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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen
Autoren: A.F. Morland
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anstarren. Mir war nur für einen Augenblick, als würde ich in Ihnen einen alten Bekannten wiedererkennen.«
    Der Fahrer ging kopfschüttelnd um den Bus herum. Zamorra stand geistesabwesend vor den drei Koffern.
    »Na, alter Freund«, fragte Sims lachend, »träumst du?«
    Der Professor schaute ihn entgeistert an.
    »Weißt du, wer mich soeben begrüßt hat, Gene?«
    »Wer?«
    »Christopher Dudley.«
    Sims riß die Augen auf.
    »Hör mal, du spinnst wohl? Christopher Dudley ist seit zwölf Jahren tot.«
    Zamorra nickte. »Ich hab’s nicht vergessen, Gene. Wir waren beide auf seiner Beerdigung.«
    »Wie kann er dann…?«
    »Er war es, Gene!« sagte Zamorra fest. »Er hat mit mir gesprochen!«
    Sims blickte sich schaudernd um. »Sie ist also noch hier.«
    »Wer ist noch hier?« fragte Nicole fröstelnd.
    »Hannah Salem.«
    ***
    Nachdem der Bus abgefahren war, machten die drei einen kurzen Rundgang durchs Dorf. Auf ihrem Weg begegneten sie einem taubstummen Jungen und einer blinden Frau, sonst niemandem. Deprimiert trafen sie im Hafen ein und traten auf die Mole.
    Zamorra streckte die Hand aus.
    »Siehst du den Leuchtturm, Nicole?«
    »Er ist so schrecklich weit weg vom Festland«, sagte das Mädchen.
    Sims lächelte schwach. »Ich wette, den Dorfbewohnern hier ist diese Entfernung immer noch zu gering.«
    »Man fürchtet den Turm?« fragte Nicole.
    »Man nennt ihn den Turm der toten Seelen«, erklärte Zamorra. »1898 sind dort neun Fischer ums Leben gekommen. Ihre Gebeine sollen sich irgendwo im Turm befinden.«
    Nicole leckte sich nervös über die Lippen.
    »Warum erzählt du mir das? Willst du, daß ich nicht mit nach drüben komme? Okay, dann sprich nur so weiter.«
    Zamorra drückte sie fest an sich. Sie sträubte sich.
    »Habe ich dir nicht gesagt, du brauchst keine Angst zu haben, Nicole? Du bist dort drüben ja nicht allein. Ich werde immer in deiner Nähe sein.«
    »Und Ireen Tool«, sagte Sims, »die derzeitige Freundin von Billy Green Hawks. Eine recht amüsante junge Dame. Sie hat sich an Billy herangeschmissen, damit er ihr eine Filmrolle verschafft.«
    Sims verstummte, und die drei Menschen standen da, wie bestellt und nicht abgeholt.
    »Wir brauchen ein Boot, das uns rüberbringt«, sagte Zamorra. »Bleibt hier! Ich werde eines organisieren.«
    Er steuerte die Hafenkneipe an. Sie befand sich in einem verwitterten Backsteingebäude. Zamorra stieß die knarrende Tür auf. Fünf Männer hockten an groben Holztischen und redeten miteinander.
    Zamorra ging auf sie zu.
    »Hat jemand von Ihnen ein Boot?« fragte Zamorra. Einer der Männer stand auf.
    »Damit kann ich dienen«, sagte er eifrig. Er witterte offensichtlich ein Geschäft.
    »Würden Sie mir und meinen Freunden einen kleinen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Wir möchten zum Leuchtturm hinüber.«
    Mit einemmal war es in der Kneipe so still, daß man eine Stecknadel zu Boden fallen gehört hätte. Im Gesicht des Bootsmannes zuckte es.
    »Wieviel kriege ich?« fragte er zögernd.
    »Hundert Pfund.«
    »Okay.« Der Mann streifte seine Teerjacke über. »Für hundert Pfund würde ich Sie sogar in die Hölle bringen.«
    Nach zehn Minuten hatten sie die Koffer auf seinem Boot verstaut. Er legte ab.
    »Wie geht es dem Dorf?« fragte Zamorra, als sie den Hafen hinter sich gelassen hatten.
    Der Mann zog die rostroten Brauen zusammen.
    »Haben Sie sich nicht ein wenig umgesehen?«
    »Doch.«
    »Was soll dann die Frage? Sie müssen ja gesehen haben, wie’s dem Dorf geht. Hundsmiserabel geht es ihm. Es stirbt langsam.«
    »Hannah Salem?«
    »Wer sonst?«
    »Ist immer noch niemand mit ihr fertig geworden?«
    Der Bootsmann lachte gallenbitter.
    »Mit der wird niemals jemand fertig, in tausend Jahren nicht. Vielleicht wäre alles nicht so schlimm gekommen, wenn man sie damals in Ruhe gelassen hätte.«
    Für eine Weile stockte die Unterhaltung. Sie näherten sich dem Felsen, auf dem der Leuchtturm stand.
    »Verrückt!« sagte der Bootsmann und schüttelte unwillig den Kopf. »Roy Krupa muß total verrückt sein. Kauft diesen Turm, wo doch jeder weiß…«
    »Es wird ihm gelingen, Hannah Salem das Handwerk zu legen«, sagte Zamorra.
    »Er wird sehr bald einsehen, daß es nichts Schlimmeres gibt, als sich mit der Hexe anzulegen.«
    »Er wird ihr ihren Turm abringen«, sagte Zamorra zuversichtlich.
    »Das wird ihm nie und nimmer gelingen«, widersprach der Bootsmann. »Soll ich Ihnen mal was zeigen? Schauen Sie dorthin!« Der Mann streckte den rechten Arm
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