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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
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lief Aruula über den Rücken. Der Kapuzenmann bestieg seinen Thron.
    »Dies sind die Auserwählten der Heiligen Drei!« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf eine zierliche Frau in einem langen schwarzen Gewand. Sie trug eine grimmige rote Maske, die Aruula an das Gesicht Baloors erinnerte, an den Göttersprecher ihrer ehemaligen Horde.
    Danach zeigte Joosev XVII. auf einen jungen Burschen mit nacktem Oberkörper. Ein Wakudaschädel saß auf seinen schmalen Schultern.
    Und danach richtete sich der Arm des Kaadinarl auf Aruula.
    Sie verlor fast das Gleichgewicht, als der Halbnackte neben ihr plötzlich von ihr abrückte. Auch die anderen beiden standen auf einmal allein da. Körperlich spürte Aruula Tausende von Blicken an ihrem Gesicht.
    Verwundertes Raunen klang auf; die Leute sahen sich an. Offenbar war es unüblich, dass zwei Frauen zu den Auserwählten gehörten.
    »Kommt her zu mir!«, krächzte der Kaadinarl unbeirrt. Er predigte ein paar Dinge, die Aruula nicht genau verstand. Nur die Antwort der Menge verstand sie: »Gepriesen seien die Heiligen Drei!« Immer und immer wieder…
    Aruula wankte zur Vortreppe. Gemeinsam mit den anderen beiden drückte sie sich am Thron Joosevs vorbei zum Mittelportal der Kathedrale. Sämtliche Kuttenträger erhoben sich.
    »Nein!« Eine Frauenstimme gellte über den Platz. »Nein!« Sie klang verzweifelt. »Bitte nicht!« Aruula drehte sich um. Sie sah eine schreiende Frau, die sich durch die Menge kämpfte. Zwei Kuttenträger bauten sich vor Aruula auf und drängten sie ins Innere des Doms. Trotzdem erkannte Aruula die Frau noch - es war Gittis, Harris Frau und Sabitas Mutter…
    Die Dunkelheit und Kühle des alten Gemäuers umfingen die Barbarin. Durch den dumpfen Nebel in ihrem Kopf drang ein Schluchzen. Die zierliche Frau neben ihr weinte. Aruula wollte den Arm um sie legen, doch jemand versetzte ihr einen Stoß in den Rücken. Sie strauchelte und fiel. »Weiter!«, herrschte einer der Kuttenträger sie an.
    Aruula blickte auf. Drei Gestalten lösten sich aus der Dunkelheit. »Na kommt schon!«, hallte eine tiefe Stimme durch das Säulengewölbe. »Ommt fön, ommt fön…«, kicherte eine zweite Stimme. Und eine dritte krächzte: »Wir werden euch erlösen, o ja, erlösen, was für ein Spaß…«
    Die Kuttenträger hinter Aruula und ihren Miterwählten zogen sich hastig zurück. Die drei Gestalten huschten aus dem Chorraum. Einer hatte einen Buckel und war schwarz, der zweite groß wie eine Taratze und doppelt so breit. Er schaukelte statt zu gehen, und helle Zöpfe baumelten um ihn her. Der dritte geiferte und riss einen gespaltenen Mund auf. Aruula fühlte sich, als wäre sie gelähmt.
    Die Frau neben ihr stieß einen spitzen Schrei aus; der junge Bursche stand stocksteif. Die monströsen Gestalten rissen ihnen die Masken herunter. Ihre Gesichter verschwammen vor Aruulas Augen. Sie schüttelte sich. Und dann erkannte sie die blonde Sabita und ihren Bruder Schoosch…
    ***
    Matthew stand am Rand des Domplatzes.
    Hunderte von Menschen drängten sich zwischen ihm und dem Südportal. Dort standen ein thronartiger Stuhl und rechts und links davon viele Sitze. Matt bemerkte, wie es zwischen den Türmen aufstrahlte.
    Eine grünliche Lichtquelle! Dasselbe Grün, dem er schon zweimal begegnet war: an der Heilquelle der Narka und in München. [1]
    Und beide Male waren mysteriöse, erschreckende Dinge geschehen…
    Er konzentrierte sich auf die Lichtquelle und glaubte einen großen eiförmigen Kristall in der Halterung auszumachen, die mit Stahlseilen zwischen den Türmen festgezurrt war.
    Ein derber Stoß trieb ihn weiter. Er hörte den rhythmischen Gesang der Masse:
    Lang lebe Joosev! Gepriesen seien die Heil'gen Drei!
    Eine Frau kreischte, und für den Bruchteil einer Sekunde erkannte er Aruula zwischen den Kuttenträgern hinter den Sitzen. Das störrische blauschwarze Langhaar, der nackte bronzefarbene Oberkörper - das war sie!
    »Aruula!«, brüllte er, doch der laute Gesang übertönte seine Stimme.
    Jenes Brüllen jedoch, das im nächsten Augenblick von den Mauern widerhallte, konnte er nicht mehr überdecken. Es war Kampfgeschrei, das da unvermittelt aufklang.
    Matt blickte sich verwirrt um. Und sah im gleichen Moment wie die Soldaten, die ihn zwischen sich führten, die gelben Umhänge der…
    »Dysdoorer!«, kreischte da auch schon der Coelleni-Offizier. »Sie greifen an!«
    Die Soldaten nahmen eine Abwehrstellung ein. Unvermittelt war Matt frei. Er reckte sich, um das
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