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Blinde Leidenschaft

Blinde Leidenschaft

Titel: Blinde Leidenschaft
Autoren: Victoria Veel
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1.

    "Meine Süße, meine kleine Lara, bitte pass ganz gut auf dich auf, dass ich dich bald heil wieder bekomme!" flüsterte meine Mutter leise mit gebrochener Stimme in mein Ohr. Sie hielt mich in fester Umklammerung, während ich versuchte, mich sanft von meiner Mutter loszulösen. Es war auch allerhöchste Zeit, die Gäste des Fluges LH1445 wurden nun bereits zum zweiten Mal aufgerufen und ich konnte es kaum erwarten, endlich abzuheben. Barcelona- Die Stadt, aus der meine Träume gemacht waren. Schon immer wollte ich nach Barcelona, die Stadt, in der man sechs Monate im Jahr baden kann, den ganzen Tag Sangria trinkt, nachmittags Siesta hält und nachts in wilden Clubs tanzt. So zumindest stellte ich es mir vor. Dementsprechend konnte ich es kaum erwarten in den Flieger zu steigen und das gemäßigt kühle Frankfurt gegen das heisse Barcelona zu tauschen.

    Ich hatte gerade mit 23 Jahren den Bachelor in Kommunikationswissenschaften in Frankfurt abgeschlossen und hatte einen der begehrten Masterplätze in „Internationale Kommunikationswissenschaften“ an der Universitat de Barcelona erhalten- Ein ganzes Jahr durfte ich das Leben in Barcelona genießen und nebenbei ein bißchen studieren, wie ich dachte. Ein Apartment hatte ich mir bereits von Deutschland aus organisiert, ein gerade mal acht Quadratmeter kleines Zimmer im Stadtteil Gracia, mit drei weiteren Studenten, von denen ich bis dato absolut nichts wusste- Weder Namen, noch Alter, Nationalität oder gar das
    Geschlecht. Ihre Univer sität hatte bereits alles für mich organisiert. Einerseits fand ich es unglaublich aufregend, einfach in eine Wohnung zu kommen, in der ich niemanden kannte und jeden erst individuell kennenlernen musste- Andererseits brachte es mein Herz dazu schneller zu schlagen, wenn ich daran dachte, was für Menschen vielleicht in dieser Wohnung wohnen könnten. Ich war eigentlich ein Mamakind- Mein ganzes Studium hatte ich bei meinen Eltern in Frankfurt gewohnt, obwohl ich auch Geld gehabt hatte auszuziehen. Ich liebte es einfach, 24 Stunden am Tag "Hotel Mama" genießen zu können, bekocht zu werden und sich um nichts wirklich kümmern zu müssen. Damit war nun erst einmal Schluss.

    Endlich schaffte ich es, mich aus der Umarmung meiner Mutter zu lösen. Diese kämpfte noch immer mit den Tränen und wischte sich alle zehn Sekunden mit einem Taschentuch über die Augen, wodurch ihre Wimperntusche bereits total verschmiert war. Mein Vater war da viel gelassener- Eine kurze, aber feste Umarmung und ein "Guten Flug, sei vorsichtig und meld dich mal" reichte schon, um seine mich guten Gewissens nach Barcelona zu schicken.
    Bevor mein Flug ein drittes Mal aufgerufen wurde, griff ich rasch nach meinem Koffer, schwang meine Handtasche rasch über die Schulter und begann, schnellen Schrittes in Richtung Sicherheitscheck zu laufen. in letztes Mal drehte ich mich um, winkte meinen Eltern und warf ihnen einen Luftkuss zu, dann verschwand ich im Sicherheitscheck.

2.

    Nach fünf endlosen Stunden war ich endlich an meiner neuen Wohnung angekommen,
    in einem Gebäude wie es hätte schöner nicht sein können. Das Haus war fünf Stockwerke hoch, strahlte in einem herrlichen Sonnengelb, besaß die typischen großen, bodentiefen Fenster mit kleinen Balkonen, die wunderschön verziert und verschnörkelt waren. Ich schätzte, dass das Haus bereits 200 Jahre alt war. Oder mehr. Wer weiss das schon. Die Haupttür des Gebäudes war aus Holz und furchtbar schwer zu öffnen, nicht, weil sie schwer war, sondern weil sie irgendwie klemmte. Es gab auch fünf Klingeln neben der Tür, aber ich hatte bereits acht Mal geklingelt und niemand hatte mir auf gemacht, also hatte ich mich entschieden, einfach hineinzugehen. Es gab keinen Aufzug und natürlich lag meine Wohnung im obersten Stock. Die Treppenstufen knarrten bedächtig, als ich, schwitzend und
    keuchend, meinen Koffer hinter mir die Treppe hinaufzog. Oben angekommen versuchte ich angestrengt, die Klingel zu finden. Entweder war ich blind oder es gab einfach keine. Ich entschloss mich, stattdessen anzuklopfen, hoffend, dass überhaupt jemand da war. Ich hatte meinen neuen Mitbewohnern unbekannterweise nur eine Email geschrieben an welchem Tag ich um welche Uhrzeit ankomme, worauf ich nur ein kurzes "Alles klar" auf Englisch zurück bekommen hatte. Nach dem fünften Mal Klopfen hatte sich in der Wohnung noch immer nichts geregt. Seufzend lehnte ich mich an die Wand. Ein toller Start in Barcelona. Kann ja nur
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