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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen
Autoren: A.F. Morland
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Hände hatte er über der Brust gefaltet. Sein glanzloser Blick war starr zur Decke gerichtet. Er hörte sie zwar eintreten, aber er reagierte nicht darauf. Nicole fragte ihn, ob er Hunger habe, ob er etwas essen wolle. Er antwortete nicht. Wenn sich sein Brustkorb nicht regelmäßig gehoben und gesenkt hätte, hätte man meinen können, er wäre nicht mehr am Leben.
    Als sie wieder aus dem Zimmer gingen, schüttelte Roy Krupa den Kopf.
    »Wir haben Hannah Salem zu sehr herausgefordert.«
    »Ich möchte dir etwas zeigen, Roy«, sagte Zamorra. »Während du draußen nach Ireen und Gene gesucht hast, haben Nicole und ich uns hier drinnen umgesehen. Dabei ist uns etwas aufgefallen, was vielleicht von Bedeutung sein könnte.«
    Zamorra ging voran.
    Er stieg einige Stufen hinunter und wies dann auf eine Wand, in der es zahlreiche Risse und Sprünge gab. Und durch diese kleinen Spalten sickerten hauchzarte Nebelschwaden.
    »Das Beben, das Hannah Salem in der vergangenen Nacht verursacht hat, als sie in deine Falle geriet, hat diese Mauer zerstört. Weißt du, was sich dahinter befindet?« fragte Professor Zamorra.
    Krupa schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Könnte das der Abgang in den Keller sein, den du nie gefunden hast?« fragte Zamorra.
    »Schon möglich.«
    »Wir sollten nachsehen.«
    Sie gingen wieder hinauf.
    »Ich werde eine Spitzhacke holen«, sagte Krupa und lief weiter nach oben.
    Zamorra überlegte einen Moment, dann sagte er: »Komm, Nicole, wir ziehen uns noch etwas über. Es wird kühl dort unten werden.«
    Sie betraten ihr Zimmer. Nicole öffnete den Schrank.
    »Unsere Jacken müssen noch im Koffer sein«, sagte sie. »Er liegt unter dem Bett.«
    Zamorra bückte sich und zog den braunen Lederkoffer hervor. Dann klappte er den Deckel hoch. Nicole fischte zwei Winterjacken zwischen anderen Kleidungsstücken heraus.
    Als Professor Zamorra den Koffer wieder schließen wollte, öffnete sich plötzlich ein kleines Seitenfach. Zamorra griff hinein.
    Ein heißer Blitz durchzuckte ihn. Sein Körper bäumte sich auf und wurde von warmen Strömen durchflossen.
    Zamorra zog die Hand hervor und öffnete sie.
    In seiner schweißnassen Handfläche lag - sein Amulett.
    Den Professor durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag.
    Das Amulett!
    Seine wirksamste Waffe gegen die bösen Mächte!
    Er hatte sie vergessen. Vergessen? Plötzlich erinnerte er sich. Er hatte einen starken Kopfschmerz verspürt, der jeden Gedanken an das Amulett aus seinem Bewußtsein verdrängt hatte.
    Hannah Salems Werk!
    Zamorra umschloß fest das warme, pulsierende Kleinod.
    Er fühlte sich stärker als je zuvor. Er würde der Hexe das Handwerk legen!
    »Träumst du?« Nicole stand hinter ihm. Sie hatte die Jacke übergestreift.
    Zamorra stand seufzend auf.
    »Alles in Ordnung, Chérie«, sagte er fest entschlossen. »Komm, laß uns gehen, Roy wird schon warten.« Als sie hinausgingen, streifte er sich das Amulett um den Hals und schlüpfte in die Jacke.
    Roy Krupa wartete an der Treppe. In der Hand hielt er die Spitzhacke und eine alte Petroleumlampe.
    Sie gingen gemeinsam nach unten. Roy machte sich sofort an die Arbeit. Schon nach wenigen Schlägen fiel die Wand in sich zusammen.
    »Gehen wir!« sagte Zamorra tatendurstig und spürte unter dem Hemd das beruhigende Pochen des Amuletts.
    Sie machten sich an den Abstieg.
    ***
    »Verfluchter Nebel!« brummte Inspektor Rees und wandte sich vom Fenster ab. »In dieser undurchdringlichen Brühe erwische ich auf dem Heimweg immer das Nachbarhaus. Manchmal ist mir das direkt peinlich. Die Nachbarin ist nämlich eine ungemein attraktive Frau in meinem Alter - und alleinstehend. Die muß sich doch wer weiß was denken, wenn ich ausgerechnet immer im Nebel bei ihr aufkreuze.« -Der kleine bleichgesichtige Sergeant lachte pflichtschuldig. Er saß an seinem schäbigen Schreibtisch und arbeitete für zwei. Das war schon so, seit Rees Inspektor geworden war. Und es würde sich wohl bis in alle Ewigkeit nicht ändern.
    Das Telefon schlug an.
    »Rees!« meldete sich der Inspektor. Dann lauschte er kurz und rief: »Einen recht schönen guten Morgen, Sir!«
    Am anderen Ende der Leitung war der Gerichtsarzt, ein netter alter Herr, den Rees nicht nur wegen seines Alters, sondern vor allem wegen seines Könnens schätzte.
    »Aha«, murmelte er ab und zu. »Ich verstehe. Also kein Selbstmord. Ich hab’s gewußt. Ich hab’s sofort gewußt. Vielen Dank für den Anruf, Sir. Ich bekomme dann von Ihnen noch den
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