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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
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»Ich danke dir, o Herr, dass du deinem Knecht deinen Willen offenbart hast. Und ich danke dir, dass du uns die Wissenschaft gegeben hast, deinen Willen in die Tat umzusetzen.« Er zog sich die Kapuze seiner Kutte über den kahlen Schädel, stand auf und eilte aus dem Dom.
    Vielleicht ging es Kardinal Josef an jenem Apriltag des Jahres 2009 tatsächlich darum, dem christlichen Glauben in der Welt wieder auf die Sprünge zu helfen. Vielleicht litt er auch einfach nur unter dem schwindenden Einfluss seiner Kirche. Sicher jedenfalls war: Die Vision des Kardinals an seinem dreizehnten Fastentag sollte die Geschichte Kölns bis in eine ferne Zukunft prägen…
    ***
    Coellen, Jahrhunderte später
    Es war gut, endlich wieder zu fliegen. Unglaublich gut! Etwas, das er lange nicht mehr empfunden hatte, strömte durch Commander Matthew Drax' Körper: Glück.
    Glühendes Rot waberte hinter ihm am östlichen Himmel. Das Licht des aufgehenden Sonnenballs sickerte durch die dichten Wolkenmassen.
    Matt wollte sich die Konturen der Landschaft anschauen. Er drückte die Steuersäule nach vorn; der leuchtende Balken des digitalen Höhenmessers unterschritt die Viertausend-Fuß-Marke. Mach 1,2 zeigte das Machmeter an. Mit 880 Stundenmeilen jagte der Jet durch den Morgenhimmel. (1000 Fuß = 304,8 Meter, l Mach = 741,45 mph = 1193,25 km/h)
    Die Kontrollanzeige des Treibstofftanks leuchtete grün. Die Digitalanzeige für den Tankinhalt hatte sich nicht verändert. Und das seit dem Start in Köpenick vor knapp zwanzig Minuten! Das konnte nicht stimmen. Wahrscheinlich ein Fehler in der Elektronik.
    Matthews Blick streifte das Head-up- Display. Wohl zum hundertsten Mal seit dem Start. Die Datumsanzeige - sie stimmte ihn melancholisch. 11. Juli 2012…Den Chip, der den Kalender steuerte, hatte die Zeitreise nicht beeindruckt. Stur hatte er die Tage und Monate seit dem Kometeneinschlag weiter gezählt. Die Tage seit Matts Notlandung. Seit seinem Sturz in den Albtraum. Fünf Monate war das nun her. Und was war nicht alles geschehen in dieser Zeit…
    Sein Blick löste sich von den zahllosen Kontrollarmaturen; er wandte den Kopfzur Seite. Aruula hinter ihm presste Hände und Helm gegen die Cockpit-Kanzel. Seit dem Start hatte sie kein Wort gesprochen. Die erste Flugerfahrung ihres Lebens - der Ritt auf Andronen einmal ausgenommen - schien ihr buchstäblich die Sprache verschlagen zu haben.
    Etwa 480 Kilometer trennten sie inzwischen vom ehemaligen Luftwaffenstützpunkt Köpenick. Und nur wenig mehr von ihrem Ziel: London. Dort wollte Matt die »Community« finden, die Bunkergesellschaft, von der ihm Eve Carlyle erzählt hatte.
    Von diesen hochtechnisierten Menschen, die von der allgemeinen Degeneration ausgenommen fünfhundert Jahre überstanden hatten, erhoffte er sich Antworten auf viele seiner Fragen.
    Der Leuchtbalken des Höhenmessers sank bereits der Zweitausend-Fuß-Marke entgegen.
    Das Profil der Landschaft tief unter ihnen wurde erkennbar. Ein breiter Strom wand sich weit voraus durch eine bewaldete Hügellandschaft.
    Der Rhein!, schoss es Matt durch den Kopf. Das kann nur der Rhein sein…
    Er suchte Anhaltspunkte für seine Vermutung. Hügel und Wälder, so weit sein Auge blickte. Er rief sich die topografischen Karten des Rheinlandes ins Gedächtnis. Eine zersiedelte, hügelige Landschaft, ein dichtes Netz von Autobahnen und zahllose Städte.
    Die Wirklichkeit dort unten sah anders aus. Ganz anders. Keine Spur von Verkehrswegen, keine erkennbaren Ansiedlungen. Nur Hügel, Wälder, Felsen.
    Das da links muss der Westerwald sein. Und weiter westlich, ragte dort nicht ein Doppelturm aus der Ebene?
    Der Kölner Dom! Jesus…sollte die alte Kathedrale tatsächlich der Druckwelle getrotzt haben?
    Ein rotes Licht blinkte. Der Schreck trieb Matts Herzschlag an. Er starrte auf die Armaturen. Treibstoffwarnung! Die Tanks mussten so gut wie leer sein - obwohl die Anzeige noch immer behauptete, sie wären zu zwei Dritteln voll.
    »Shit!« Matts Finger flogen über die Armaturen. Es blieb dabei: Sie hatten nur noch für höchstens zehn Minuten Sprit!
    Von hinten legte sich Aruulas Hand auf seine Schulter. »Was ist los, Maddrax?«, tönte es aus dem Helmlautsprecher.
    »Die Treibstoffanzeige ist im Eimer«, gab Matt zurück, »und jetzt haben wir den Salat: kein Kerosin mehr!«
    »Was ist ›Kerosin‹?«
    »Der gleiche stinkende Saft, der den Jeep zum Laufen gebracht hat oder das Motorrad!«
    »Bedeutet das, wir fallen vom Himmel?«
    Matt stieß
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