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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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eine moderne Geschäftsstraße, wie man sie heutzutage in allen Großstädten der Welt finden kann. Die Hausnummer 311 stand über dem Eingang zu einem zwanzigstöckigen Hochbau, der hübsche bunte Balkons hatte. Da die Balkons aber erst in der siebten Etage anfingen, schloss ich, dass bis zur sechsten alle Räume für Büros und Geschäftsräume geplant waren.
    Der Fahrer stellte unsere beiden Koffer auf den Bürgersteig, grinste uns fröhlich an und sagte: »Macht eins fünfzehn, Gentlemen.«
    Phil gab ihm drei Fünfzig-Cent-Münzen und meinte: »Okay, Stimmt so.«
    Der junge Driver griff in seine Lederjoppe, brachte eine Visitenkarte heraus und sagte: »Wenn Sie ’nem jungen Familienvater beim Aufbau seiner Existenz helfen wollen, dann rufen Sie meine Nummer an, wenn Sie mal wieder ’nen Schlitten brauchen. Ich habe mich erst vor einer Woche mit dieser Karre selbstständig gemacht.«
    Wir versprachen es ihm, er tippte an seine Schirmmütze und sauste ab. Wir sahen uns von der Bordsteinkante her erst einmal den Bau an, in dem irgendwo eine Mrs. Leesam wohnen musste.
    Dann ging alles unheimlich schnell. Aus einer Seitenstraße schoss ein uralter Mercury heraus, schlingerte zweimal von einer Fahrbahn auf die andere und hatte urplötzlich direkten Kurs auf uns. Bei dem Höllentempo, das er draufhatte, blieb gar keine Zeit zu langen Überlegungen.
    Ich trat Phil mit aller Wucht in den Rücken, dass er auf die Eingangstür des Hochhauses zuflog, und hechtete im selben Augenblick hinterher. Übereinander kugelten wir gegen die breiten Schwingtüren aus Stahlrahmen und viel Glas.
    Hinter uns hörten wir Bremsen quietschen, Reifen über den Asphalt jaulen, einen misshandelten Motor wütend aufheulen und dann war alles wieder ruhig. Wir rappelten uns hoch und starrten verdattert dem Wahnsinnskandidaten nach. Unsere beiden Koffer waren keine Koffer mehr, sondern nur noch zerquetschte Wracks.
    »Was ist denn hier los?«, fragte ein baumlanger Cop der San Francisco City Police und schwenkte seinen Knüppel.
    »Wir üben für unseren nächsten Auftritt«, brummte Phil, während er sich den Staub abklopfte. »Wir sind nämlich ’ne Zirkusnummer.«
    Ich grinste und erklärte dem Cop. »Ein Betrunkener raste direkt auf uns zu. Wir standen genau neben den beiden Koffern da. Was aus uns geworden wäre, wenn wir stehen geblieben wären, können Sie ja an den Koffern sehen.«
    Der Cop nickte ungerührt und zog sein Notizbuch.
    »Wie sah der Wagen aus? Haben Sie das Kennzeichen erkannt? Oder verzichten Sie auf eine Anzeige?«
    Ich sah Phil an. Der nickte unmerklich.
    »Klar«, sagte ich. »Wir verzichten. Den Idioten habt ihr an der übernächsten Straßenecke sowieso. Der bricht sich nämlich den Hals innerhalb von fünf Minuten. So voll getankt wie der war, fährt der keine drei Meilen ohne intime Berührung mit einer stabilen Hauswand.«
    Der Cop schien hocherfreut darüber zu sein, dass wir ihm nicht die Arbeit machten, eine Anzeige aufnehmen zu müssen. Er steckte sein Notizbuch zurück in die Brusttasche seiner Uniform und wünschte uns alles Gute. Wie eine lebendige Verkörperung der unerschütterlichen Ruhe schlenderte er weiter.
    Wir suchten unsere Sachen zusammen. Ein Paar Socken lag in einer Gosse und ließen nur noch an der Musterung des Stoffs erkennen, dass es sich hier einmal um Herrensocken gehandelt hatte. Unsere beiden Koffer waren richtig geplatzt und hatten ihren Inhalt großzügig über dem Bürgersteig verstreut. Ein paar Jungens halfen uns. Wir stopften alles wieder in die Koffer und mussten sie dann so fest mit den Armen umklammern, dass sie nicht wieder auseinander fallen konnten, wozu sie eine unangenehme Neigung zeigten.
    Mit den Ellenbogen schoben wir die Schwingtür auf und betraten die Halle des Hochhauses. Wir glaubten tatsächlich der unglückselige Eahrer wäre betrunken gewesen.
    ***
    Mrs. Leesam wohnte in der sechzehnten Etage, verriet uns das Bewohnerverzeichnis in der Halle. An seinem erstaunten Portier vorbei marschierten wir zum Lift. Wir benutzten den Schnellaufzug, der nur alle fünf Etagen hält, stiegen beim dritten Halt aus und fuhren mit dem Paternoster eine Etage höher.
    Wir suchten die Apartmentsnummer, fanden sie und drückten auf den blanken Klingelknopf. Ein diskretes Summen wurde hinter der Tür hörbar.
    »Na, jetzt bin ich gespannt, was uns hier erwartet«, murmelte Phil.
    Er drückte genau aus, was auch ich empfand. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet. Ich sah, dass sie
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