesenheit passte.
    Die beiden Räume, die er besaß, waren unaufgeräumt und vollgestopft mit allerlei Gerümpel. In dem einen Raum war ein Seil von einem Ende zum anderen gespannt. Vielleicht trocknete Charly seine Wäsche daran, obwohl das Ding so massiv war wie ein Schiffstau.
    »Schläfst du in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher