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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen
Autoren: A.F. Morland
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vor allem wegen dieser Hannah Salem gekauft«, sagte Gene.
    Professor Zamorra nickte. »Davon bin ich sogar überzeugt.«
    »Was verspricht er sich davon?« fragte Sims.
    »Der Turm gehört immer noch der Hexe. Ein Kauf kann daran nichts ändern. Ich denke, Roy hat den Turm erworben, um ihn ihr streitig zu machen.«
    Zamorra legte seinen Arm um die Schultern seiner Sekretärin und Freundin Nicole Duval und merkte, daß sie fröstelte. Das Thema war ihr offensichtlich nicht geheuer. Er schaute sie an und lächelte.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Solange ich bei dir bin, kann dir nichts geschehen.«
    »Du sollst nicht so reden«, seufzte Nicole. Sie war ein attraktives Mädchen. Das sandfarbene Haar floß über ihre Schultern bis zur Brust. Das helle Gold ihrer wachen Augen paßte hervorragend zu ihrem braunen Teint. Ihr üppiger, voller Mund war sinnlich aufgeworfen. Sie trug ein schlichtes Kleid in der Farbe rosigen Sorbets.
    Der Bus ratterte durch einen finsteren Waldkorridor.
    Zamorra wies aus dem Fenster. »Nun sind wir bald da.«
    »Ein unheimlicher Wald ist das«, sagte Nicole und drückte sich fester an ihren Begleiter.
    Plötzlich war ihr, als sähe sie zwischen den dunklen Stämmen eine alte Frau stehen. Ihr faltiges, eingefallenes Gesicht war kreidebleich. Sie sah aus wie ein lebender Leichnam.
    Seltsamerweise schien Zamorra und Sims die Alte nicht aufgefallen zu sein. Der Bus rumpelte weiter. Und Nicole erwähnte die gespenstische Erscheinung nicht.
    In Gedanken aber fragte sie sich, was es mit der Alten auf sich hatte. Vielleicht war es Hannah Salem gewesen. Nicole schauderte.
    »Woran denkst du, Chérie?« fragte Zamorra.
    »An zu Hause«, log sie.
    »Wir werden drei herrliche Tage verbringen«, schwärmte Zamorra. »Du wirst meine Freunde kennenlernen. Es sind nette Kerle, genau wie Gene.«
    Nicole Duval legte ihre schlanken Hände in den Schoß und blickte unverwandt nach vorn.
    Dort saß der Fahrer und steuerte das große Gefährt mit vertrauenserweckender Routine dem Ziel entgegen.
    Plötzlich hatte Nicole das Gefühl, als würde sich auf alle Fenster ein blutroter Belag legen. Ihr wurde schlagartig kalt. Sie fror erbärmlich und klapperte mit den Zähnen. Verwundert stellte sie fest, daß Zamorra von ihrem Zustand nichts merkte. Sie hörte ihn neben sich reden. Er kümmerte sich nicht um sie, sprach mit seinem Freund, lachte.
    Nicole konnte nicht verstehen, wie die beiden sich neben ihr auf eine so unbekümmerte Weise amüsieren konnten. Sahen sie denn nicht, was sie sah?
    Keines der Fenster war mehr durchsichtig. Der Fahrer ließ das große Lenkrad los, drehte sich langsam um und grinste. Plötzlich erhob er sich. Trotzdem fuhr der Bus weiter, steigerte sich sogar noch die Geschwindigkeit. Nicole wollte ihm zurufen, er solle sich sofort wieder hinsetzen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie saß stumm wie ein Fisch da, hatte die Hände immer noch im Schoß liegen und starrte den grinsenden Fahrer verstört an.
    Der Mann kam auf sie zu.
    Nicole wollte ihm nicht mehr länger in die Augen sehen. Etwas Schreckliches ging von diesem Blick aus. Etwas, das ihr wahnsinnige Angst machte. Sie sah schnell zur Seite auf die dunkelrote Scheibe. Und plötzlich erkannte Nicole, daß es sich bei dem Belag um keine Farbe handelte, sondern um Blut, das von irgendwo auf den Bus zu prasseln schien und an den Scheiben langsam hinunterrann.
    Irgend etwas zwang sie, den Fahrer wieder anzusehen. Panik hämmerte in ihrem Kopf. Wie aus weiter Ferne hörte sie Zamorra und Gene lachen, während sie sich schrecklich einsam vorkam.
    Was wollte dieser seltsame Mann von ihr?
    Der Mann?
    Nicole erstarrte. Der Unheimliche trug nicht mehr den taubengrauen Anzug, sondern ein langes schwarzes Kleid umhüllte seinen Körper. Ein Mann in Frauenkleidern! Mit einemmal begann er zu schrumpfen. Sein Gesicht trocknete auf eine unerklärliche Weise ein. Sein Körper sank in sich zusammen. Die Verwandlung währte nur Sekunden, dann war aus dem Fahrer eine steinalte Frau geworden, die ihren faltigen Mund weit aufriß und ein schreckliches Gelächter ausstieß.
    »Willkommen, Nicole!« kreischte die schwarze Hexe mit beißendem Spott. »Willkommen!«
    In der nächsten Sekunde holte sie mit ihrer klauenartigen Hand wild aus und schlug blitzschnell zu. Die Ohrfeige brannte auf Nicoles Wange. Sie fuhr entsetzt zusammen.
    »Nicole!« sagte Professor Zamorra plötzlich. Sie hörte seine besorgte Stimme nun wieder ganz deutlich. »Nicole!
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