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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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früheren Jahren. Alte Leute brechen leicht etwas, da muss man vorsichtig sein. Kommen Sie.«
    Wir nahmen ihn in unsere Mitte und führten ihn durch die Gasse. Ein Stück weiter deutete er auf die Haustür eines winzigen Häuschens. Er bat uns, mit hereinzukommen. Wir taten es, denn uns lag ja daran, Bekanntschaften mit Chinesen zu machen.
    Er entschuldigte sich für ein paar Minuten, nachdem er uns zum Platznehmen genötigt hatte. Sein Wohnzimmer oder was es nun war, hatte ganz und gar chinesischen Charakter. Wir hockten uns auf die Matten nieder und sahen uns um. Ein paar Tuschezeichnungen hingen an der Wand. Sie waren von jener unnachahmlichen Weichheit in den Linien, von der fast greifbaren Weitläufigkeit, wie sie nur die Chinesen zeichnen können.
    Nach kurzer Zeit erschien der Alte wieder und stellte sich als Dr.Tchi Mang vor. Er sei Chemiker in der amerikanischen Industrie gewesen und habe sich jetzt mit der Pension ins Chinesenviertel zurückgezogen, um hier so etwas wie die verlorene Heimat wiederzufinden.
    An seiner Schläfe klebte jetzt ein kleines Pflaster und auf unsere Frage versicherte uns Tschi Mang, dass es nur eine völlig ungefährliche Wunde sei. Ein junges Mädchen erschien und trug Tee auf. Wir plauderten recht gemütlich, während wir in bedächtigen kleinen Schlückchen den Tee tranken.
    »Es ist ein Glück, dass der Zufall Sie in die kleine Gasse führte«, sagte Tschi Mang. »Meine Landsleute hätten es nämlich nicht so ohne weiteres gewagt, mit der Bande des jungen Choa Tse anzubinden. Er terrorisiert hier die ganze Gegend.«
    »Uns nicht, das verspreche ich Ihnen«, lachte Phil.
    »Sie wohnen ja auch nicht hier«, versetzte der Alte lächelnd, wobei man aber einen leichten Unterton heraushören konnte, der wohl ungefähr sagen sollte, deshalb hast du leicht reden.
    »Irrtum«, korrigierte Phil. »Wir wohnen beide hier im Chinesenviertel, wenn Sie das meinen, ›hier wohnen‹.«
    Tschi Mang stutzte.
    »Sie wohnen im Chinesenviertel?«
    »Ja«, nickte ich. »Im Hotel ›Zur goldenen Lotusblüte‹, wenn Sie das kennen.«
    Tschi Mang schien irgendwie erleichtert zu sein.
    »Das ist mir lieb zu hören, meine Wohltäter«, sagte er. »Ich fürchtete schon, Sie gehörten zu den Opiumhändlern, die in diesem Hotel ihr Hauptquartier haben.«
    »Was sagen Sie da?« riefen Phil und ich wie aus einem Munde.
    Jeder G-man kennt die furchtbaren Folgen des Rauschgiftgenusses so genau, dass er wie elektrisiert wird, wenn er etwas von diesem schmutzigsten aller schmutzigsten Geschäfte hört, auch wenn es gar nicht zu seinem augenblicklichen Auftrag gehört.
    »Ja«, sagte Tschi Mang, »der Besitzer des Hotels ist gleichzeitig der Besitzer mehrerer Opiumhöhlen. Außerdem hat er ein Heer von Verteilern, die es noch an private Interessenten verkaufen. Hier bei uns weiß das fast jeder.«
    »Und dann sollte es die Polizei nicht wissen?«, warf Phil skeptisch ein.
    Tschi Mang lächelte wieder.
    »Vielleicht weiß sie es. Aber wahrscheinlich hat sie keine Kunde davon erhalten. Chinesen können sehr verschwiegen sein gegen Weiße.«
    Das war ein kleiner Hieb für uns. Denn dass sich in der kleinsten weißen Gesellschaft ein Judas auf treiben lässt, ist ja eine altbekannte Tatsache.
    »Rauchen Sie selbst Opium?«, fragte ich, um das Gespräch beim Thema zu halten.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wünsche keine seligen Träume, die man mit seiner Gesundheit bezahlen muss. Ich habe nie eine Opiumpfeife angefasst und ich werde nie eine anfassen.«
    »Vernünftig«, meinte Phil. »Aber das ist eine sehr interessante Sache, Dr.Tschi Mang, die Sie uns da erzählt haben. Was können wir tun, um einmal in eine solche Höhle zu kommen? Unsere Zeitung würde uns Prämien für solche Fotos zahlen, das steht fest.«
    Tschi Mang sah uns ernst an. Erst nach einer ganzen Weile sagte er: »Wenn Sie es verlangen, kann ich Sie einführen lassen. Sie haben mir geholfen, also muss ich ihnen helfen. Vorher aber bitte ich Sie, es lieber nicht zu verlangen. Wenn man dort merken würde, dass Sie Fotos machen wollen, würden Sie bestimmt nicht wieder lebend herauskommen.«
    »Oh«, beschwichtigte ich, »so leicht geht uns keiner an den Kragen. Das haben schon andere Leute vergeblich versucht.«
    »Dort wird man es nicht nur versuchen, dort wird man es auch tun. Sie können nicht gegen eine Armee kämpfen. Und Si Tschu, das ist der Besitzer Ihres Hotels, verfügt über eine Armee. Vielleicht gehört ihm die Hälfte des ganzen
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