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0100 - Der Zielstern

Titel: 0100 - Der Zielstern
Autoren: Unbekannt
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durchmessende Raumschiff stand in einer riesigen Halle. Überall waren bewaffnete Posten und Kampfroboter zu sehen.
    Brazo wußte bereits, daß er sich in den geheimnisvollsten Bezirken der neuen Mondwerften befand. Was hier geschah, wußten nur wenige Eingeweihte. Es dauerte nur einige Augenblicke, bis Brazo festgestellt hatte, daß der äquatoriale Ringwulst des 200-Meter-Kreuzers ungewöhnlich geformt war. Der Triebwerksring war größer als bei den bekannten Einheiten und dm Rande aufgewölbt, Das war aber auch alles, was auf den ersten Blick befremdend erschien.
    Der grauäugige Mann hatte zu lachen aufgehört. Aufmerksam musterte er den jungen Leutnant, dessen Papiere er flüchtig durchgeblättert hatte. Brazos weiches, verträumtes Jungengesicht hatte sich gespannt. Es wirkte plötzlich härter, entschlossener und männlicher. Der Techniker lächelte unmerklich.
    Wortlos bückte er sich und nahm die großen Tragetaschen auf. „Gehen wir, Sir. Sie werden erwartet.” Brazo Alkher nickte geistesabwesend, Sekunden später wunderte er sich über den vorbildlichen Gruß der anwesenden Soldaten und Techniker. Als sogar die Wachroboter zu salutieren begannen und scharfe „Achtung-Rufe" den Lärm der Ausrüstungsstation durchdrangen, wurde ihm schon wieder unheimlich. Er blieb stehen, drehte den Kopf und flüsterte seinem freundlichen Begleiter hastig zu: „Mensch, sagen Sie mal - wird hier jeder kleine Leutnant mit solchen Ehren empfangen? Die Leute sind ja aus dem Häuschen."
    „Die verstellen sich nur", sagte der Hochgewachsene gemütlich. Brazo lachte unsicher. Ein vorübergehender Oberst der Flotte legte die Hand an den Mützenschirm und drückte die Brust heraus.
    Brazo war dem Weinen nahe. „Der hat mich aber vernichtend angesehen", sagte er zu seinem Begleiter. „Hören Sie, Freundchen, wollen Sie mir nicht endlich verraten, was das für ein Irrenhaus ist? Mann, Sie sehen aber wirklich scheußlich aus. Warum waschen Sie sich nicht das Gesicht? Also wenn Sie unter meinem Kommando stünden, dann würde ich Ihnen etwas erzählen."
    Kopfschüttelnd sah er den gleichgroßen Fremden an, und schließlich erhob Brazo die Hand, um mit dem ausgestreckten Zeigefinger an den Wangen des Blonden herumzukratzen. „Fast meterdick", sagte er vorwurfsvoll. „Muß das sein, Sie Ferkel?"
    Der Gepäckträger salutierte: „Nein, Sir!" Ein furchtbares Brüllen ließ Brazo Alkher erst in die Knie sinken und dann entsetzt herumfahren. Die grausigen Töne drängen fraglos aus der offenstehenden Luftschleuse des seltsamen Schweren Kreuzers hervor. Die Töne endeten in einem tiefen Röhren, das wie das Gurgeln eines ertrinkenden Sauriers klang. „Guter Gott, was war das?" fragte Brazo entsetzt. „Der Kommandant hat gesungen", wurde er belehrt. „Haben Sie noch nie einen Epsalgeborenen singen hören?"
    Brazo gab auf. Er fühlte sich wie gerädert und erschlagen. Hier schien niemand mehr normal zu sein, weder der Sicherheitsdienst noch die Roboter noch der Kommandant. Hilflos wankte er neben seinem Gepäckträger her, bis die hünenhafte, fettleibige Gestalt eines kahlköpfigen Mannes in seinem Blickfeld auftauchte. Der bedrohlich schnaufende Zivilist besaß blaugeäderte Hängebacken und einen so stechenden Blick, daß Brazo ein neues Unheil befürchtete. Der Koloß kümmerte sich jedoch nicht um ihn. „Ach, sieht man Sie auch einmal”, sagte er mit einer Stimme, die kaum weniger lautstark war als die des sogenannten Epsalgeborenen. Ausgesprochen höhnisch blickend, die mächtigen Arme in die fettgepolsterten Hüften gestemmt, blieb der Kahlköpfige vor dem Ölverschmierten stehen. „Guten Tag, Professor", sagte der Blonde. Bedächtig nahm er die Mütze ab und fuhr sich mit fünf Fingern durch die verschwitzten Haare. Brazo wurde blaß. Nachdem die Kopfbedeckung entfernt war, dauerte es nur noch Sekunden, bis er in seinem Gepäckträger Perry Rhodan, den Ersten Administrator des Solaren Imperiums und seinen höchsten Vorgesetzten, erkannte. Vor Brazos weit aufgerissenen Augen begannen Feuerräder zu kreisen. Dazu fühlte er seine Beine jämmerlich schwach werden. So geschah es, daß er nach einem geröchelten „Verzeihung, Sir!" in die Arme des sprachlosen Hyperphysikers Professor Dr. Arno Kalup sank, in die Arme eines als cholerisch bekannten Wissenschaftlers, dessen Name mit der umwälzenden Erfindung des sogenannten Hyper-Lineartriebwerks unlösbar verbunden war.
    Wenn die Testpiloten und Spezialisten des
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