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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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bestaunten sie lange und gründlich.
    Phil und ich hatten zwei benachbarte Einzelzimmer bekommen, die leider keine Verbindungstür aufwiesen. Als wir abends gegen zehn Uhr mit einem Taxi ankamen, waren wir so müde, dass wir umgehend ins Bett krochen.
    Am nächsten Tag beschäftigten wir uns damit, unsere Rolle zu spielen und damit im Chinesenviertel aufzufallen. Wir knipsten wie die Wilden drauflos, wir unterhielten uns mit hundert und mehr Chinesen und Chinesinnen und notierten immer fleißig auf unseren Blöcken. Zunächst ging es uns darum, möglichst viele Bekanntschaften mit Chinesen zu machen.
    Am Nachmittag kam uns der Zufall zu Hilfe. Wir bummelten durch eine winzige Gasse, durch die keine vier Mann nebeneinander hätten gehen können. Schmutzige, teilweise auch nur sehr spärlich bekleidete Kinder spielten im Schmutz der Gasse und verbreiteten einen Gestank, der für eine europäische Nase bestialisch war.
    Etwa in der Mitte dieser Gasse stießen wir auf eine Gruppe von jenen Burschen, die man mit einem mir unangenehmen Ausdruck bezeichnet: Halbstarke.
    »Sieh an«, grinste Phil. »Die gibt es also auch bei den Chinesen. Scheint langsam ein internationales Problem geworden zu sein.«
    Wir waren noch ungefähr zehn Schritte von diesen fünf Burschen entfernt, die sich breit machten und kurzerhand den Passantenverkehr der Gasse absperrten. Sie unterhielten sich schnatternd über wer weiß was und nahmen die Leute einfach nicht zur Kenntnis, die sich auf beiden Seiten der Gruppe stauten und nicht weiter konnten.
    Ein sehr alter Chinese mit einem schlohweißen Bart sprach die Burschen mit einer Verneigung an. Sie reagierten nicht. Da versuchte er, sich zwischen ihnen hindurchzuschieben.
    Einer dieser Helden gab dem alten Mann einen Stoß, dass er zu Boden fiel. Er schlug sich die Stirn irgendwo auf, denn sofort lief ihm Blut über die rechte Wange.
    »Ich kümmere mich um den Mann«, sagte Phil.
    »Und ich um die tapferen Helden, die einen siebzigjährigen Greis besiegen können«, sagte ich und ging auf sie zu.
    Als ich dicht bei ihnen war, drehten sie sich alle zu mir und sahen mich herausfordernd an.
    Ich sah den einen an, der den alten Mann gestoßen hatte.
    »Du wirst dich sofort bei dem alten Herrn entschuldigen«, sagte ich langsam und gedehnt.
    »Einen Dreck werde ich«, kaute er im besten Friscoer Hafenslang hervor.
    »Doch, du wirst«, sagte ich freundlich. »Und ihr werdet euch hier so dünn machen, dass erwachsene Menschen weitergehen können.«
    »Sie kommen sich wohl enorm wichtig vor, was?«, grinste einer.
    »Machen Sie sich lieber dünn, sonst ziehen wir Sie mal auf Ihrer Nase über die Kopfsteine«, kläffte ein ganz Mutiger.
    Ich hing mir die Kamera um und legte meine beiden flachen Hände je einem der jungen Burschen auf die Brust, um sie beiseite zu schieben. Bei allem Verständnis für Jungenstreiche kann man ja nun nicht einfach zulassen, dass sie kurzerhand eine Gasse abriegeln.
    Die anderen wollten den beiden zu Hilfe eilen, denen ich die Hand auf die Brust gelegt hatte. Einer stellte mir ein Bein, ein zweiter knallte mir eine gar nicht so üble Sache in die Rippen.
    Well, ein G-man ist in Jiu Jitsu geschult, das können Sie mir glauben. Mit fünf harten Gangstern hätte er damit vielleicht nur eine geringe Chance, aber gegen fünf Halbwüchsige ist es wie reines Training.
    Ich wirbelte sie ein bisschen herum, blieb selbst auf den Beinen und vergnügte mich ganz gut dabei. Bis einer ein Schnappmesser zog. Da war es mit dem Spaß vorbei. Ich unterlief ihn und setzte ihm einen geraden Haken so haargenau auf den Punkt, dass er sofort die Augen verdrehte und vorübergehend ins Gefilde seliger Träume abreiste.
    Das brachte die anderen restlos um ihre Tapferkeit. Sie liefen wie die Wilden und waren verschwunden, bevor man ihnen noch etwas Passendes hätte sagen können. Ich drehte mich um und suchte Phil.
    Er half gerade, dem Alten ein weißes Taschentuch so um den Kopf zu binden, dass die blutende Wunde unter Verband kam. Ich ging hin.
    »Wohnen Sie weit?«, fragte Phil. .
    Der alte Chinese schüttelte den Kopf.
    »No. Gentlemen. Nur ein paar Häuser.«
    »Wir bringen Sie hin«, entschied Phil.
    Der Alte verneigte sich unter tausend Dankbeteuerungen. Er wolle uns nicht länger zur Last fallen, versicherte er.
    »Unsinn«, sagte Phil. »Wenn Ihnen unterwegs noch schlecht werden sollte, stürzen Sie womöglich noch ein zweites Mal. Und Ihre Knochen sind nicht mehr so bruchfest wie in
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