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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
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den Fässern halfen Soldaten den Coelsch-Meistern, die großen Tonkrüge zu füllen und in der Menge zu verteilen.
    Es waren mehr als fünfhundert Leute; alle Bürger Coellens, die mehr als vierzehn und weniger als fünfzig Winter gesehen hatten. Sie waren zur Teilnahme am Faste'laer verpflichtet. Die Menschen trugen bunte Kostüme, viele hatten Masken vor die Gesichter gebunden - meist lachende Masken, aber auch verzerrte, gruselige Grimassen. Es gab maskierte Frauen, die nur mit einem Lendenschurz bekleidet waren, es gab Männer, die ihre nackten Oberkörper mit Ruß geschwärzt hatten. Andere waren mit grellen Farben beschmiert, manche hatten sich hohle Tierköpfe übergestülpt.
    Lautes Geschrei erhob sich, als der große Kristall zwischen den Türmen des Schwarzen Doms zu leuchten begann.
    Und dann dröhnte plötzlich Gelächter aus dem Inneren des Schwarzen Doms. Die Menge riss die Arme hoch. »Gepriesen seien die Heiligen Drei!«
    Auf dem weiten Platz vor den Sitzen der Bruderschaft war es am deutlichsten zu hören: tiefes raues Gelächter und trockenes grunzendes Lachen. Es drang aus dem glaslosen Bogenfenster über dem Südportal.
    Bewegung kam in die Prozession. Doch nur zögernd nahmen die Menschen den Marsch um den Schwarzen Dom wieder auf. Viele blieben bei den Coelsch-Meistern stehen und gossen das schäumende Getränk in ihre Kehlen. Auf dem Platz vor dem Südportal sonderten sich mehr und mehr Paare, Gruppen und Einzelne von der Prozession ab. Unter den Augen Kaadinarl Joosev XVII., seiner Suprapas und Räte und begleitet von dem schaurigen Gelächter aus dem Schwarzen Dom begannen sie mit ihren Spielen.
    Drei junge Burschen in gelben, roten und blauen Fetzen schlugen Räder vor Joosevs Thron. So rasend schnell, dass die Stofffetzen wie rotierende Flammen um ihre Körper wehten. Zwei bullige, schwarzgefärbte Männer schlugen mit blutigen Wakudahaxen aufeinander ein. Frauen stimmten ein dreistimmiges Spottlied auf die Dysdoorer an. Eine Gruppe mit Taratzenschädeln auf den Köpfen scharte sich um einen Trommler und führte einen wilden Tanz auf.
    Das Gelächter aus dem Schwarzen Dom steigerte sich, überschlug sich schier. Der tiefe Bass grölte heiser und rollend.
    Kaadinarl Joosev XVII. betrachtete das bunte Treiben auf dem Domplatz mit unbewegter Miene. Seine Augen wanderten lauernd über die enthemmte Menge. Manchmal ruhte sein Blick für Momente auf einem der Coelleni, die ihre Show direkt vor seinem Thron zum Besten gaben. Hin und wieder beugte er sich nach links oder rechts und beriet sich mit seinen Suprapas.
    Immer häufiger drängten sich die Soldaten durch die Menge, um Verletzte wegzuschleppen. Und Leute, die in Ohnmacht gefallen waren oder vor lauter Coelsch nicht mehr stehen konnten und Gefahr liefen, von der Menge zertrampelt zu werden. Das waren meistens Mädchen und Jünglinge, die zum ersten Mal am Fest teilnahmen.
    Wie immer während des monatlichen Faste'laers gab es auch Tote. Ein Mann mit einer Wukadamaske rammte einem anderen Mann das spitze Gehörn des Tierschädels in den Bauch. Ein Anderer fiel einfach um und hörte auf zu atmen. Eine Frau zog plötzlich ein Messer und schlitzte ihrem Gatten die Kehle auf. Zwei junge Mädchen soffen viel zu viel und erstickten an ihrem Erbrochenen, und ein Bursche wurde tot getrampelt.
    Mit kalten Augen beobachtete Joosev, wie seine Soldaten die Toten vom Platz schleppten. Sechs Entseelte - das lag ein wenig über dem monatlichen Durchschnitt. Mit den drei Auserwählten machte das neun Bürger in diesem Mond. Das war zu verkraften.
    Zufrieden betrachtete Joosev das entfesselte Getümmel vor seinem Thron, und zufrieden registrierte er das dröhnende Gelächter aus dem Schwarzen Dom. Die Heiligen Drei hatten ihr Vergnügen, und darauf kam es an. Bald würde die Entscheidung fallen.
    Ein Soldat in schwarzem Schuppenpanzer drängte sich durch die Menge, auf dem Brustharnisch ein violetter Kreis und darin das Wappen der Bruderschaft. Joosevs erster Offizier. Der Mann eilte die Vortreppe hinauf, blieb vor dem Kaadinarl stehen und schlug sich die Faust gegen die Brust.
    »Was gibt es?«, knurrte der Kaadinarl.
    Der Offizier trat neben ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen. »Die Dysdoorer.« Joosev XVII. beugte sich zu ihm hinunter. »Sie greifen den Flussgarten an.«
    »Wie viele?«
    »Fast hundert Männer.«
    »Haynz?«
    Der Offizier nickte.
    »Dieser Idiot!« Grübelnd rieb der Kaadinarl sein Kinn. Die Dysdoorer waren eine Plage.
    Auch wenn
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