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010 - Die Bestie mit den Bluthänden

010 - Die Bestie mit den Bluthänden

Titel: 010 - Die Bestie mit den Bluthänden
Autoren: Larry Brent
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    Er ahnte nicht, dass seine Vorbereitungen, die bis ins Detail durchdacht
waren, von den schaurigen Vorfällen im Heim von Dr. Sandos in Mitleidenschaft
gezogen werden sollten.
    Jean-Claude Feydeau wollte seine Frau loswerden. Aber er wollte sie nicht
ermorden und nicht ermorden lassen. Er hatte sich etwas Perfideres ausgedacht.
    Mireille sollte einfach verrückt werden. Jeder Scheidungsrichter würde
dafür Verständnis haben, dass man niemandem zumuten konnte, mit einer
Wahnsinnigen zusammenzuleben.
    Und Mireille sollte in dem Augenblick, wo sie glaubte, dass sie eigentlich
alles hinter sich habe, am schlimmsten getroffen werden.
    Feydeau war reich. Er hatte viel Geld und liebte die Frauen. Er musste
wieder frei sein, um sein Leben so führen zu können, wie es ihm vorschwebte.
Und was war schon dabei, wenn seine Frau verrückt wurde? Ein bisschen war sie
es doch sowieso schon. Man brauchte nur ein wenig nachzuhelfen. Er selbst würde
dabei so gut wie keinen Finger rühren.
    Dazu hatte er schließlich Armand, seinen Sekretär.
    Als morgens um zehn Uhr das Telefon klingelte und Feydeau in seinem Büro in
der Innenstadt von Lyon den Hörer abhob, wusste er bereits, dass der Anrufer
nur Armand sein konnte.
    Und er täuschte sich nicht.
    »Es ist alles soweit vorbereitet, Monsieur.« Die Stimme klang sehr zart,
beinahe mädchenhaft. Armand hatte überhaupt etwas sehr Zerbrechliches und
Sanftes an sich. Man traute ihm nichts Böses zu. Das war ein Plus, das sich
Feydeau zunutze machte. Armand war in den letzten fünf Jahren sein Sekretär und
sein engster Vertrauter geworden. Er genoss nicht nur Feydeaus Vertrauen,
sondern auch das seiner Frau. Und das brachte es mit sich, dass Mireille
Feydeau von einer Person, die sie sehr mochte und von der sie glaubte, dass sie
ihr blindlings vertrauen könne, hintergangen wurde.
    »Wunderbar, Armand!«
    »Werden Sie kommen, Monsieur?«
    »Vielleicht, das kann ich noch nicht sagen.« Feydeau lehnte sich in seinem
dick gepolsterten Sessel zurück. Das Gesicht des Franzosen war glattrasiert,
und seine Haut duftete dezent nach einem After Shave.
    »Wie ist das Haus geworden?«
    »Wunderschön, Monsieur. Sie würden Ihre wahre Freude daran haben.« Armands
Stimme säuselte wie ein leichter Windhauch in sein Ohr.
    »Wenn ich es mir einrichten kann, seh' ich es an. Wann soll's denn so weit
sein, Armand?«
    »Ich habe alles ausgekundschaftet und glaube, dass ich morgen am späten
Nachmittag die Sache steigen lasse.«
    »Gut. Dann werde ich heute den Brief aufgeben. Es wird sie verwirren, und sie
wird umso mehr den Wunsch haben, sich mit dir auszusprechen, wenn du so
plötzlich und unerwartet in der Nähe von Rostrenen auftauchst und ihr dann
gemeinsam auf mich schimpfen könnt.« Er lachte leise und gemein. »Wie steht es
mit der Akustik?« fügte er unvermittelt hinzu.
    »Ausgezeichnet! Ich habe mehrere Versuche unternommen, Monsieur. Sie kann
so laut schreien, wie sie will, im Umkreis von sechs Kilometern steht kein
Haus. Rostrenen selbst liegt fast zehn Kilometer entfernt, und in
entgegengesetzter Richtung sind es zum Sanatorium von Dr. Sandos eben die
besagten sechs Kilometer. Das Haus ist von Bäumen umgeben, ein einsames,
lauschiges Plätzchen für Verliebte. Kein Mensch verirrt sich da hinaus.«
    »Wunderbar«, sagte Jean-Claude Feydeau, und sein feistes Gesicht strahlte
vor Zufriedenheit. Wie einfach es doch manchmal war, dem Schicksal einen
Streich zu spielen! Man musste nur ein stilles Häuschen mieten, einen Freund
haben, dem man blindlings vertrauen konnte und einige Vorbereitungen treffen,
die ganz spezieller Natur waren und die sich Feydeau höchstpersönlich
ausgedacht hatte.
    Bisher war Mireille nur ängstlich, nervös und ein bisschen verzweifelt
gewesen. Nun aber sollte ein Schock hinzukommen, den ihre Seele und ihr Geist
nicht mehr verkraften würden. Er kannte seine langsam älter werdende Frau nur
zu gut. Besser als Dr. Sandos.
    Die beiden Männer sprachen noch über das eine und andere, um alles perfekt
zu machen.
    »Es gibt überhaupt keine Probleme«, waren Armand Duponts letzte Worte, ehe
er auflegte.
    Aber er irrte. Genau wie Monsieur Feydeau.
    Denn sie hatten die Rechnung ohne die Bestie mit den Bluthänden gemacht!
     
    ●
    In dieser Nacht war er wieder unterwegs.
    Es war wie ein Zwang. Die Stimme aus der Vergangenheit erfüllte ihn mit
einer Macht, der er sich nicht widersetzen konnte.
    Aber das wollte er auch gar nicht.
    Er erinnerte sich nicht mehr an
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