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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
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Dysdoorer Horden, mussten sich in Ruinen verstecken oder Umwege in Kauf nehmen. Und als sie endlich in die Nähe der Westmauer kamen, begann das gleiche Spiel von vorn - diesmal mit den Coelleni-Soldaten.
    Sie lagen in der Böschung eines von Farn und Gebüsch überwucherten Walls, Matt zwischen Ulfis und Honnes. Eine ehemalige Gleis-Trasse, vermutete Matt. Behutsam schoben sie sich auf die Krone des Walls. Honnes bog den mannshohen Farn auseinander und Matt erkannte die Stadtmauer. Auf knapp zwölf Meter schätzte er ihre Höhe. Sie umringte die Felder, Weiden und das Wohngebiet der Coelleni, begann am Rhein und endete am Rhein. Von Rulfans Streitern wusste Matt, dass sie im Laufe der letzten hundertzwanzig Jahren aus dem Trümmergestein der alten Ruinen gebaut worden war.
    Matt erkannte Helme und Speere auf der Mauer. Dahinter, etwa anderthalb Kilometer entfernt, ragte der Doppelturm der Kathedrale in den Morgendunst. Paukenschläge waren zu hören und Hörnerklang. »Was ist da los?«, wollte Matt wissen.
    Honnes stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Was schon? Faste'laer natürlich. Die Scheußlichen Drei werden sich wieder drei Unglückliche aussuchen, um sie von ihrem armseligen Leben zu erlösen…«
    Aruula haben sie sich schon ausgesucht, dachte Matt. Deutlich stand das Bild seiner Gefährtin vor seinem inneren Auge. Sein Herz zog sich zusammen. Sehnsucht und Sorge machten ihm plötzlich das Atmen schwer. Ohne dich wäre ich nicht bis nach Köln gekommen. Und ohne dich werde ich nicht weiter ziehen…
    Der Wind trug schauriges Gelächter über die Stadtmauer.
    »Was war das?« Matt lauschte erschrocken. Mindestens zwei Männer hatten da gelacht. Einer kichernd und hysterisch, der andere dröhnend und rau.
    »Die Scheußlichen Drei!«, zischte Honnes.
    »Orguudoo soll sie holen«, flüsterte Ulfis. Matt hörte Trommelwirbel und Hörner. »Jetzt verlässt die verfluchte Bruderschaft den Schwarzen Dom…«
    Matt packte Rulfans Laserbeamer . »Ich breche auf.«
    Honnes packte seinen Arm. »Nimm das mit.« Er reichte ihm ein kleines Lederfläschchen. »Trink es auf dem Weg zur Stadtmauer.« Matt zog fragend die Brauen zusammen. »Du wirst es nicht vermeiden können, von ihrem teuflischen Coelsch zu trinken«, erklärte Honnes. »Das hier lindert die Wirkung. Trink es bald.«
    »Danke.« Matt stand auf. »Danke für alles.« Auf der anderen Seite des Walls lief er in den Wald hinein. Bald erreichte er einen Weg. Ohne Deckung zu suchen schritt er auf die Stadtmauer zu…
    ***
    Köln, im Frühling 2063
    Zum letzten Mal streckte Vittoris seine fast hundertjährigen Knochen auf der Pritsche aus. Doch das wusste er nicht. »Treten!«, brüllte er noch einmal. Die Sicherheitsmänner am Eingang des Labors riefen den Befehl in den Gang hinein. Ihr Geschrei hallte aus den Katakomben zurück.
    Ein letzter Blick auf den Bildschirm -der Molekülsynthesizer hatte seine Arbeit aufgenommen. Tabellen zogen über den Monitor: Eiweißstrukuren, Zellkernkonzentrationen, Hormonspiegel, Enzymtiter, Mineralienwerte. Das männliche Hirn und die Nebennierenrinden im Autoclaven lösten sich auf, das EL-Konzentrat wurde hergestellt. Leise summte der Qu-Computer.
    Vittoris schloss den Zulaufschlauch an den Shunt in der Radialarterie seines linken Handgelenks an. Danach den Blutfilter des Ablaufschlauches an die Vene seiner linken Ellenbeuge. Blut schoss in die Filtersperre, dahinter strömte gelbe Flüssigkeit ab und tropfte am Kopfende der Pritsche in das große Fass.
    Er hatte den EL-Extrakt in den letzten zwei Jahren erheblich optimieren können. Nur noch alle drei Monate schloss er sich und die Klone an den RV-Perfusor an. Allerdings brauchte jeder der drei inzwischen drei Hirne pro Behandlung. Vittoris hatte keine Erklärung dafür. Er selbst kam mit einem aus.
    Zwei Sicherheitsleute betraten den Raum. Sie hievten den nackten Toten vom Steintisch in eine Wanne und trugen ihn hinaus. Josef IV. Sein Hirnextrakt strömte gerade in Vittoris Arterie. Vittoris hatte ihn abserviert. Zu dumm, und zu wenig Autorität. Ein blutjunger Sicherheitsmann war jetzt Kardinal. Josef V. Ein Verehrer Vittoris'. Knallhart und der klügste des ganzen Haufens hier unten. Konnte sogar das große Einmaleins und die Namen der deutschen Großstädte aufsagen. Und er war einer der Wenigen, die nicht ständig von diesem verhexten Gebräu soffen, das die Menschen in aufgekratzte Marionetten verwandelte.
    Der verdammte Kristall, dachte Vittoris. Er war sicher,'
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