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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
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für die Armeespitze von Dysdoor qualifiziert hatte. Angeblich besaß er zwei Dutzend Frekkeuscher, eine große Herde Wakudas, vier Handelsschiffe und einundzwanzig Frauen.
    Aber die Dysdoorer waren zahlreich und aggressiv. Und sie hassten die Coelleni-Bruderschaft. Letzteres hatten sie mit Rulfan und seinen Streitern gemeinsam. Ersteres war eher von strategischer Bedeutung für Rulfan. Seine Widerstandsgruppe zählte nicht einmal fünfzig Köpfe. Wenn man die Verbündeten innerhalb der Stadt mitrechnete. Also nutzte Rulfan die üble Gewohnheit der streitsüchtigen Dysdoorer, regelmäßig gegen Coellen anzurennen, für seine Ziele aus. Er hatte ein Bündnis mit Haynz geschlossen - ein reines Zweckbündnis. Ein brüchiges dazu.
    Rulfan richtete sein Binocular wieder auf die Coellen-Burg. Auch sie war ein rätselhaftes Bauwerk der Alten. Ihr Dach bestand aus einer riesigen kreisrunden Plattform von gut zwei Speerwürfen Durchmesser. An vielen Stellen wucherten kleine Bäume und Gestrüpp darauf. Die leicht gewölbte Plattform ruhte auf unzähligen Metallpfeilern. Zwischen den Pfeilern hatten die Coelleni im Laufe der Zeit Steinmauern hochgezogen.
    Rulfan ließ sein Binocular über die Krone des ringförmigen Trümmerwalls wandern, der die Coellen-Burg umgab. Er konnte die Wachposten ausmachen. Alle hundert Schritte zwei Soldaten.
    Körbe hingen an dem gewaltigen Metallbogen, der sich über dem Dach wölbte. Sechs insgesamt. Drei waren mit Soldaten besetzt. Rulfan sah ihre Helme, die Lederschuppen ihrer Brustpanzer, ihre blonden Vollbärte und die Glocken, die über ihnen an den Haltetauen der Körbe befestigt waren.
    Kletterpflanzen wanden sich um die dicken Eisenseile, die den gigantischen Bogen mit der Dachkuppel verbanden. Zwischen ihnen, unter dem Zenit des Bogens, flatterte die Flagge der Coelleni-Bruderschaft in der Morgenbrise: der Doppelturm des Schwarzen Doms auf violettem Grund, zwischen den Türmen der Strahlenkranz des Lebenslichts und über den beiden Turmspitzen drei gelbe Kronen.
    Die Haupttruppe der Coelleni-Soldaten hielt sich außerhalb des Ringwalls auf. An der gepflasterten Straße, die an der Coellen-Burg vorbei über die Hozollerbrück in die Stadt hinein führte. Sie war eine von zwei Brücken, die sich von dieser Uferseite aus über den Großen Fluss spannten. Auch sie stammten noch aus der Zeit vor Kristofluu.
    Die Soldaten an der Hozollerstraße gingen mit Schwertern und Spießen aufeinander los. Kampftraining. Andere vertrieben sich die Zeit mit Schießübungen. Sie jagten Pfeile in einen dicken Eichenstamm. Rulfan konnte beobachten, wie manche Soldaten von Zeit zu Zeit ihre Trinkflasche an den Mund setzten. Er wusste, was sie tranken: Coelsch. Die Tyrannei der Bruderschaft stützte sich zu einem guten Teil auf dieses schäumenden Gesöff. Es vernebelte den Verstand, lähmte den Willen und raubte einem Menschen jegliche Hemmungen.
    Mit Coelsch abgefüllte Coelleni-Soldaten glichen mordlüsternen Bestien. Das machte sie so gefährlich. Und gleichzeitig war das Gesöff ihre Schwachstelle - es verführte sie zu Selbstüberschätzung und Leichtsinn.
    Jeder einzelne Streiter kannte die Wirkung von Coelsch aus eigener Erfahrung. Für die meisten lag diese Erfahrung lange zurück. Wer sich Rulfans Widerstandsgruppe anschloss, hatte als erstes dem Coelsch abzuschwören.
    Rulfan richtete sein Binocular auf den Schwarzen Dom. Der Kristall zwischen den Türmen leuchtete grünlich. Paukenschläge waren zu hören. Und krächzende Hörnerklänge. Auch Fetzen von Stimmengewirr wehte der Wind aus der Stadt über den Fluss.
    Und dann, ganz deutlich - heiseres Gelächter. Lauter und deutlicher als Stimmen und Instrumente. Die Streiter unter Rulfan hoben die Köpfe. Einige derer, die saßen, standen auf. Gespannt lauschten alle. Wieder vereinzeltes Gelächter - eine höhere Stimme diesmal. Als würde ein Wahnsinniger kichern.
    Wulf hob den Kopf. Er stieß ein heiseres Kläffen aus.
    »Ist gut, Alter.« Honnes strich dem großen Lupa über das Rückenfell. »Nichts passiert. Nur ruhig.« Er selbst war alles andere als ruhig. Das Gelächter jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
    Das Gelächter der Scheußlichen Drei. So nannten Rulfan und seine Streiter die wahren Herrscher der Stadt. Die Coelleni nannten sie
    »Die Heiligen Drei«…
    »Es geht los«, sagte Juppis. Jetzt konnte man vielstimmige Hochrufe von der Stadt her hören. Und einen Trommelwirbel. Jeder der Streiter wusste, was das zu bedeuten
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