Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
grünliches Steinmesser in der Rechten, das er –
erhoben – auf die nackte Brust eines der Opfer zustieß, um ihm mit einem
einzigen Schnitt den Brustkorb zu öffnen.
    Blut und Herz sollten geopfert werden.
    Etwas in Larry Brents Erinnerung stieg aus den fernen Tagen seiner Jugend
auf. Er war ein wenig in der Geschichte der Inkas, Azteken und Tolteken
bewandert, und diese Tatsache musste es sein, die plötzlich eine Zahl vor
seinem geistigen Auge entstehen ließ: 13 000! Er verband die Opfer, die er auf
dem Bild sah, mit dieser Zahl. Bis zu 13 000 Menschen waren bei den
Siegesfeiern der Azteken hingeschlachtet worden!
    Das Gewimmel der Menschenleiber, der blutigen Altarsteine, der Tempeldiener
in den blutigen Gewändern, wurde zu einem Karussell des Grauens.
    Die klare, sezierende Logik, zu der sein Verstand sonst fähig war,
versagte. Ein diffuser Nebel hüllte sein Bewusstsein ein und riss ihn in eine
rauschende, betäubende Tiefe, aus der er verzweifelt versuchte, emporzukommen.
    Als PSA-Agent hatte er während harter Trainingsstunden Selbstversuche mit
Haschisch, Marihuana, Meskalin und LSD über sich ergehen lassen müssen. Diese
Versuche waren unter ärztlicher Aufsicht erfolgt, hatten seine Reaktionen
festgehalten und seine eingeschränkte Vernunft genau bemessen. Er wusste, unter
welcher Droge man sich wie verhielt. Er hatte seine eigenen Reaktionen durch
später vorgeführte Filme studieren und selbst kommentieren können. Auch jetzt
war es ihm, als befinde er sich unter dem Einfluss einer Droge. Alles mischte
sich, Eindrücke von außen her, Traumvorstellungen, Gedanken wurden wach, die
typisch waren, wenn eine Droge mit im Spiel war.
    Er versuchte zu überlegen, ob das die Wirkung des Präparates sein konnte,
das Sandos ihm in den Nacken gespritzt hatte.
    Doch irgendetwas in ihm verneinte diese Möglichkeit. Diese Nachwirkungen
konnten nicht davon kommen. Die berauschenden Einflüsse kamen direkt von dem
Bild her, fanden Eingang durch seine Augen, schienen sich wie unsichtbare
Würmer einen Weg durch seine Poren zu bahnen, vergifteten sein Blut, sein
Bewusstsein und schränkten sein Denken ein.
    Mit krampfhafter Bemühung versuchte Larry, die Augen zu schließen. Es war,
als ob ein Krampf dies verhindere. Er konnte den Blick nicht von dem Bild
wenden.
    Sein Schädel brummte, und der Druck auf sein Gehirn wurde schier
unerträglich. Die Gestalten vor seinen Augen wurden zu verwaschenen, graugrünen
Schemen, die wie unter einer heftigen Windbewegung zu kreisen begannen.
    Der Priester vor der granitenen Götzenfigur nagelte seinen Blick fest, doch
er konnte ihn nur noch schemenhaft erkennen. Larry Brent schien es, als ob er
kurz vor einer Ohnmacht stehe.
    Ein fremder, süßlicher Geruch stieg in seine Nase.
    Chemikalien, die durch das auf das Bild fallende Licht neue Verbindungen
eingingen, die Düfte erzeugten, die er einatmete? Eine Kette von klaren
Gedanken drang blitzschnell an die Oberfläche seines immer stärker wankenden
Bewusstseins.
    War das die Lösung?
    Oder was sonst bewirkte die Reaktionen seines empfindsamen, berauschten
Geistes?
    Eine Bewegung, ein Schatten! Er nahm ihn wahr, und er war dennoch nicht
fassbar, nicht greifbar für ihn.
    Ein Geräusch. Schritte.
    Wurde etwas über den Fußboden geschleift? Ein Körper, ein großer
Gegenstand?
    Er hatte eine Vision: Aus dem Dunkel vor ihm stieg eine unheimliche Gestalt
auf. Sie ähnelte der dämonenhaften Erscheinung des Priesters, die er vor der
granitenen Götzenfigur wahrgenommen hatte.
    Dann die deutliche Gestalt eines Mädchens, das schreiend durch einen
düsteren Wald lief. Fernand Rekon hatte ihm so etwas Ähnliches erzählt. Larry
sah eine steinerne, alte Brücke vor sich, sie war hier ganz in der Nähe. Da,
der Unheimliche! Larry erkannte sein Gesicht nicht, es war grüngeschminkt – wie
der Priester auf dem Bild. Und er hatte ein langes, steinernes Messer in der
Rechten. Wie aus dem Boden gewachsen stand er plötzlich vor dem fliehenden
Mädchen, und das Steinmesser zischte durch die Luft – da war es kein
Steinmesser mehr – es wurde zu einem langen, blitzenden Skalpell. Die Gestalt
des Unheimlichen wurde hell, sie trug einen weißen Kittel. Die Gesichtszüge von
Dr. Sandos wuchsen aus dem Dunkel vor dem Auge Larry Brents auf!
    Das Skalpell drang der Unglücklichen in die Brust und durchbohrte ihr Herz.
    Das Geräusch fliehender, davoneilender Schritte, die Tote auf dem Boden,
eine Blutlache auf dem steinernen Untergrund der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher