Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
dass der Kristall die Klone verändert hatte. Es war, als würde ein Sog von ihm ausgehen. Ein Sog, der den Geist an sich zog…
    Vittoris hatte ihn nach oben schaffen lassen.
    Am Tag zuvor, als Daimler im RV-Perfusor schlief. Es hatte ihn seine ganze Willenskraft gekostet. Die Luft hier unten war deutlich reiner seitdem. Morgen würde er ihn im Strom versenken lassen. Und vorher würde er Josef V. in seine Pläne einweihen.
    Die drei Missgeburten mussten weg. So schnell wie möglich. Seit sie den Kristall in ihre Schlafkammer geschoben hatten, waren sie noch unerträglicher geworden: aufsässig, verschlossen und gewalttätig. Sie mussten weg. Punkt.
    Schritte an der Tür. Vittoris drehte den Kopf. Daimler schob sich in den Raum. Die langen Arme baumelten an seinem Körper herab, während er langsam durchs Labor schaukelte. Er schielte Vittoris feindselig an.
    Hinter ihm tauchten Chrysler und Gates auf. Gates kicherte. Chrysler schnitt eine Grimasse wie eine lachende Hyäne. Sie bauten sich vor ihm auf.
    »Was wollt ihr? Raus mit euch!«
    Daimler packte seine Arme, Chrysler warf sich auf seine dünnen Beine und der bucklige Schwarze riss die Schläuche aus dem Shunt.
    Blut spritzte.
    »Sei ihr wahnsinnig? Hilfe!«
    Daimler beugte sich über den Arterienschlauch und begann zu saugen. Chryslers Wolfsrachen schloss sich um den Schlauch in Vittoris' Armvene.
    »Hilfe!«
    Die Sicherheitsleute an der Tür rührten sich nicht. Doch Josef V. erschien zwischen ihnen.
    Er schlenderte durchs Labor, gelassen und mit zufriedener Miene. Als wäre alles in bester Ordnung. Hinter den drei Kretins blieb er stehen.
    »Hilf mir, du Idiot!«, krächzte Vittoris. Wie Eisenklammern lagen die Pranken Daimlers und Chryslers um seine Glieder. »Hilf mir…« Seine Stimme wurde schwächer. Alles in ihm sträubte sich gegen die Wahrheit - eine Verschwörung…
    Daimler spuckte den Arterienshunt aus, Gates steckte sich den Schlauch in den Mund.
    Abwechselnd saugten sie Vittoris leer…
    ***
    Coellen, Jahrhunderte später
    Beide Flügel des Stadttores öffneten sich. Etwa zwanzig Coelleni-Soldaten traten heraus, die Speere im Anschlag, die Bögen gespannt. Matthew Drax blieb stehen.
    »Ich bin Maddrax!«, rief er. »Die Bruderschaft hat mir eine Botschaft gesandt! Hier bin ich!«
    Die Lederschuppenkerle traten beiseite und bildeten eine Gasse. Einer von ihnen winkte ihn heran. Eine Art Wappen zierte seinen Brustharnisch: ein violetter Kreis, darin die Silhouette des Doms mit dem grünen Licht und darüber drei Kronen.
    Matt schritt durch das Spalier. Rulfans Waffe hielt er mit beiden Händen vor der Brust fest. Wenn sie angriffen, würde er seine Haut teuer verkaufen.
    Aber sie rührten ihn nicht an. Der Soldat mit dem Wappen auf dem Harnisch und vier seiner Leute setzten sich vor ihn und führten ihn in die Stadt hinein. Die anderen marschierten hinter ihm.
    Matt spähte zu den schwarzen Türmen der Kathedrale. Das Licht zwischen ihnen strahlte grünlich. Rhythmischer Gesang war zu hören, dazwischen immer wieder Trommelwirbel und das heisere Blöken der Hörner. Sie schritten durch enge Gassen; Holzhäuser wichen mehr und mehr Steingebäuden. Plätze weiteten sich, Überreste alter Kirchen ragten in den Himmel. Der Dom rückte näher. Matt hörte Menschen lachen und schreien, und immer wieder die Trommeln und der Tusch der Hörner…
    ***
    »Ich gehe jetzt, um die Namen der Auserwählten zu erfahren!«
    »Gepriesen seien die Heiligen Drei!« Aruula brüllte einfach mit. Sie wusste nicht, worum genau es ging. Kaum konnte sie sich auf den Beinen halten. Sie klammerte sich an einem Mann mit einer Frekkeuschermaske fest. Er trug ein grünes Kostüm. Seine Finger wanderten gierig über ihren nackten Rücken zu ihrem Gesäß. Sie registrierte es kaum.
    Der Kaadinarl stieg vom Thron und schlurfte durch das Mittelportal in den Dom hinein. Die Hörner intonierten eine einfache Melodie, und die aufgepeitschte Menge stimmte ein Lied an:
    Lang lebe Joosev! Gepriesen seien die Heil'gen Drei!
    Für euch, ihr Drei, sind wir bereit! Faste'laer in Ewigkeit!
    Aruula begriff den Sinn der Worte nicht. Sie grölte einfach mit. Es war gut, dazu zu gehören, es war gut in der Masse geborgen zu sein, und ihr Kopf war schwer, so schwer…
    Der hymnische Gesang steigerte sich zu frenetischem Gebrüll. Aruula verschmolz mit den zahllosen Unbekannten auf dem Domplatz.
    Totenstille trat ein, als der Kaadinarl wieder unter der Pforte erschien. Ein Schauer nach dem anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher