Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
deutete auf das Magazin und danach auf eine Taste an der Kolbenseite. »Wenn du hier drauf drückst, werden die Galliumpatronen in den Mikroreaktor geschoben…«
    Matt starrte ihn an wie eine Erscheinung.
    »Woher weißt du das alles…?«
    Rulfan winkte ab. »…sobald du die Abzugstaste drückst, wird der Quantenspeicher mit Elektronen beschossen und das Gallium aktiviert - der Laserbeamer verschleudert hochkonzentrierte Energie. Jeder Speicher kann hundertzwanzig Laserkaskaden ausstoßen. Ist er leer, wird der nächste Speicher in den Reaktor geschoben. Hast du das verstanden?«
    »Woher weißt du das alles?«, wiederholte Matt. Er war fassungslos. Da stand ein langhaariger Waldläufer in Wildlederhosen vor ihm, mit rotem Stirnband und grobgewebtem Hemd - ein Mann, den er bisher für eine Art Robin Hood gehalten hatte - und warf mit Begriffen um sich, die Matt zuletzt vor vielen Jahren in irgendwelchen Vorlesungen über die neueste Waffentechnik gehört hatte…
    »Ich habe die Waffe nur in wenigen Notfällen eingesetzt.« Rulfan überging Matts Frage. »Auch du sei zurückhaltend damit. Richte sie nicht auf Coelleni. Auch nicht auf Soldaten. Du könntest Leute töten, die heimlich zu uns gehören. Richte sie nur auf die Bruderschaft. Und auf die Scheußlichen Drei - falls du sie zu Gesicht bekommst.«
    »Ich will wissen, woher du das alles weißt!«, forderte Matt. »Ich will wissen, wie du zu dieser Waffe kommst!«
    Eine Zeitlang musterten sie sich schweigend. Rulfans Brauen zogen sich zusammen. Matt konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    »Mein Vater hat sie mir hinterlassen.« Rulfan drehte sich um und verließ den Raum. Matt machte zwei große Schritte und hielt ihn fest.
    »Wer war dein Vater?« Rulfan blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Du würdest es nicht verstehen. Genau so wenig wie ich verstehe, woher du kommst, Matt Drax.«
    »Sag es mir!«
    Rulfan schwieg.
    »Er lebte in einem unterirdischen Bunkersystem, stimmts?« Rulfan nickte.
    »Er konnte sich nur in einem Schutzanzug auf der Erdoberfläche bewegen, hab ich Recht?« Wieder ein Nicken.
    »Warum aber kannst du dich hier oben ohne Schutz frei bewegen? Bist du nicht genau so anfällig gegen Infektionen, wie er es war?«
    Diesmal schüttelte Rulfan den Köpf.
    »Warum nicht?«
    Rulfan drehte sich um. »Meine Mutter gehörte zu einer Horde der Wandernden Völker. Ihre Leute zogen den Großen Fluss hinunter und wollten ans Nordmeer. Die Soldaten der Bruderschaft haben sie überfallen. Meine Mutter war ein sehr junges Mädchen damals. Sie konnte fliehen. Tage und Nächte zog sie allein durch die Wälder. Bis sie auf den Tank meines Vaters traf. Er war mit anderen Technos zu einer Expedition unterwegs…«
    »Technos?«
    »So heißen bei vielen Völkern die Angehörigen der unterirdischen Communities. Er nahm meine Mutter mit…« Rulfan lächelte wehmütig. »So wurde ich geboren. Meine Mutter hielt es nur vier Jahre in der Community aus. Die Sehnsucht nach den Wäldern und Flüssen trieb sie wieder nach oben. Und die Sehnsucht nach ihrer Horde. Zusammen mit meiner älteren Schwester zog sie in diese Gegend, um ihre Verwandten zu suchen…Die Bruderschaft hat sie gefangengenommen. Sie musste in den Schwarzen Dom. Sie und meine Schwester…« Seine Stimme brach.
    »Das tut mir Leid«, sagte Matt leise. »Wie lange hast du bei deinem Vater gelebt?«
    »Zwölf Jahre. Dann machte ich mich auf die Suche nach meiner Mutter und meiner Schwester.«
    »Wo liegt diese Community? Hast du noch Kontakt zu den Technos?« Matts Herz klopfte hoch im Hals. Er fühlte sich, als würde er vor einer Tür stehen, nach der er lange gesucht hatte.
    Rulfans rote Augen ruhten auf ihm. Er deutete ein Kopfschütteln an. »Es gibt Dinge, über die kann ich nicht reden…«
    »Sag es mir, bitte…«
    »Lass jetzt gut sein, Matt Drax.« Rulfan schob Matthews Hand von seiner Schulter.
    »Geh, wohin du gehen musst.« Er drehte sich um. Die Dunkelheit des unbeleuchteten Ganges verschluckte ihn.
    Wenig später brach Matt auf. Honnes und Ulfis begleiteten ihn…
    ***
    Köln, irgendwann im Winter 2061
    Aus schmalen Augen starrte Vittoris das grüne Ding an. Fast einen Meter lang und von vollkommen glatter, facettenhafter Oberfläche lag es vor dem Hochaltar. Der Schein der Fackeln spiegelte sich darin. »Woher habt ihr das?«
    »Den Düsdoorern abgenommen. Zogen es auf Schlitten übern Fluss.« Mit Fackeln und Speeren in den Händen standen die sieben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher