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Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)

Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)

Titel: Gooliath - Vergeltung: Thriller (German Edition)
Autoren: Aaron K. Archer
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2.  Erhabenheit
    die; Wü rde. Sublim. Unerreichbar scheinendes Wahrnehmbares, dessen wesentliche Eigenschaft eine Anmutung von Größe oder Überwältigung ist, die über das gewöhnlich Schöne hinausreicht.
     
    Etwa eine Woche zuvor!
     
    Memento mori: Gedenke, dass du sterben wirst!
    Bereits an dem Portal eines Friedhofs hä tte man sich über diese Notiz gewundert. Ein zutreffender, wenn auch außerordentlich direkter Hinweis. In der Antike sollte er erfolgreiche Feldherren wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. In der Gegenwart traf man ihn hingegen selten an.
    Gut gemeint oder einfach nur makaber? Er stand direkt ü ber einer Schleusentür zur Shuttlerampe im kasachischen Baikonur. Seit dem Jahr 2029 fungierte hier die CORE Incorporation als wirtschaftliche Leitung und hatte wenig später bereits den kompletten Standort übernommen. Mit unvergleichlich hoher Effizienz führte sie ihre Geschäfte und verfügte somit über den größten und einige Jahre später einzigen Weltraumhafen der Erde. Doch wer um alles in der Welt ließ sich einen derart sonderbaren Reisegruß einfallen?
    David saß in einem Transportshuttle. Mit einigen Mitreisenden war er im Begriff in Kürze die heimische Erdatmosphäre zu verlassen. Von einem Sicherheitsbügel fixiert, dachte er über den Sinn oder Unsinn dieser letzten Erdenbotschaft nach: Memento mori!
    Mö glicherweise wussten die Betreiber etwas über die Shuttles, was auch ihn veranlasst hätte, gar nicht erst einzusteigen. Doch es hätte nichts geändert? Viel zu sehr war er damit beschäftigt, sich Sorgen über den bevorstehenden Flug zu machen, denn David flog in der Tat nicht gern. Sein schlimmstes Erlebnis ereignete sich bei einem Parabelflug im Alter von etwa dreizehn Jahren.
    Bei einem solchen Flug wurde fü r die Insassen des Flugzeugs Schwerelosigkeit simuliert. Dieses erklomm zunächst eine angemessene Höhe, um anschließend in einen rapiden Sinkflug überzugehen. Da die Passagiere genauso schnell in Richtung Erde fielen, wie das Flugzeug selbst, hatten sie den Eindruck, innerhalb des Flugzeugrumpfes zu schweben. Dieses durchaus erhebende Gefühl wurde dann in der Regel nach wenigen Sekunden durch die Bekanntschaft mit dem Passagierraumboden abgelöst.
    Damals hatte sich David eine starke Platzwunde am Kopf zugezogen, die mit mehreren Stichen genä ht werden musste. Das wirkliche Trauma des Tages ereilte ihn allerdings erst ein paar Stunden später. Es war der Tag, an dem er seine Mutter im Krankenhaus besuchte. Sie hatte sich mit einem bis dahin unbekannten Breitbandvirus infiziert. Sein Name war ‚Mykrélhoma‘ und seine Mutter war zwei Tage später bereits tot.
    David betastete seine rechte Stirnseite. Die Finger glitten langsam ü ber die dezent vorhandene Schmerzenszeichnung, die er nun seit etwa acht Jahren sein Eigen nannte. Diese Narbe würde ihn auf ewig an den Tod seiner Mutter erinnern. Gott, er hasste das Fliegen.
    Ansonsten war er seit jeher von Krankheiten verschont geblieben. Weder in der Schule noch auf der Universität hatte er wegen einer Krankheit jemals gefehlt. Tatsächlich war er nur ein einziges Mal einer Verletzung wegen nicht zum Unterricht erschienen. Damals spielten sie mit Freunden gerne auf einem verlassenen Kasernengelände im Wald. Bei einem Sturz von einem Befestigungswall aus etwa zwölf Meter Höhe hatte sich der zehnjährige David dann das rechte Bein gebrochen.
    Die darauffolgende Reaktion seiner Eltern zeigte zwar Besorgnis, doch von Verstä ndnis fehlte jede Spur. Das Kasernengelände war eben tabu. Der Gesichtsausdruck seines Vaters sprach bei dieser Begegnung Bände. Der damalige Mittfünfziger konnte auch im privaten Leben noch nie seinen militärischen Hintergrund verleugnen. Diese Mischung aus Tadel und Enttäuschung war es schließlich, die sich tief in Davids Gedächtnis eingegraben hatte. Drei Tage später ging er wieder zur Schule. Der Bruch war komplett verheilt.
    Beim Einstieg in das Shuttle hatte David wenig auf Details geachtet. Nun war seine Neugier darum bemü ht, die Oberhand gegenüber seiner Flugangst zu gewinnen und sie machte sich ganz gut. Das Innere der Fluggastzelle wirkte schlicht, aber nicht unangenehm. Allerdings besaß der Passagierraum den Charme einer frisch gereinigten Ausnüchterungszelle. Ohne Insassen hätte es vermutlich den Anschein gemacht, man befinde sich im Inneren einer Thermoskanne. Knöpfe, Hebel, Rillen und sonstige Vertiefungen fanden in dieser Architektur keinen Platz.
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