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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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Operation herrührt. Versuchen Sie herauszubekommen, ob Ihnen in dem Gesicht irgend etwas bekannt vorkommt. Und was die wie verbrüht aussehenden Fingerkuppen betrifft, so liegt der Verdacht nahe, daß sich der Mann gewissermaßen neue Fingerspitzenhäute zugelegt hat. Warum, dürfte Ihnen klar sein, Jerry. Nun berichten Sie von sich selbst!«
    Ich tat es.
    Der Chef schien mit meiner Arbeit zufrieden zu sein. Das sagte er nicht, aber ich merkte es trotzdem. Noch einmal mahnte er mich, schnellstens nach Buffalo zurückzufahren und mich um Phil zu kümmern. Er erwarte bald einen Anruf.
    »Nun, Mr. Cotton?« fragte der Chefinspektor und sah mich erwartungsvoll an.
    »Mein Kollege in Buffalo ist noch nicht in sein Hotel zurückgekehrt. Ich soll schleunigst nach Buffalo fahren. Hören Sie zu,’Mr. Mac Ginnis: Sie müssen mir helfen.«
    »Gern. Aber wie?«
    »Sie schieben mich als unerwünscht über die Grenze. Und zwar so, daß Harry McCoy umgehend davon erfährt. Warum ich als lästiger Ausländer angesehen werde, bleibt offen. Ich werde schon einen Grund erfinden. Auf diese Weise erscheint mein Wiederauftauchen in Buffalo gerechtfertigt. Natürlich komme ich wieder.«
    »Wird gemacht. Ich lasse Sie in einem Polizeiwagen nach Queenstown bringen. Von dort nach Buffalo ist es nicht mehr weit. Wann wünschen Sie zu fahren?«
    »Wenn es möglich wäre, sofort. Der Wagen muß erst vor dem Goldenen Anker halten, damit ich dem Wirt von meiner Ausweisung erzählen und nebenbei mein Köfferchen holen kann. Auf diese Weise erfährt es auch der Zwerg Harry McCoy.«
    Der Chefinspektor telefonierte, erteilte seine Befehle. Darauf unterhielten wir uns noch etwas, und dann verabschiedete ich mich mit kräftigem Händedruck.
    Mir brannte der Boden unter den Füßen. Immerfort hämmerte die Frage in meinem Hirn: Was ist mit Phil passiert?
    ***
    Ein Sturz über hundertsechzig Fuß dauert wenig mehr als dre'i Sekunden…
    Dieser Satz aus einer populärwissenschaftlichen Abhandlung schoß Phil Decker durch den Sinn, als er ins Bodenlose stürzte. Aller Wissenschaft zum Trotz vermeinte er von dem Augenblick an, in dem er den Boden unter sich verlor, bis zur Schrecksekunde, in der er endlich hart auf die Wasseroberfläche schlug, eine Ewigkeit durchlebt zu haben.
    Er schoß in die Tiefe des Gewässers und verbrauchte seine gesamte Kraft, um sich wieder an die Oberfläche zu arbeiten.
    Die unterirdische Strömung besaß eine furchtbare Gewalt. Immer wieder riß sie ihn von neuem in den Sog hinab, und als er nach geraumer Zeit endgültig auftauchte, war er kaum noch fähig, sich an einen Felsen zu krallen, der ihm einen glitschigen, nur wenige Hände breiten Halt bot.
    Dennoch ließ ihn sein Selbsterhaltungstrieb im Verein mit seinem gestählten Körper sich so weit emporziehen, daß er den rettenden Vorsprung schließlich mit der anderen Hand fassen konnte.
    Aber was half es?
    Da hing er nun, keuchend, wasserspuckend, mit dem Gefühl, an sämtlichen Gliedern wundgeschlagen zu sein, während er sich zurechtzufinden bemühte. Zum Glück war die Finsternis nur unvollkommen. Seine Augen gewöhnten sich an den offenbar vom Wasser ausgehenden phosphoreszierenden Dämmerschein, in dem er sich recht und schlecht zu orientieren vermochte.
    Leider hatte er während des Sturzes die Taschenlampe verloren, ebenfalls seine Pistole.
    Er befand sich in einem unterirdischen Flußlauf von einer ungefähren Breite von zwölf Fuß und zwanzig Fuß bis zur gewölbten Felsendecke. Seine Augen tasteten diese Höhle ab. An der winzigen Ausbuchtung sich länger halten zu können, war ausgeschlossen. Finger und Arme begannen abzusterben.
    Mehrere Versuche, sich ein wenig höher hinaufzuziehen, scheiterten. Erschöpft stöhnte er, rapide nahmen seine Kräfte ab.
    Da erinnerte er sich des in seiner Tasche steckenden ausschiebbaren Stahlhakens. Er setzte alles auf eine Karte. Entweder glückte es, oder er war verloren.
    Alle Willensstärke mobilisierend, schlug er die Krallen des Gerätes, so hoch es ging, in eine Rille, holte Luft, versuchte von neuem einen Klimmzug… und kam höher. Zuerst sechs Zoll, dann sieben, dann acht. Sein Kinn lag auf dem Felsvorsprung. Und sein rechter, nach einem Halt suchender Fuß fand eine winzige Vertiefung als Stütze.
    Trotzdem bestand kein Anlaß zu jubeln. Der Tod in den reißenden Fluten mochte aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sein.
    Auswegsuchend blickte er aufwärts. Und da — senkrecht über sich, entdeckte er in einer
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