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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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Chinesenviertel sechs Mädchen zwischen fünfzehn und dreiundzwanzig Jahren auf viehische Weise ermordet worden. Als Täter kommen nur Chinesen in Frage. Mit der Fortsetzung dieser Mordserie ist in jeder Sekunde zu rechnen.«
    ***
    »Die Fotos«, sagte Stevens zum Leiter der Mordkommission. »Aber erst die Whiskyflasche und die Gläser. So etwas kann man ohne Whisky nicht verdauen.«
    Wir bekamen Whisky und dann die Fotos der tot aufgefundenen Mädchen. Well, ich beschreibe kein einziges dieser Bilder. Sie waren die bis ins winzigste Detail haarscharf gelungenen Fotos unmenschlich zugerichteter Opfer.
    Phil war ebenso weiß wie ich. Er stürzte seinen zweiten Whisky hinunter und sagte mit einer Stimme, die sich sehr fremd anhörte: »Das sind keine Menschen, die so etwas fertig bringen.«
    »Da sind wir verdammt einer Meinung«, brummte Stevens. »Und wenn ihr mir das schönste Geschenk zu meinem bald zu erwartenden zwanzigjährigen Dienstjubiläum machen wollt, dann bringt ihr mir eines Tages die Mörder - wenn es sein muss, an den Haaren hergeschleppt.«
    Wir schwiegen eine ganze Weile, nachdem wir uns alle Bilder betrachtet hatten. Sie wissen vielleicht, wie eine Mordkommission Aufnahmen von der Leiche macht, aus allen möglichen Blickrichtungen und immer mit Blitzlichtern, damit die Bilder gestochen scharf werden. Durch diese Aufnahmetechnik sieht man die Leiche von hinten und vom, von rechts und von links und von oben. Die wichtigsten Körperteile rings um die Wunde, wenn eine solche vorhanden ist, werden dann herauskopiert und vergrößert. Vielleicht können Sie sich jetzt ungefähr vorstellen, wie es einem den Magen umdrehen kann, wenn man diese Fotos ansehen muss.
    Stevens ließ uns durch seine Leute einweihen.
    Von den sechs Mädchen waren vier Chinesinnen, eine ein Halbblut und eine eine Weiße. Die Chinesinnen waren ausnahmslos unter achtzehn Jahre alt gewesen, das Halbblut dreiundzwanzig und die Weiße zwanzig. Sämtliche sechs Leichen waren unbekleidet aufgefunden worden und konnten bis auf den Tag nicht einmal identifiziert werden. Ihr Alter hatte der Arzt nach der Obduktion geschätzt, auf Grund bestimmter Wachstumsmerkmale und organischer Zustandsbefunde, von denen wir nichts verstanden.
    »Hat man die Vermisstenlisten geprüft?«, fragte Phil.
    »Natürlich«, sagte Anthony Robson, der Leiter der Mordkommission. »Wir haben die Angehörigen von allen Mädchen, die in den letzten zwei Jahren in Frisco und Umgebung als vermisst gemeldet wurden, ins Leichenschauhaus geholt. Sie erkannten keine der Leichen. Entweder stammen diese Mädchen, die ermordet wurden, gar nicht aus den Vereinigten Staaten, oder sie haben keine Angehörigen, sodass sie nicht als vermisst gemeldet wurden.«
    Liu Fang schaltete sich auf eine dezente Weise ins Gespräch: »Entschuldigen Sie, Mister Robson«, sagte er, »aber Sie können nicht wissen, dass es auch noch eine dritte Möglichkeit gibt.«
    »Um Himmels willen«, stöhnte Robson. »Ihre Höflichkeit verschweigt, dass Sie mir diese so genannte dritte Möglichkeit schon ein halbes Dutzend Mal unter die Nase gerieben haben. Aber ich weigere mich, das als dritte Möglichkeit anzuerkennen.«
    »Vielleicht sagen Sie uns auf jeden Fall einmal diese neue Möglichkeit«, bat ich. »Man kann sie sich ja wenigstens einmal anhören.«
    Liu Fang breitete die Hände aus und sagte: »Sie werden entsetzt sein, ich bin es auch, aber ich bin auf Grund meiner Schulbildung und meines bisherigen Lebens im Grunde kein Chinese mehr. Gewisse Landsleute von mir sind darüber keineswegs entsetzt.«
    »Worüber?«, fragte Phil.
    »Darüber, dass die Mädchen mit voller Zustimmung der Angehörigen umgebracht worden sein können. Vielleicht sogar im Beisein der Eltern. Als extremer Fall kann es sogar vorgekommen sein, dass ein Vater mit der Folterung anfing.«
    Mir blieb die Luft weg. Lähmendes Entsetzen legte sich über die ganze Runde. Phil schluckte, kratzte sich am Kinn und stieß rau heraus: »Das - das ist doch wohl nicht ihr Emst, hay? So etwas gibt es doch nicht.«
    Liu Fang lächelte schwach. Es war dieses eigenartige, wissende Lächeln des Asiaten, das einem Weißen immer auf unbeschreibliche Art geheimnisvoll erscheinen wird. Es ist, als liege in diesem Lächeln ein unbeschreibliches Wissen um jahrtausendealte Barbarei des Menschengeschlechtes.
    »Verzeihen Sie mir, meine Herren«, sagte Liu Eang mit seiner melodischen, wahrscheinlich sogar rhetorisch geschulten Stimme. »Ich will
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