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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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durch eine Sicherheitskette gehalten wurde. Im Halbdunkel hinter der Tür ahnte ich so etwas wie ein Gesicht und sagte: »Hallo. Wir…«
    Bevor ich weitersprechen konnte, war die Tür ganz geöffnet und eine alte Dame in einem langen schwarzen Kleid mit einer unwahrscheinlich langen Perlenkette sagte: »Oh, Sie sind sicher die beiden Herren, die mein Sohn angekündigt hat, nicht wahr. Die beiden Reporter aus Miami, habe ich Recht?«
    »Natürlich, Ma’am.« Wir beide nickten, wenn sie auch gerade erst erfahren hatten, dass wir in Miami Reporter waren.
    »Das ist reizend von Ihnen, dass Sie mich aufsuchen. Sie sind gute Freunde von Hariy, nicht wahr. Er schrieb es mir. Kommen Sie doch bitte herein. Sie müssen mir viel von meinem Jungen erzählen, ich habe ihn doch schon fast zwei Jahre nicht mehr gesehen.«
    Sie komplimentierte uns in den Flur und verriegelte die Wohnungstür sorgfältig hinter uns, bevor sie die Tür zu einem geräumigen Wohnzimmer öffnete. Wir traten über die Schwelle nachdem wir im Flur unsere derangierten Koffer abgestellt hatten.
    Verwundert blickten wir auf eine Gesellschaft von acht Männern, die in Hemdsärmeln um einen großen runden Tisch saßen. Schwere Tabakwolken zogen über ihre Köpfe. Fünf von den acht trugen ein Schulterhalfter mit einer Dienstpistole. Ein, zwei Minuten lang wurden wir schweigend gemustert, dann erhob sich ein massiver Kerl von vielleicht vierzig Jahren, streckte uns die Hand entgegen und brummte in einem sonoren Bass: »Ich bin Lloyd Stevens, der FBI-Boss von Frisco. Hallo, Jungens.«
    Wir schüttelten ihm die Hände. Er deutete auf seine Männer und stellte sie der Reihe nach vor. Es waren ein FBI-Arzt, der Leiter der Mordkommission, der Leiter der Presseabteilung, drei Mitarbeiter der Mordkommission und - ein Chinese. Der Asiate machte einen sehr gebildeten Eindruck, wozu auch das reine Oxford-Englisch beitrug, das er sprach. Er trug eine randlose Brille und hatte das Gesicht eines Gelehrten.
    »Diese beiden Boys hier heißen Jack Borris und Less Carson«, sagte Stevens in seinem Urweltbass, indem er auf uns zeigte. »Setzt euch Jungens. - Natürlich heißen sie nicht Borris und Carson, aber wozu soll ich euch die richtigen Namen sagen? Besser, ihr erfahrt sie gar nicht erst, so könnt ihr euch nicht vertun.«
    Wir steckten uns ebenfalls Zigaretten an und warteten gespannt. Die Versammlung so vieler FBI-Leute ließ auf einen aufregenden Fall schließen.
    Lloyd Stevens war eigentlich das genaue Gegenteil unseres New Yorker Districtschef. Während Minister High ein ruhiger, vornehmer und gütiger Mann ist, war Stevens wuchtig, direkt und hart wie Granit. Man sah es seinem Gesicht an, dass er schon verdammt viel schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
    »Damit ihr klar seht«, begann er, »wenn ihr nicht vorsichtig wie ein Luchs, listig wie ein Fuchs und aalglatt und wendig wie eine Schlange seid, dann gebe ich schon jetzt für euer Leben keinen halben Cent mehr. Ihr müsst bessere Diplomaten sein, als es je in unserem Auswärtigen Amt gegeben hat. Und ihr müsst im Ernstfall brutal sein können wir ein Unterweltboss.«
    Nach dieser verheißungsvollen Einleitung schwieg'er einen Augenblick, bevor er fortfuhr: »Zuerst wollen wir eure Rollen klarmachen. Ihr spielt solange, wie es nur eben möglich ist. Die Gegenseite wird euch zwar irgendwann bestimmt auf die Schliche kommen, denn die Brüder sind mit allen Wassern gewaschen, aber solange es eben geht, haltet ihr eure Rollen durch. Klar?«
    »Klar«, nickte Phil. »Und welches sind unsere Rollen? Bisher wissen wir nicht mehr, als dass wir Jack Borris und Less Carson heißen, Reporter sein sollen und angeblich aus Miami kommen.«
    »Genau«, sagte Stevens grinsend. »Mrs. Leesam hat einen Sohn, der in Miami in FBI-Diensten steht. Deshalb haben wir für euch Miami als Herkunftsort ausgesucht. Hier sind eure Brieftaschen.«
    Er schob uns zwei gebrauchte lederne Brieftaschen über den Tisch. Ich schlug meine auf und fand einen Führerschein für alle Klassen, ausgestellt auf den Namen Jack Borris. Das Bild darin zeigte zweifellos mich. Ich war bereit, tausend gegen eins zu wetten, dass dieses Passbild von unserer Zentrale in Washington zur Verfügung gestellt worden war. Außerdem lag ein Presseausweis in der Brieftasche, ebenfalls auf meinen neuen Namen ausgestellt. Meine Zeitung war die bekannte Illustrierte »Colliers«. Die Lohnbuchhaltung hatte sogar für zwei Gehaltsstreifen aus den beiden letzten Monaten
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